Borussia Dortmund hat das Achtelfinale im DFB-Pokal erreicht! Der BVB setzte sich beim Zweitligisten Hannover 96 nach turbulenten 95 Minuten mit 2:0 (1:0) durch. Youssoufa Moukoko und Jude Bellingham schossen die Tore. Bester Mann auf dem Platz war Gregor Kobel.

Aus Hannover berichtet Boris Rupert

Der BVB wackelte vor 49.000 Zuschauern in der Defensive mehrfach bedenklich und konnte sich bei Kobel bedanken, der mit Glanzparaden fünf mögliche Gegentreffer verhinderte und den Weg dafür ebnete, dass sein Team sogar mit einer Führung in die Pause gehen konnte: Moukoko markierte sie in der elften Minute aus spitzem Winkel; gewertet wurde der Treffer als Eigentor von Arrey-Mbi. Per Elfmeter sorgte Bellingham in der 76. Minute für die Entscheidung. Adeyemi sah nach einer Notbremse die Rote Karte (85.).

Ausgangslage:   
Hannover belegte Rang fünf in der Zweitliga-Tabelle. Bis 2019 war der Klub17 Jahre lang fast durchgängig Erstligist gewesen. Von den vorangegangenen sechs Gastspielen an der Leine hatte der BVB nur eins verloren, drei gewonnen. Die Bundesliga-Auswärtsbilanz war mit elf Siegen gegenüber acht Remis und acht Niederlagen positiv; die Gesamt-Bilanz (29-16-16) sprach ebenfalls klar für den BVB.

Personalien:   
Neben Bynoe-Gittens, Dahoud (beide Schulter-OP), Haller (Tumor-OP), Morey (Knie-OP) und Wolf (Infekt) musste der BVB erneut auf Kapitän Reus verzichten. Auf die 0:2-Niederlage am Sonntag bei Union Berlin reagierte Trainer Terzic mit drei Änderungen: Hazard, Brandt, Malen ersetzten Adeyemi, Bellingham und Hummels (alle Bank). Süle führte die Elf als Spielführer an.

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Taktik:   
Nach 3-5-2 und 4-3-3 kehrte Borussia zum 4-2-3-1-System zurück. Can und Özcan bildeten vor der Viererkette die Doppelsechs, Hazard, Brandt und Malen die offensive Mittelfeldreihe hinter Moukoko, der einzigen Spitze. Beim Aufbau ließ sich Can häufig zwischen die Innenverteidiger fallen; Meunier und Guerreiro rückten dann auf den Außenpositionen weit auf. Hannover verteidigte mit Fünferkette und zwei zentralen, defensiven Mittelfeldspielern davor. Bei Ballbesitz marschierten die Außen Muroya (links) und Dehm mit nach vorne, wo Nielsen, Beier und Weydandt häufig die Positionen tauschten. Hannover variierte zwischen ein, zwei und drei Spitzen.

Spielverlauf & Analyse:
Das historisch sechste Aufeinandertreffen zwischen beiden Klubs im DFB-Pokal begann mit einer Schrecksekunde aus Dortmunder Sicht. Beim ersten Eckball der Partie tauchte ein Borusse unter dem Ball hindurch, und plötzlich standen zwei Hannoveraner blank: Der von hinten heranstürmende Nielsen nahm ihn volley, doch Kobel verhinderte mit einem Reflex den frühen Rückstand (6.). Stattdessen ging der BVB mit dem ersten gelungenen Angriff in Führung. Brandt leitete einen hohen Ball aus der Drehung artistisch sehenswert weiter zu Moukoko. Neumann ging dazwischen, doch Hazard setzte rechts nahe der Grundlinie nach, eroberte den Ball und leitete ihn weiter zu Moukoko. Der versuchte es aus spitzem Winkel und hatte Glück, dass Arrey-Mbi den Ball genau zwischen Torwart Weinkauf und dem Pfosten hindurch ins eigene Tor abfälschte (11.).

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Borussia erspielte sich in der Folge vorübergehend vielversprechende Räume und kam zu weiteren Möglichkeiten. Die Beste hatte der agile Moukoko in der 17. Minute, als er aus 17 Metern mit links scharf und präzise abzog, doch Weinkauf noch eine Hand an den Ball bekam. Doch die Dortmunder Defensive verriet Unsicherheiten und bot Hannover Lücken. In der 31. Minute konnte Nielsen halblinks im Strafraum abziehen – Kobel parierte klasse mit dem linken Fuß. 60 Sekunden später tauchte Beier nach Doppelpass halblinks im Strafraum auf, versuchte es ebenfalls aus kurzer Distanz, wieder klärte Kobel mit dem linken Fuß. Auch wenn der BVB nach 45 Minuten ein Torschuss-Plus verbuchte (7:4), zweikampfstärker war und mehr Ballbesitz hatte, war die Führung zur Pause schmeichelhaft, sehr schmeichelhaft.

Auch der zweite Durchgang begann mit einem Schreckmoment: Can wäre nach 18 Sekunden beinahe ein Eigentor unterlaufen – haarscharf ging der Klärungsversuch nach Weydandts Hereingabe am eigenen rechten Pfosten vorbei. In der 52. Minute schoss der freistehende Weydandt aus sechs Metern am Tor vorbei. Nach knapp einer Stunde musste Meunier nach einem Ellenbogenschlag ins Gesicht verletzt runter. Hummels kam und mit ihm auch Bellingham, der nun im 4-3-3 gemeinsam mit Özcan hinter drei Spitzen agierte, Can allein auf der „Sechs“, Süle nun rechter Verteidiger.

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Hummels klärte gegen Beier zur Ecke (64.), Malen gab den ersten Dortmunder Torschuss in Halbzeit zwei ab, der knapp vorbei ging (65.), und vier Minuten später war es abermals Kobel mit einer Glanzparade, diesmal gegen Nielsens Hammer aus 16 Metern. Das 1:1 lag weiter in der Luft – stattdessen aber fiel das 0:2. Nach einem Konter wurde Bellingham im Strafraum abgeräumt. Neumann traf zwar auch den Ball, aber der Einsatz war zu wuchtig, so dass Schiedsrichter Jablonski auf den Punkt zeigte. Bellingham trat selbst an und traf platziert ins linke Eck (71.). Doch Hannover gab sich nicht auf. Adeyemi stoppte den durchgebrochenen Köhn zwar unmittelbar vor der Strafraumlinie, so dass es keinen Elfmeter gab, wohl aber die Rote Karte nach dieser Notbremse. Den folgenden Freistoß blockte Özcan, und kurz danach gab es die nächste Großchance für Hannover, und wieder wehrte Kobel fantastisch ab (gegen Köhn, 87.).

Ausblick:   
Für den BVB geht es mit zwei der nur noch drei Heimspiele bis Jahresende weiter: Am Samstag (15.30 Uhr) gastiert der VfB Stuttgart im SIGNAL IDUNA PARK, am Dienstag kommender Woche kommt Manchester City (21.00 Uhr).

Teams & Tore

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DFB-Pokal, 2. Hauptrunde
HANNOVER 96 – BORUSSIA DORTMUND  0:2 (0:1)

Hannover 96: Weinkauf – Dehm (75. Stolze), Neumann, Börner, Arrey-Mbi, Muroya – Kunze (75. Leopold), Besuschkow – Nielsen (82. Kerk), Beier, Weydandt (75. Köhn) 
Bor. Dortmund: Kobel – Meunier (62. Hummels), Süle, Schlotterbeck, Guerreiro – Can, Özcan – Hazard (68. Reyna), Brandt (62. Bellingham), Malen (68. Adeyemi) – Moukoko
Bank: Zieler, Celebi, Schaub, Tresoldi, Foti – Meyer, Modeste, Passlack, Rothe, Papadopoulos
Tore: 0:1 Arrey-Mbi (11., Eigentor, Vorarbeit Moukoko), 0:2 Bellingham (71., Foulelfmeter, Neumann an Bellingham)
Eckstöße: 7:5 (Halbzeit 3:4), Chancenverhältnis: 10:5 (4:2)
Schiedsrichter: Jablonski (Bremen), Rote Karte: Adeyemi (85., Notbremse), Gelbe Karten: Kunze, Besuschkow – Hazard, Can
Zuschauer: 49.000 (ausverkauft), Wetter: sonnig, 12 Grad