Ständig stehen Menschen Schlange vor dem SIGNAL IDUNA PARK. Am Donnerstagabend vielleicht zum ersten Mal wegen eines Buches. Hans-Joachim Watzke hat über "Echte Liebe: Ein Leben mit dem BVB" geschrieben. Als Stargast der Präsentation sorgt Ex-Trainer Jürgen Klopp für die Pointen in der Prosa. 400 Gäste, die im Rahmen der lit.Ruhr der Gesprächsrunde lauschen, krümmen sich mit Lachmuskelkater.

Watzke, als gebürtiger Sauerländer mit Wurzeln im Ruhrgebiet vor Pflichtspielen pessimistisch veranlagt, zitiert auf der Bühne aus dem Buch: "Wenn es ein Gen zum Glücklichsein gibt, dann ist das bei mir nicht besonders stark entwickelt." Klopp bricht in Lachen aus. "Das stimmt." Denn er ist das Gegenteil. Die Frohnatur aus dem Schwarzwald hat mit zwei Meistertiteln und dem DFB-Pokalsieg 2011 und 2012 eine Ära geprägt. Sportlich wie menschlich. Darum nimmt er bei der Lesung und in Watzkes Erinnerungen eine große Rolle ein. Diese Zeit und das, was Watzke für den BVB geleistet habe, sei speziell, sagt der Welttrainer des Jahres. Solche Beziehungen seien im heutigen Fußball einzigartig, betont Klopp. "Eine klassische Männerfreundschaft."

"So ein Verhältnis wird es wahrscheinlich nie wieder geben."

"So ein Verhältnis, wie ich es mit Jürgen über sieben Jahre beim BVB hatte, das hat es so vorher nicht gegeben", schreibt Watzke. "Und so ein Verhältnis wird es wahrscheinlich auch nie wieder geben." Was Klopp und Watzke verbindet? Beide sind Erfolgsmenschen, beide nahezu romantisch in den Fußball vernarrt, beide von ihren Vätern geprägt. "Ich bin ein Papa-Kind", gesteht Watzke und schmunzelt: "Meine Mutter hat schon wieder gemeckert, dass sie fast keine Erwähnung findet in dem Buch." Klopp sagt: "Wir haben beide, lapidar gesagt, ein ziemlich großes Mundwerk. Und wir haben beide kein Problem damit, was einzustecken." Ein kleiner Seitenhieb unter Freunden auf der Bühne - das Publikum dankt mit schallendem Gelächter.

2001 wurde Watzke Schatzmeister der Borussia, 2005 Geschäftsführer. Seine Verdienste suchen ihresgleichen. Mehrere Anfragen für ein Buch, für eine Biografie, habe er abgelehnt. "Das glaubt mir zwar niemand, aber ich mag das eigentlich nicht so." Letztlich habe ihn eine melancholische Reflektion geleitet: "Vielleicht kriegst du irgendwann mal Enkel. Dann kannst du denen mal was zeigen, dass der nicht nur Blödsinn im Leben gemacht hat." Also habe er sich gedacht, du machst das einmal, und im Leben nie wieder.

"... es sei denn, der erste Mann heißt Jürgen Klopp."

Michael Horeni, Sportredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, bekam den Zuschlag als Autor. Nach vielen gemeinsamen Gesprächen hat er ein Buch zusammengefasst, in dem seine Einblicke und die Erzählungen von Watzke und Klopp ineinanderfließen. Die Rettung vor der drohenden Insolvenz und der Anschlag auf die Mannschaft sind ebenso Thema wie die Meisterjahre und persönliche Anekdoten.

Abschlussfrage vom Moderator des Abends, Alexander  Bommes: "Herr Watzke, wenn Friedrich Merz Bundeskanzler würde, wären Sie dann lieber Finanz- oder Wirtschaftsminister?" Watzke: "Ich bin kein guter zweiter Mann." Es sei denn, der erste Mann (im sportlichen Bereich) heißt Jürgen Klopp.

Die Biographie ist ab sofort im BVB-Onlineshop erhältlich!

BVB-TV: Eindrücke von der Präsentation des Buches