Borussia Dortmund hat den Sprung auf Platz drei in der Bundesliga geschafft: In einem irren Fußballspiel in Mönchengladbach kam der BVB nach einer bärenstarken Leistung und einem zwischenzeitlichen 1:2-Rückstand zu einem 3:2 (1:1).

Vor 54.014 Zuschauern im ausverkauften Borussia-Park hatte Marco Reus Schwarzgelb per Strafstoß (Dahoud an Pulisic) in Führung gebracht (10.). Lars Stindl (43.) glich mit der ersten Chance der Gastgeber nach einem Abwehrpatzer des für den verletzten Nuri Sahin eingewechselten Mikel Merino überraschend aus (43.). Nach dem Wechsel sorgte ein Eigentor von Marcel Schmelzer (48.) für den unverdienten Rückstand. Der kurz zuvor eingewechselte Pierre-Emerick Aubameyang erzielte mit dem 2:2 (59.) seinen 27. Saisontreffer. Für den „Lucky-Punch“ sorgte Raphael Guerreiro, der per Kopf zum 3:2 (87.) traf.

Ausgangslage:
Nach dem 1:1 des 1. FC Köln gegen die TSG Hoffenheim konnte sich der BVB mit einem Sieg in der Tabelle auf Rang drei verbessern. „Vielleicht ist das noch eine kleine Extra-Motivation“, erklärte Thomas Tuchel vor der Partie. Apropos: Unter Tuchel gewann Schwarzgelb alle drei Duelle gegen die „Fohlen“. Die Gesamtbilanz gegen den VfL war vor dem 90. Bundesliga-Aufeinandertreffen bei 32 Siegen und 29 Niederlagen zudem positiv.

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Merino wurde in der 20. Minute für den verletzten Sahin eingewechselt.

Personalien:
Der BVB musste im Auswärtsspiel in Mönchengladbach auf Abwehrchef Sokratis verzichten. Der Grieche stand wegen muskulärer Probleme nicht zur Verfügung. Ebenfalls nicht dabei waren Marc Bartra (Arm- und Hand-OP), André Schürrle (Sprunggelenk), Mario Götze (Stoffwechselerkrankung) und Sebastian Rode (muskuläre Probleme). Gegenüber dem Champions-League-Spiel am Mittwoch in Monaco (1:3) nahm Thomas Tuchel fünf Wechsel vor: Bender, Kapitän Schmelzer, Castro, Dembelé und Pulisic starteten anstelle von Sokratis (muskuläre Beschwerden), Piszczek, Weigl, Kagawa und Aubameyang (alle auf der Bank) in der Startelf. Die Gladbacher traten mit derselben Elf an, wie beim 3:5 in Hoffenheim.

Taktik:
Gladbach verteidigte in einer 4-3-3-Grundordnung und baute in einem 4-2-4 auf. Die offensiven Mittelfeldaußen Traore (rechts) und Hofmann orientierten sich dann weit nach innen und zu Hahn auf eine Höhe, während sich Stindl – nominell zweite Angriffsspitze – etwas fallen ließ. Der BVB agierte in einer 3-4-3-Grundordnung mit Ginter, Bender und Schmelzer in der Dreierkette. Castro und bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechselung Sahin bildeten die Doppelsechs. Auf den Außen suchten Durm und vor allem Guerreiro immer wieder den Weg nach vorn zu Dembélé, Reus und Pulisic. Gegen den Ball ordnete sich Schmelzer, mitunter auch Durm in den Abwehrverband ein.

Spielverlauf und Analyse:
Der BVB hatte im Borussia Park über 45 Minuten eigentlich alles im Griff: 6:3 betrug zur Pause das Torschussverhältnis, 53 Prozent Ballbesitz und 3:1 Chancen sprachen bei einer Zweikampfquote von 46 Prozent ebenfalls für Schwarzgelb. Die Führung durch Marco Reus in der zehnten Minute war aufgrund der starken Anfangsphase mehr als verdient. Der gebürtige Dortmunder hatte - nach einem Foulspiel von Dahoud an Pulisic an der Strafraumgrenze - per Elfmeter das 1:0 erzielt. Ob das Foul vor oder auf der Linie gewesen ist, konnten selbst die TV-Bilder nicht auflösen. Reus war es egal, er war damit in seinen acht Bundesliga-Spielen gegen seinen Ex-Klub an zehn Toren direkt beteiligt (fünf Tore, fünf Vorlagen).

Kurz danach hätte Dembelé beinahe das 2:0 erzielt, Gladbachs Torwart Sommer parierte jedoch stark (12.). Pech - und das im doppelten Sinne - hatte der BVB, als Strobl auf der eigenen Strafraumlinie mit gestrecktem Fuß Sahin foulte (16.). Statt auf Strafstoß zu entscheiden, ließ Schiedsrichter Wolfgang Stark irrtümlicherweise weiterlaufen. Nuri Sahin wiederum musste mit Verdacht auf eine Bänderverletzung ausgewechselt werden. Für ihn kam Merino (20.).

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Dembelé bereitete das 2:2 von Aubameyang vor.

Ebenfalls den zweiten Dortmunder Treffer hatte Reus in der 28. Minute auf dem Fuß, seinen Drehschuss klärten jedoch Sommer und Strobl. Und Gladbach? Die Gastgeber hatten ihre Mühe mit der Borussia, kamen mit der hoch stehenden Abwehr nicht zurecht. Offensivszenen gab es nicht - bis zur 43. Minute. Im Aufbauspiel 25 Meter vor dem eigenen Strafraum passte Merino direkt in den Fuß von Hahn, der wiederum schickte Stindl über die linke Seite in den Strafraum - 1:1 (43.). Der Kapitän erzielte mit der ersten Gladbacher Torchance aus dem Nichts den Ausgleich und Pausenstand.

Nach dem Seitenwechsel wurde der BVB erneut eiskalt erwischt. Nach der ersten Ecke der Gastgeber lief Schmelzer in eine Hereingabe von Wendt hinein und beförderte den Ball ins eigene Tor (48.). Da Castro mit der Ferse einen Millimeter noch die Torlinie berührte, hob er damit die Abseitsposition von Wendt bei der Ballabgabe von Stindl auf. 

BVB dreht nach Rückstand auf

Schwarzgelb zeigte sich jedoch nicht beeindruckt von dem unverdienten Rückstand und war weiterhin spielbestimmend. Aubameyang, der für Reus in die Partie gekommen war (57.), erzielte in der 59. Minute mit seinem zweiten Ballkontakt den Ausgleich. Dembelé hatte die Vorarbeit geleistet, während „Auba“ Gladbachs Sommer aussteigen ließ und aus spitzem Winkel halbhoch ins lange Ecke vollendete - das 27. Saisontor des Gabuners. Nach einer guten Stunde hätte Pulisic nach Dembelés Hereingabe beinahe das 3:2 erzielt, brachte jedoch zu wenig Druck hinter den Ball und zielte zudem mittig, direkt auf Yann Sommer.

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Nuri Sahin war gerade wieder in topform, in Gladbach musste er verletzt ausgewechselt werden.

Gladbach, das nun mehr Zweikämpfe gewann, kam erst in der Schlussviertelstunde wieder gefährlich vors Dortmunder Tor: Bürki rettete aber gegen Hermann (77.). Die größte Möglichkeit zum Sieg hatte jedoch der BVB: Guerreiros Schuss landete jedoch am rechten Innenpfosten (83.). Der Portugiese machte es vier Minuten später jedoch besser: Castro trat einen Freistoß von der halblinken Position, Guerreiro stieg zum Kopfball hoch - 3:2 (87.).

Ausblick:
Mit einem Sieg in München will der BVB am kommenden Mittwoch das Ticket fürs Pokalendspiel in Berlin lösen. Anstoß in der Allianz-Arena ist um 20.45 Uhr. In der Bundesliga empfängt Schwarzgelb am Samstag (15.30 Uhr) den 1. FC Köln im SIGNAL IDUNA PARK.

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