Raphael Guerreiro
- 13
- Gregor Kobel 1
- Mateu Morey Bauza 2
- Nico Schlotterbeck 4
- Salih Özcan 6
- Giovanni Reyna 7
- Mahmoud Dahoud 8
- Sébastien Haller 9
- Marco Reus 11
- Nico Schulz 14
- Mats Hummels 15
- Julien Duranville 16
- Marius Wolf 17
- Youssoufa Moukoko 18
- Julian Brandt 19
- Anthony Modeste 20
- Donyell Malen 21
- Jude Bellingham 22
- Emre Can 23
- Thomas Meunier 24
- Niklas Süle 25
- Julian Ryerson 26
- Karim Adeyemi 27
- Felix Passlack 30
- Abdoulaye Kamara 32
- Alexander Meyer 33
- Marcel Lotka 35
- Tom Rothe 36
- Luca Unbehaun 38
- Göktan Gürpüz 42
- Jamie Bynoe-Gittens 43
- Soumaila Coulibaly 44
- Antonios Papadopoulos 47
Seit Juli 2016 steht der 28 Jahre alte Außenverteidiger bei Borussia Dortmund unter Vertrag. Der portugiesische Nationalspieler kam bis Juni 2022 (Stichtag für alle Angaben) wettbewerbsübergreifend in 186 Partien (32 Tore / 36 Vorlagen) für den BVB zum Einsatz und gewann 2017 und 2021 den DFB-Pokal.
Aufgewachsen in Paris, im Herzen jedoch Portugiese durch und durch ist Raphael Guerreiro. „Die Familie, mein Denken, die Art und Weise, wie ich groß geworden bin“ – all das mache den Portugiesen in ihm aus, erklärt der Mittelfeldspieler, der seit sechs Jahren für Borussia Dortmund aktiv ist: „Ich habe neben dem portugiesischen auch einen französischen Pass, aber das Herz schlug immer portugiesisch. Ich habe Frankreich stets respektiert, aber nie mir vorstellen können, mal für eine französische Nationalmannschaft zu spielen.“
Als frischgebackener Europameister war Raphael Guerreiro im Sommer 2016 nach Dortmund gekommen. Fast wäre er im Endspiel der Held gewesen: Vor dem Siegtreffer von Eder schoss er einen Freistoß an die Latte; im Halbfinale gegen Wales hatte er das 1:0 von Ronaldo per Flanke vorbereitet. Und auch fünf Jahre später, bei der wegen der Corona-Pandemie um zwölf Monate verschobenen EURO 2020, zählte er zu den Stammspielern und Leistungsträgern im Team des Titelverteidigers. Guerreiro kam in allen vier Partien über 90 Minuten zum Einsatz, schoss ein Tor (gegen Ungarn), konnte aber im Achtelfinale das Aus gegen Belgien (0:1) nicht verhindern – der filigrane Techniker besaß Portugals beste Chance, als er den Torpfosten traf.
Guerreiro ist ein spielstarker, technisch enorm versierter Außenverteidiger. Er entwickelt im letzten Spielfelddrittel einen enormen Zug zum Tor und ist dank seiner Technik und Spielintelligenz effektiv. Auch seine Standards sind brandgefährlich. In der Bundesliga-Saison 2020/21 erzielte er fünf Tore und bereitete elf weitere vor und wurde teamintern hier nur von Jadon Sancho (zwölf Vorlagen) übertroffen. Im Schnitt war er in jener Spielzeit 97-mal pro 90 Minuten am Ball – Bestwert beim BVB – und ligaweit an den meisten Doppelpässen beteiligt (42). Auch 2021/22 war er, obwohl er verletzungs- und krankheitsbedingt nur 23 Ligaspiele absolvieren konnte, viermal erfolgreich. Unter den Abwehrspielern traf nur Freiburgs Philipp Lienhart häufiger (fünfmal). Unter anderem traf er erstmals mit einem direkten Freistoß (in Leverkusen) und erstmals per Strafstoß (gegen Augsburg).
„Ich mag es, wenn die gegnerische Mannschaft uns presst und damit die Räume anbietet, die man mit gutem Auge und sicherem Passspiel nutzen kann. Ich liebe es, in solchen Situationen schnelle Lösungen zu finden. Was ich damit sagen will: Ich bin auch als linker Verteidiger kein typischer linker Verteidiger. Wann immer es möglich ist, ziehe ich nach innen“, erklärte er im Mitgliedermagazin BORUSSIA (Ausgabe März 2021) und fügte hinzu: „Ich mag den Begriff Verteidiger nicht besonders, weil er im konkreten Fall nicht das widerspiegelt, was ich auf dem Platz erreichen will. Für mich ist die linke Seite eine Basis für meine Ausflüge in anderen Regionen. Stur diese Position zu halten – das ist nicht mein Fußball, damit könnte ich der Mannschaft nicht so gut helfen, wie ich es auf meine Art tue. Moderner Fußball ist auch ein Spiel von Positionswechseln. Wenn jeder nur seine Position hält, wird das Spiel zu statisch.“
Geboren und aufgewachsen ist er nahe Paris in Le Blanc-Mesnil, einem der Zentren der Unruhen in Frankreich im Oktober und November 2005. Von dort sind es keine zehn Kilometer bis zum Stade de France. Guerreiro, der einen portugiesischen Vater und eine französische Mutter hat, ist mit Portugal in der französischen Hauptstadt also quasi vor seiner Haustür Europameister geworden. Schon als Elfjähriger war er ins Centre Technique National Fernand-Sastre eingezogen, in die berühmte Akademie des französischen Fußball-Verbandes in Clairefontaine.
Nach drei Jahren lockte ihn SM Caen in seine Jugendabteilung. Ab 2010 lief Guerreiro regelmäßig für die Reservemannschaft in der vierten Liga auf. 2012 unterschrieb er mit 18 Jahren seinen ersten Profivertrag. Nach nur einer Saison wechselte er zum FC Lorient, für den er in 102 Spielen zehn Tore erzielte. Eine starke Quote für einen, der auf dem Papier als Außenverteidiger geführt wird, dabei aber mitunter recht stürmisch sein kann. Seine körperlichen Nachteile kompensiert Guerreiro durch taktisch kluges Verhalten. Er selbst sagt: „Ich war immer kleiner als die anderen in meiner Mannschaft, aber das war nie ein Problem für mich. Ich habe andere Wege gefunden, um mitzuhalten.“
2013 lief Guerreiro erstmals für die U21 Portugals auf, im November 2014 folgte das Debüt in der A-Nationalmannschaft und im Sommer 2016 nach nur zwölf Länderspielen die Krönung zu Europas Königen. Im Juni 2017 begann eine längere Leidenszeit. Beim Confed-Cup in Russland hatte er sich einen Knöchelbruch zugezogen, so dass er vier Monate ausfiel. Erst am letzten Spieltag der Bundesliga-Saison 2017/18 schaffte er es erstmals wieder in die BVB-Startelf – und anschließend auch noch ins portugiesische WM-Aufgebot. Bei allen vier Partien war er von Beginn an dabei. Ebenso bei der EURO 2020.
„Ich habe in der jüngeren Vergangenheit verschiedene Dinge in meinem Leben verändert“, sagt er zu seiner Verletzungs-Historie, die glücklicherweise überwunden ist. „Einmal in der Woche kommt ein Therapeut zu mir nach Hause und arbeitet an meiner Muskulatur, das hilft gerade bei der Nachbereitung eines Spiels. Dann habe ich meine Ernährung umgestellt. Heute esse ich beispielsweise viel mehr Gemüse als früher.“ Längst haben sich die Guerreiros in der Westfalenmetropole eingelebt. „Unglaublich, wie diese Stadt den Fußball liebt und lebt. Der Anfang hier war hart, vor allem das zweite Jahr, als ich so oft verletzt war. Mittlerweile hat sich alles sehr gut gefügt. Ich bin sehr glücklich in Dortmund, meine Familie ist es auch.“