Um 22.55 Uhr explodierte das Stadion am Mittwochabend ein vorletztes und dann ein letztes Mal. Zunächst fischte Gregor Kobel einen Schuss von Enzo Fernandez aus dem Winkel, kurz darauf beendete Schiedsrichter Manzano die fünfminütige Nachspielzeit. Fußball-Dortmund feierte in ohrenbetäubende Lautstärke einen 1:0-Erfolg im Achtelfinal-Hinspiel der UEFA Champions League gegen den FC Chelsea.

„Es war nach dem Motto Auf geht’s Dortmund, kämpfen und siegen. Wie wir uns gegen ein Gegentor gewehrt haben, war richtig gut“, lobte Trainer Edin Terzic nach dem intensiven, mitreißenden Spiel vor 81.365 begeisterten Zuschauern. Er freute sich über die „außergewöhnlich laute Stimmung“, stellte aber auch deutlich heraus: „Es war nicht unsere beste Leistung. Wir wissen, dass wir besser Fußball spielen können.“ Zu zwölft, mit den Fans im Rücken, hat es aber doch geklappt, einen starken, über weite Strecken der zweiten Halbzeit dominanten Gegner zu bezwingen. Terzic: „Das war die beste Halbzeit, die Chelsea in diesem Kalenderjahr gespielt hat.“

11:4 hatte die Torschuss-Bilanz zur Pause gelautet, 14:19 nach dem Schlusspfiff. Das Tor von Karim Adeyemi fiel zum richtigen Zeitpunkt, nach etwas mehr als einer Stunde inmitten der ersten großen Chelsea-Welle. Was für ein Tor! Die Londoner hatten einen Eckball, den Havertz nicht platziert aufs Tor brachte. Über Süle kam er zu Guerreiro, der ihn artistisch aus dem Strafraum beförderte, aber hier schon mit dem Blick auf Adeyemi. Der startete an der Sechzehnmeterlinie, nahm die Kugel auf Höhe des Mittelkreises an, „er beschleunigt direkt mit der zweiten Ballberührung“, so Terzic, nimmt es mit Ball am Fuß mit Weltmeister Fernandez auf, schüttelt ihn ab, umkurvt den herausstürzenden Schlussmann Kepa und schiebt aus vier Metern ein zum 1:0. Es war ein Spurt über exakt 85 Meter. „Karim ist eine Waffe. Jedem Gegner fällt es schwer, ihn zu verteidigen“, sagte Terzic über seinen Spieler, dem es im BVB-Trikot zunächst schwergefallen war, Fahrt aufzunehmen, der nun aber in seinem dritten Spiel in Serie ein wichtiges Tor erzielt hat. Noch einmal Edin Terzic: „Er hat genau da angeknüpft, wo er aufgehört hat vor seiner Sperre. Genau so brauchen wir ihn bis zum Abschluss der Saison.“

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Vorne ein Traumtor, hinten ein phänomenaler Torwart, der acht Schüsse entschärfte. „Wir haben in den vergangenen Wochen wiederholt gezeigt, dass wir einen guten Kader haben, der nicht nur aus der großen individuellen Qualität der Spieler besteht, sondern dass wir jetzt auch als Mannschaft aufeinander aufpassen“, so Terzic, der auf die 78. Minute anspielte. Gregor Kobel hatte auch den Schuss von Kalidou Koulibaly pariert, doch der Ball hatte so viel Wucht, dass er weiterrollte. Im letzten Moment kratzte Emre Can ihn von der Linie. Terzic: „Wenn Gregor mal geschlagen ist, ist Emre dann da. Das wollen die Leute sehen: Dass man bis zum Schluss um alles kämpft.“

Nicht alles hatte ihm gefallen. Der Trainer monierte leichte Ballverluste, fehlendes Timing, falsche Entscheidungen im letzten Drittel. Dennoch stand nach diesen aufregenden 95 Minuten der wettbewerbsübergreifend siebte Sieg in Serie. „Das ist herausragend gut, aber noch mit sehr viel Luft nach oben und mit sehr viel Arbeit, die vor uns liegt.“ Mit Blick auf das Rückspiel in knapp drei Wochen an der Stamford Bridge merkte er an: „Es war nur ein Schritt, den wir getan haben. Nach London fahren wir nur mit einem leichten Vorteil.“
Boris Rupert

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