Lars Ricken gibt sich keinen Illusionen hin. „Wir wissen, dass das ein ganz schweres und intensives Spiel wird. Schalkes Trainer Norbert Elgert hat ja schon angekündigt, dass seine Mannschaft alles dafür geben wird, um die Ehre zu retten“, erwartet Borussias Direktor des Nachwuchsleistungszentrums im Halbfinal-Rückspiel um die Deutsche Meisterschaft (Sonntag, 11 Uhr, Parkstadion Gelsenkirchen, live bei sky) noch ein hartes Stück Arbeit für seine U19. Das 5:1-Hinspiel-Ergebnis sei ein gutes Polster, „aber kein Ruhekissen“.

Auf der anderen Seite, so Ricken, „kennen wir unsere Mannschaft und den Trainer sehr gut. Wir wissen, dass die Spieler keinen Schritt weniger machen werden“. Mike Tullberg hat das Team in dieser Woche gezielt auf den zweiten Teil des Halbfinales vorbereitet. „Es ist Halbzeit und die Europapokal-Wettbewerbe haben gerade in dieser Saison gezeigt, was in den K.o.-Spielen alles möglich ist. Schalke hat nichts mehr zu verlieren “, wird Tullberg nicht müde, totale Konzentration einzufordern.

Es ist also Vorsicht geboten. Zumal Mike Tullberg mit dem Verlauf der ersten Halbzeit in der vergangenen Woche ganz und gar nicht einverstanden war. „Kein Tempo, keine Intensität, zu wenige Läufe in die Tiefe, zu viele leichte Fehler“, hatte der Fußball-Lehrer moniert und fordert nun in Gelsenkirchen das Gesicht ein, das seine Jungs im zweiten Durchgang zeigten. „Wenn Qualität und Mentalität zusammenkommen, dann ergibt das ein solches Resultat. Mir hat gefallen, dass die Mannschaft nach dem 2:1 nicht lockergelassen und nachgelegt hat“, war Lars Ricken angetan von der späteren „Top-Leistung“.

„Es war vor der Saison unser Ziel, in den nationalen Wettbewerben so viele Pflichtspiele wie möglich zu bestreiten. Jetzt stehen wir kurz davor, das maximal mögliche zu erreichen“, sagt Mike Tullberg und versichert: „Wir bereiten uns seriös vor und wollen auch das Rückspiel gewinnen.“ Unter seiner Regie hat die U19 noch kein Spiel verloren und lediglich zweimal unentschieden gespielt. Trotz dieser eindrucksvollen und im Junioren-Leistungsfußball wohl einmaligen Bilanz und obwohl fast alle Argumente für einen Finaleinzug sprechen, verschwendet er keinen Gedanken an das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft oder das DFB-Pokal-Finale am Freitag, 20. Mai, in Potsdam gegen den VfB Stuttgart. „Es geht jetzt allein darum, dass wir uns für das Endspiel qualifizieren. Alles andere spielt noch keine Rolle“, betont Tullberg. 

Abdoulaye Kamara laboriert noch an den Nachwehen seiner Verletzung. Samuel Bamba, der zuletzt wegen einer Muskelverletzung im Oberschenkel pausieren musste, absolviert wieder das Mannschaftstraining und könnte in den Kader zurückkehren. Dagegen muss Kapitän Dennis Lütke-Frie nach seiner Leisten-OP weiter zuschauen. Als erste Alternativen stehen Farouk Cisse, Bekir El-Zein und Michel Ludwig bereit.

Das zweite Halbfinale bestreiten am Samstag (11 Uhr, live bei sky) Hertha BSC und der FC Augsburg. Die Berliner rechnen sich nach dem 3:1-Hinspielsieg beste Chancen aus, wie vor vier Jahren ins Finale einzuziehen, und hätten dann am 29. Mai Heimrecht.
Wilfried Wittke