Borussia Dortmund ist erneut zumindest für eine Nacht an die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga gestürmt. Zum Auftakt des 23. Spieltags gewann der BVB am Freitag das Spitzenspiel gegen Leipzig mit 2:1 (2:0).

Es berichtet Boris Rupert

81.365 Zuschauer im ausverkauften SIGNAL IDUNA PARK sahen ein packendes Spitzenspiel, in dem sich der BVB vermehrt auf Konter verlegte und durch Tore von Reus (21.) und Can (39.) mit 2:0 in Führung ging. Druckvolle Leipziger verkürzten in der 74. Minute durch Forsberg auf 1:2, doch mit Glück und Leidenschaft holte der BVB die nächsten drei Punkte.

Ausgangslage:   
Zweiter gegen Vierter. Die Westfalen gingen mit vier Punkten Vorsprung auf die Sachsen ins direkte Duell. In Dortmund gab es in den sechs Aufeinandertreffen zuvor drei BVB-Siege, ein Remis und zwei Leipziger Erfolge. Schwarzgelb war seit acht Bundesliga-Heimspielen ungeschlagen (sieben Siege, ein Remis), Leipzig auswärts seit sieben Runden unbesiegt.

Personalien:   
Borussia musste kurzfristig ohne Kobel (muskuläre Probleme) sowie ohne Adeyemi (Muskelfaserriss), Moukoko (Syndesmoseanriss), Malen (Schlag auf den Knöchel), Duranville und Morey (beide Aufbautraining) auskommen und trat mit drei Veränderungen zum Auswärtssieg am vergangenen Wochenende in Hoffenheim an: Ryerson und Özcan ersetzten Guerreiro und Bynoe-Gittens in der Startelf, zudem stand Meyer für Kobel im Tor.

Taktik:   
Der BVB startete im 4-3-3 mit Brandt und Reus auf einer Höhe mit Mittelstürmer Haller. Gegen den Ball verschob sich das in ein 4-1-4-1. Can agierte wie immer zwischen den Ketten, im Aufbau ließ er sich noch tiefer fallen, zwischen die beiden Innenverteidiger. Die Besetzung der Leipziger Positionen waren im hinteren Mannschaftsteil klar: Viererkette, Schlager und Haidara als Doppelsechs davor. Die vier Offensivspieler aber hatten „freie Platzwahl“, überwiegend waren Nkunku und Silva als Doppelspitze unterwegs, so war es dann ein 4-2-2-2 bei den Gästen, die ein sehr intensives Pressing betrieben, den BVB hoch anliefen. Dadurch ergaben sich aber auch Räume, die Schwarzgelb mit langen Bällen nutzte, so bei beiden „Toren“ in der ersten Hälfte, dem nicht gegebenen 1:0 durch Brandt sowie vor dem Elfmeter.

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Spielverlauf & Analyse:
Nach vier Minuten hatte Meyer seine erste Bewährungsprobe. Den knallharten Abschluss von Szoboszlai parierte er im Nachfassen. In einem sehr intensiven Spiel hatte Leipzig in den ersten 15 Minuten leichte Vorteile, verbuchte die ersten drei Abschlüsse, den bis dahin aussichtsreichsten durch Nkunku, der aber aus zwölf Metern deutlich verzog (7.). Früh gab es zweimal Gelb gegen die Gäste (Nkunku, Haidara).

Nach knapp einer Viertelstunde war der BVB besser im Spiel. Bellingham schlug kurz hinter der Mittellinie einen Ball in den Lauf von Brandt. Ballannahme und Ballmitnahme waren (fast) perfekt, ebenso der Abschluss, doch der Treffer zählte nicht, weil die Kugel zwischenzeitlich hauchzart den Unterarm des Torschützen touchiert hatte (13.). Korrekte Entscheidung. Leider.

Fünf Minuten später wieder ein langer Ball, wieder auf Brandt, diesmal von Wolf. Brandt drang über rechts in den Strafraum ein. Im letzten Moment klärte Gvardiol zur Ecke. Das Fernglas aber war justiert. In der 20. Minute war es erneut Wolf mit einem 40-Meter-Pass, nun auf Reus, der vorbei war an Keeper Blaswich und zu Fall kam. Reus trat zum Elfmeter an und verwandelte sicher: flach in die linke Ecke (21.).

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Vor der Pause kam dann Leipzig wieder stärker auf, vergab in Person von Halstenberg aus kurzer Distanz eine dicke Chance zum Ausgleich (35.) – und musste dann das zweite Gegentor schlucken. Wieder war ein langer Ball der Ausgangspunkt. Brandt wurde auf dem rechten Flügel von Halstenberg abgeräumt. Es folgte ein Freistoß (Brandt), den Szoboszlai zu kurz abwehrte. 18 Meter vor dem Tor fackelte Can nicht lange. Per Aufsetzer jagte er den Ball Richtung linkes Eck, Blaswich kam zwar noch ran, doch via Unterkante der Latte landete er zum 2:0 im Netz (39.).

Viel Leipziger Ballbesitz durchgängig im zweiten Durchgang. Der BVB verteidigte leidenschaftlich und ließ zunächst auch nicht mehr zu als Silvas Schlenzer, der knapp am Pfosten vorbeistrich (48.), verlor aber zunehmend den Zugriff aufs Spiel. Erst in der 67. Minute kam Schwarzgelb wieder zu einer Tormöglichkeit – einer ganz dicken: Reus zog aus 13 Metern ab, aber Blaswich fischte die Kugel noch aus dem Winkel. Sekunden später verhinderte Meyer auf der anderen Seite gegen Silva den Anschlusstreffer, den aber Forsberg dann in Minute 74 besorgte. Simakan hatte von der rechten Seite ins Zentrum verlagert, wo Schlager einen Chipball nach links in den Strafraum spielte auf Raum, dessen scharfe Hereingabe Forsberg am zweiten Pfosten per Grätsche über die Linie spitzelte.

In der Schlussphase stellte der BVB mit Hummels‘ Hereinnahme (82.) um auf ein 5-4-1. Leipzig bestritt die letzten Minuten in Unterzahl, da Schlager verletzt raus musste, blieb aber dominant und kam noch zu zwei Großchancen für Werner und Forsberg, doch Schlotterbeck (90.+4) und Meyer (90.+5) retteten den Sieg ins Ziel.

Ausblick:   
Am Montag fliegt die Mannschaft nach London zum Achtelfinal-Rückspiel der UEFA Champions League gegen den FC Chelsea, das am Dienstag um 21 Uhr deutscher Zeit angepfiffen wird. Am Samstag kommender Woche steht dann das 160. Revierderby auf dem Spielplan. Anstoß in Gelsenkirchen ist um 18.30 Uhr.

Teams & Tore

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Fußball-Bundesliga, 23. Spieltag
BORUSSIA DORTMUND – RASENBALLSPORT LEIPZIG  2:1 (2:0)

Bor. Dortmund: Meyer – Wolf, Süle, Schlotterbeck, Ryerson – Can – Bellingham, Özcan (82. Dahoud) – Brandt (82. Hummels), Haller (73. Modeste), Reus (73. Bynoe-Gittens)
Rasenballsport Leipzig: Blaswich – Henrichs, Orban (71. Simakan), Gvardiol, Halstenberg (61. Raum)  – Haidara (84. Kampl), Schlager – Szoboszlai, Forsberg – Silva (71. Poulsen), Nkunku (84. Werner)
Bank: Reyna, Guerreiro, Meunier, Passlack – Nyland, Klostermann, Clark
Tore: 1:0 Reus (21., Foulelfmeter, Blaswich an Reus), 2:0 Can (39.)
Eckstöße: 4:6 (Halbzeit 3:1), Chancenverhältnis: 5:8 (4:2)
Schiedsrichter: Jablonski (Bremen), Gelbe Karten: Özcan, Brandt – Nkunku, Haidara, Halstenberg, Silva, Henrichs
Zuschauer: 81.365 (ausverkauft), Wetter: trocken, 3 Grad