5:2 gegen Frankfurt, 3:2 gegen Hoffenheim, 4:2 gegen Union Berlin. Die Zuschauer im SIGNAL IDUNA PARK erlebten auch im dritten Heimspiel der Saison ein Spektakel. In keinem Stadion der Republik fallen so viele Tore. Während die Fans begeistert nach Hause gingen, arbeiteten die Profis die 90 Minuten kritisch auf.

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„Wir sind nicht durchgehend scharf“, sagte Mats Hummels und fügte leicht kopfschüttelnd hinzu: „Wir kennen die Probleme – seit zwei Jahren und drei Monaten, seitdem ich wieder hier bin. Wir tun uns schwer sie abzustellen.“

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Die Ursache macht der Abwehrchef „im Spiel mit dem Ball“ aus: „Wir müssen die Räume besser besetzen und den Gegner mit dem Ball totspielen. Wir machen das Spiel stattdessen zu klein, verlieren zu einfache Bälle. Mit der weiterhin leider nicht vorhandenen Standard-Verteidigung haben wir Union Berlin zurückgeholt ins Spiel. Ohne Erlings 4:2 wären das noch sehr unangenehme sechs, sieben Minuten geworden. So können wir froh sein, dass wir gewonnen haben, zufrieden sein mit den ersten 55 Minuten. Aber wir müssen dringend daran arbeiten, dass wir nicht passiv werden, sondern die Spiele komplett über 90 Minuten durchziehen.“

Immerhin gibt es in dieser Woche die Gelegenheit, auf dem Trainingsplatz daran zu arbeiten, statt auf einer Auswärtsreise nur darüber zu reden. Erstmals seit vielen Jahren besteht der „September-Zyklus“ zwischen zwei Länderspiel-Abstellungsperioden nicht ausschließlich aus „englischen Wochen“. Üblicherweise stünde am Dienstag und Mittwoch ein Bundesliga-Spieltag auf dem Programm.

„Wir müssen an unseren defensiven Schwächen arbeiten“, sagt auch Mo Dahoud. „Wir sind glücklich über den Sieg, und wir haben das weitgehend auch gut gemacht, doch am Ende haben wir die Partie aus der Hand gegeben, was wir nicht wollen. Wenn wir oben mitspielen wollen, müssen wir stabiler werden.“

„Im Großen und Ganzen war das Spiel richtig positiv“, befand Thomas Meunier, schlug aber schon im folgenden Halbsatz in die gleiche Kerbe wie zuvor Hummels oder Dahoud: „Kritisieren muss man, dass wir erneut zwei Tore kassiert haben. Defensiv müssen wir uns wirklich verbessern.“ Offen gestand der Belgier ein: „Das zweite Gegentor nach der Ecke geht auf mich. Es ist eine Sache des Wollens. Wir werden die Sache in den nächsten Wochen in den Griff bekommen. Da bin ich mir sicher.“

Schon nach dem Abpfiff hatte sich Marco Reus ähnlich geäußert. Marco Rose hat die Worte seiner Spieler gerne gehört. „Es ist gut, dass die Jungs selber merken, dass wir uns immer selbst in Probleme bringen“, befand der Cheftrainer: „Ich bin entspannt, weil die Spieler verärgert sind.“

Zurück zu Thomas Meunier. Trotz des Patzers vor dem zweiten Berliner Tor ist der EM-Teilnehmer in seinem zweiten BVB-Jahr deutlich auf dem aufsteigenden Ast. In den zurückliegenden drei Partien bereitete er drei Tore direkt vor und leitete ein weiteres entscheidend ein. Mit ein Grund dafür sei, dass die Fans zurück sind im Stadion. Meunier: „Ich habe es so sehr vermisst, in diesem Fußballtempel zu spielen, diese Stimmung und Atmosphäre zu spüren. Ich bin einfach glücklich. Selbst mit 25.000 ist es wundervoll. In Belgien bedeuten 25.000 Zuschauer ein volles Stadion.“

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Die Stadien als Sieger zu verlassen, ist das Ziel für die kommenden Wochen und Monate. „Wenn wir immer aktiv sind, wenn wir immer seriös und konzentriert sind, dann sind wir eine absolute Top-Mannschaft. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa“, betont Mats Hummels: „Wenn wir es jedoch nicht sind, kriegen wir gegen jeden Gegner Probleme.“
Boris Rupert