Borussia Dortmund hat sich am 3. Spieltag der UEFA Champions League mit einem 2:1 (2:0)-Auswärtssieg bei Sporting Lissabon eine glänzende Ausgangsposition im Kampf um den Einzug ins Achtelfinale verschafft. In einer hart umkämpften Partie trafen Pierre-Emerick Aubameyang und Julian Weigl für den BVB.

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Pierre-Emerick Aubameyang und Shinji Kagawa

Es berichtet Boris Rupert

Borussia hatte die Verletzungssorgen zunächst zuhause gelassen und agierte mit einer extrem jungen Mannschaft (Durchschnittsalter knapp über 23 Jahre) 65 Minuten lang cool und clever. Aubameyang brachte die Schwarzgelben mit einem sehenswerten Treffer in Führung (9.), Weigl sorgte kurz vor der Pause für das 0:2. Ein indirekter Freistoß brachte Sporting zurück ins Spiel (67.). Der Vorsprung schmolz – und auch das Personal: Bartra und Ginter mussten raus.

Ausgangslage: 
Sporting hatte drei der letzten vier Pflichtspiele (bei einem Remis) gewonnen und trat entsprechend selbstbewusst auf im Duell zwischen dem Tabellendritten und dem -ersten dieser Vorrundengruppe der UEFA Champions League, dem ein vorentscheidender Charakter im Kampf um das Erreichen des Achtelfinals beigemessen wurde, jedenfalls in Addition von Hin- und Rückspiel (dieses findet am 2. November in Dortmund statt). Sportings Bilanz gegen deutsche Klubs war negativ: Von den zwölf Heimspielen waren nur zwei gewonnen worden (bei fünf Unentschieden und fünf Niederlagen). Der BVB hatte von neun Europapokal-Auswärtsspielen unter Thomas Tuchel sechs siegreich gestaltet.

Personalien: 
Sokratis und Bartra meldeten sich nach überstandenen Blessuren im Adduktorenbereich einsatzfähig und besetzten die Innenverteidigung. Ginter rückte auf die rechte Abwehrseite, Passlack wechselte von rechts nach links für den verletzten Schmelzer. Diese Position hatte der 18-Jährige schon in dem einen oder anderen Vorbereitungsspiel bekleidet. Rechtsverteidiger Piszczek stand nach überwundenen Kniebeschwerden zwar wieder zur Verfügung, saß aber ebenso wie Mor, Rode, Sahin und Burnic sowie in Ermangelung weiterer Feldspieler gleich zwei Torhütern (Weidenfeller, Bonmann) auf der Bank. Insgesamt fehlten ja neun verletzte Akteure: Schürrle, Reus, Schmelzer, Guerreiro, Castro, Bender, Ramos, Subotic und Durm, dazu die in der UEFA Champions League nicht spielberechtigten Merino und Park.

Taktik: 
Der BVB hatte zu Beginn Probleme in der Spieleröffnung, da Sporting früh störte und insgesamt sehr hoch verteidigte. Das bot den in einem 4-3-3-System angetretenen Borussen mit Pulisic und Dembélé auf den Flügeln sowie Götze und Kagawa auf den offensiven Halbpositionen des Mittelfelds durchaus freie Räume bei schnellen Gegenangriffen. Lissabon agierte in einem ausgesprochen offensiven 4-1-3-2 mit zwei Spitzen und zwei offensiven Außen im Mittelfeld.

Spielverlauf & Analyse:
Die Borussia verstand es geschickt, den Plan der Portugiesen zu torpedieren und sich durch geschickte Umschaltaktionen Vorteile zu verschaffen, in der Anfangsphase meist über den sehr agilen Aubameyang, der zusätzlich auf die rechte Seite auswich. Und so entstand auch der frühe Führungstreffer: Götze gewann im Zentrum einen wichtigen Zweikampf gegen die hoch aufgerückten Gastgeber und spielte den Ball perfekt auf den rechten Flügel. Aubameyang war mit Ball schneller als Innenverteidiger Ruben Semedo und blieb vor dem Tor cool. Anders als Berlins Keeper Jarstein, der am Freitag einen Aubameyang-Lupfer an den Pfosten ablenken konnte, kam Rui Patricio an diesen Ball nicht mehr heran (9.).

Immer wieder Aubameyang gegen Rui Patricio

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Julian Weigl traf kurz vor der Pause zum 0:2.

Neun Minuten später lag das 0:2 in der Luft, doch zum einen konnte Rui Patricio Aubameyangs Kopfball mit Mühe parieren, zum anderen war nach Passlacks Hereingabe die Abseitsfahne korrekterweise oben. Dennoch war es ein weiterer von zahlreichen guten und durchdachten Gegenangriffen der ganz in Gelb angetretenen Borussen, die trotz der zahlreichen Ausfälle und der damit verbundenen Umstellungen reif und clever agierten und die heimstarken Portugiesen (bisher fünf Spiele, fünf Siege in allen Wettbewerben) nicht ins Spiel kommen ließen.

Jedenfalls solange nicht, wie sich keine Leichtsinnsfehler einschlichen. In Minute 32 patzte zunächst Sokratis dann Weigl, schließlich kam Passlack im Strafraum gegen Elias nicht mehr in den Zweikampf, störte aber doch so entscheidend, dass der Schuss unplatziert war, Bürki mit der Schulter zur Ecke ablenken konnte.

Diese Unaufmerksamkeiten rüttelten die gesamte Mannschaft wieder wach. Ginter setzte erstmals zu seinen aus der vergangenen Saison so effektiven Vorstößen über die rechte Bahn an, flankte nach innen, Rui Patricio wehrte ab, Aubameyang setzte nach, suchte und fand zehn Meter vor dem Tor eine gute Schussposition, doch Portugals EM-Torhüter war blitzschnell unten und parierte stark (35.). Auf der anderen Seite schoss Coates den Ball nach einer Ecke ins BVB-Tor, doch Schiedsrichter Skomina hatte ein Foul von Dost an Bürki gesehen (39.) – durchatmen.

Weigl mit seinem ersten Tor für den BVB

Es ging hin und her in dieser Phase: Aubameyang kam aus elf Metern zum Abschluss und schoss haarscharf am rechten Pfosten vorbei (40.). Und dann kam Weigl: Weit in der gegnerischen Hälfte fing er einen Aufbaupass ab, marschierte noch ein paar Meter und zog aus 19 Metern ab – 0:2 (43.). Für den EM-Teilnehmer war es das erste Tor überhaupt im Trikot von Borussia Dortmund.

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Voller Einsatz: Sokratis gegen Bas Dost.

Sporting attackierte zu Beginn der zweiten Halbzeit mit Vehemenz, und das überwiegend über die rechte Seite. Passlack wurde in viele Zweikämpfe verwickelt, sah früh die Gelbe Karte, machte seine Sache aber insgesamt gut.

Pulisic trifft nur die Querlatte

Ein Rückpass von Bartra auf Bürki brachte Sporting zurück ins Spiel – indirekter Freistoß im Sechzehner. Genau zehn Meter lag das Spielgerät von der Torlinie entfernt. William Carvalho berührte den Ball, und der eingewechselte Bruno César versenkte ihn mit Brachialgewalt zum 1:2  (67.). Keine 120 Sekunden später verfehlte ein Dost-Kopfball das Tor nur Haaresbreite. Zu allem Unglück mussten dann innerhalb von drei Minuten auch noch Bartra und Ginter verletzt runter. Die Viererkette agierte nun in einer Besetzung, die es noch nicht einmal im Training gegeben hatte: Rode – Piszczek – Sokratis – Passlack.

Schiedsrichter Skomina ließ in dieser Phase viel zu viel laufen. Campbells Foul an Dembélé war dunkelgelb (76.). Und bei den Entlastungsangriffen fehlte den Borussen dann auch noch das nötige Quäntchen Glück: Pulisic traf aus 17 Metern die Querlatte (78.). Am Ende war es nur noch ein verbissener Kampf auf beiden Seiten mit vielen undurchsichtigen Situationen. Borussia versuchte, den knappen Vorsprung über die Zeit zu retten. Passlack musste von Krämpfen geplagt vom Platz getragen werden (90.+2). Kagawa schoss im Strafraum einen Gegenspieler an (90.+3), und nach 96 Minuten und 58 Sekunden war Schluss!

Ausblick: 
Am Samstag (15.30 Uhr) tritt Borussia Dortmund im Kampf um Bundesliga-Punkte beim FC Ingolstadt an – dann folgen drei Heimspiele in Pokal (Union Berlin, Mittwoch, 26. Oktober), Liga (Schalke 04, Samstag, 29. Oktober) und dann eben das Rückspiel gegen Sporting (Mittwoch, 2. November).

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