Manuel Akanji
- 16
- Gregor Kobel 1
- Mateu Morey Bauza 2
- Nico Schlotterbeck 4
- Salih Özcan 6
- Giovanni Reyna 7
- Mahmoud Dahoud 8
- Sébastien Haller 9
- Thorgan Hazard 10
- Marco Reus 11
- Raphael Guerreiro 13
- Nico Schulz 14
- Mats Hummels 15
- Marius Wolf 17
- Youssoufa Moukoko 18
- Julian Brandt 19
- Donyell Malen 21
- Jude Bellingham 22
- Emre Can 23
- Thomas Meunier 24
- Niklas Süle 25
- Karim Adeyemi 27
- Felix Passlack 30
- Abdoulaye Kamara 32
- Alexander Meyer 33
- Marcel Lotka 35
- Tom Rothe 36
- Luca Unbehaun 38
- Göktan Gürpüz 42
- Jamie Bynoe-Gittens 43
- Soumaila Coulibaly 44
Seit Juli 2018 steht der 26 Jahre alte Innenverteidiger bei Borussia Dortmund unter Vertrag. Der Schweizer Nationalspieler kam bis Juni 2022 (Stichtag für alle Angaben) wettbewerbsübergreifend in 155 Partien (4 Tore / 2 Vorlagen) für den BVB zum Einsatz und gewann 2021 den DFB-Pokal.
Nordöstlich von Zürich gelegen ist Winterthur mit 113.000 Einwohnern die sechstgrößte Stadt in der Schweiz. Wiederum nordöstlich von Winterthur findet man die 6.000-Seelen-Gemeinde Wiesendangen. Hier ist Manuel Obafemi Akanji am 19. Juli 1995 geboren. Hier ist er aufgewachsen, in einem behüteten Elternhaus. Hier hat er das Fußball-ABC erlernt – und ist auf das Leben vorbereitet worden. „Ich versuche jeden Tag, mich zu verbessern. Als Fußballspieler lernst du nie aus. Dafür bekommst du einfach zu viele Anregungen, von den Mitspielern im Training oder vom Trainer, da vor allem auf taktischer Ebene. Und natürlich bei den Videoanalysen, da siehst du ganz genau, was du falsch gemacht hast und wo du noch Luft nach oben hast“, sagte er dem Mitgliedermagazin BORUSSIA (Ausgabe Februar 2021).
Als kleiner Junge hat er „mit Freunden Fußball gespielt, in der Pause, nach der Schule“. Die sportlichen Vorbilder kamen aus der Familie. Der aus Nigeria stammende Vater Abimbola – „sein Spitzname ist Abi, das ist einfacher“ – spielt heute noch Fußball und Tennis, Mutter Isabelle ist ebenfalls aktive Tennisspielerin, die sechs Jahre ältere Schwester Michelle Leichtathletin, und die zwei Jahre ältere Sarah kickte für den FC St. Gallen in der höchsten Schweizer Damen-Liga.
Neben dem Sport absolvierte er eine kaufmännische Lehre, folgte auch hier familiären Pfaden (der Vater arbeitet für ein großes Schweizer Technologieunternehmen). „Das war meinen Eltern und mir sehr wichtig. Man weiß nie, was während einer Karriere oder nach dem Fußball passiert, denn man kann nicht alles selbst beeinflussen“, erläutert Akanji: „Deshalb ist es wichtig, ein zweites Standbein zu haben. Die Ausbildung habe ich abgeschlossen. Seither konzentriere ich mich nur auf Fußball.“
Längst ist er Stammkraft in der Schweizer Nationalmannschaft. Bei der WM 2018 kam er in allen vier Partien der Eidgenossen zum Einsatz, 2021, bei der wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschobenen EURO 2020, stand er in allen fünf Partien über die volle Distanz auf dem Platz. Im Achtelfinale gegen Weltmeister Frankreich verwandelte er im Elfmeterschießen seinen Schuss zum 6:5, im Viertelfinale gegen Spanien hatte er dann bei dieser Lotterie vom Elfmeterpunkt Pech, als er beim Stand von 2:2 an Unai Simón scheiterte.
2017 hatte er sein Debüt in der A-Nationalmannschaft gegeben und parallel im Verein mit dem FC Basel auf internationaler Ebene für Furore gesorgt. Mit Manuel Akanji in der Innenverteidigung erreichte der Abonnement-Meister der Schweiz 2017/18 das Achtelfinale in der UEFA Champions League. Er ist zweikampfstark und verfügt, da sind sich alle Beobachter einig, über eine exzellente Spieleröffnung. Akanji agiert klug, nicht übermütig, er verfügt über bemerkenswerte kommunikative Fähigkeiten, spricht neben Deutsch auch Englisch und Französisch. So findet er im internationalen Kollegium zu fast allen Spielern einen Draht, „nur Spanisch fehlt“.
Man könnte glatt meinen, dass Sprachen auf der Schule seine Paradedisziplin gewesen sein müssen, dabei besitzt Akanji auch eine beneidenswerte mathematische Begabung. Sein Kopf multipliziert schneller als ein Taschenrechner, seit einem Auftritt in einer Schweizer TV-Show gilt er als Rechengenie. „Ich hatte schon früh Spaß am Kopfrechnen“, verrät Akanji, „ich konnte das einfach gut.“ Wie aus der Pistole geschossen kommt das Ergebnis, wenn man ihn auffordert, zwei Zahlen zwischen elf und 99 zu nennen und malzunehmen. 24 x 75? Klar doch, 1800. Noch bevor im ZDF „Wetten, dass...?“, der Dinosaurier der Unterhaltungssendungen, zu Grabe getragen wird, forderten ihn Freunde spaßeshalber auf, sich als Kandidat zu bewerben. Akanji winkte ab, er sah die Zahlengenies, „die mit Millionensummen arbeiten“, in einer anderen Liga als sich selbst. „Auf diesem Niveau passe ich lieber.“
Was die Schnelligkeit mit den Füßen betrifft, profitierte er sicherlich von seinem leichtathletischen Talent. Akanji war meist der Schnellste in seiner Mannschaft und kam als Außenstürmer zum Einsatz, „bis ich 15 oder 16 Jahre alt war. Alle anderen hatten den Wachstumsschub vor mir. Deshalb wurde ich zum Außenverteidiger.“ Als er dann doch körperlich nachgezogen hatte, folgte ein weiterer Positionswechsel: in die Innenverteidigung. „Das ist schon meine beste Position. Mit ein bisschen Übung kann ich aber auch woanders spielen.“ Das bewies er auch beim BVB, als er in seiner ersten Halbserie – der Rückrunde 2017/18 – zeitweise als linker Verteidiger zum Einsatz kam – und auch auf dieser Position überzeugte.
Sportlich repräsentiert er ein anerkannt hohes Niveau. Der frühere Sportdirektor Michael Zorc preist Akanji als „ziemlich kompletten“ Abwehrspieler, „gute Statur, kopfballstark, sehr schnell“. Was Borussia Dortmunds Sportdirektor früh auffiel, war das Organisationstalent des Schweizers: Er kann eine Abwehr führen, die Höhe der letzten Linie situativ anpassen und verschieben: „Das macht ihn so wertvoll.“ In der vergangenen Saison gewann Akanji sehr gute 63% seiner Zweikämpfe, er spielte beim BVB die meisten Pässe und brachte gute 92% davon zum Mitspieler.
„Ich gehe viele Dinge im Leben sehr ruhig an“, sagt er über sich. Grenzen zu übertreten, sei nicht sein Ding. Oder doch? „Das kommt ganz drauf an. Wenn es um eine Grenze im Sport geht, dann versuche ich, diese zu verschieben. Aber neben dem Platz will ich nichts riskieren. Das bringt mir nur Probleme ein.“ Mit dieser Geradlinigkeit bat er um die Hand seiner Freundin Melanie – und führte sie im Juni 2019 vor den Traualtar. Viele Teamkollegen aus dem Verein und aus der Nationalmannschaft waren bei der Hochzeitsfeier mit dabei.
Seit Sommer 2020 ist er Vater eines Sohnes, weiteren Familienzuwachs kündigte er im Frühjahr 2022 an. „Es fällt mir jetzt viel leichter, für ein paar Stunden abzuschalten. Gutes Spiel hin, schlechtes Spiel her – ich freue mich jedes Mal, nach Hause zu kommen und die Zeit mit meiner Familie zu genießen, da vergisst man für einen Moment alles drumherum. Wenn ich meinem Sohn in die Augen schaue, durchströmen mich Glücksgefühle, die ich vorher nicht kannte“, sagte der 187 Zentimeter lange Ästhet dem Mitgliedermagazin BORUSSIA (Ausgabe Februar 2021).