Ein herausragender Jahrgang der U19 ist abgetreten und in den Seniorenbereich verabschiedet worden, die neuen Hoffnungsträger setzen derzeit im Trikot der deutschen Nationalmannschaft Duftmarken bei der U17-Europameisterschaft in Ungarn: Borussias U19 steht vor einem fast kompletten Umbruch.

Cheftrainer Mike Tullberg schwärmt von jenen Jungs, die 2004 geboren wurden: „Sie waren beim BVB der erfolgreichste Jahrgang aller Zeiten und können stolz sein auf das, was sie erreicht haben.“ Drei der Top-Talente – Youssoufa Moukoko, Jamie Bynoe-Gittens und Tom Rothe – rückten noch als Jugendliche in den Profi-Kader auf, dazu debütierten Nnamdi Collins und Samuel Bamba bereits in der U23. „Und als Mannschaft haben die 2004er in der Saison 2022/23 alle Erwartungen übertroffen“, blickt Mike Tullberg voller Stolz zurück. Der Cheftrainer und seine Mitarbeiter wiederum haben den Auftrag, Talente individuell und als Team weiterzuentwickeln, mit größtmöglichem Erfolg ausgeführt. Unter Tullbergs Leitung (seit Frühjahr 2020) ist die U19 des BVB in der Bundesliga noch nicht einmal besiegt worden.

Hatten sie im Vorjahr auf ihrer erfolgreichen Reise durch drei Wettbewerbe (Deutscher Meister, DFB-Pokalfinalist, als erstes U19-Team des BVB im Viertelfinale der UEFA Youth League) auch von der individuellen Klasse von Spielern wie Jamie Bynoe-Gittens, Tom Rothe, Bradley Fink, Göktan Gürpüz, Lion Semic und Co. profitiert, funktionierten sie in der abgelaufenen Saison vor allem als stabiles Kollektiv. „Diese Mannschaft hat mit Herz und Leidenschaft gespielt und in der Defensive vorbildlich zusammengearbeitet. Sie war ein echtes Team“, schreibt Mike Tullberg den Spielern Bestnoten ins Abschlusszeugnis. 

Sie belohnten sich in der Bundesliga mit der Westdeutschen Meisterschaft. Im Finale der Deutschen Meisterschaft unterlagen sie Mainz 05 in der Verlängerung mit 2:4. In der UEFA Youth League, als sie sich u. a. mit Göktan Gürpüz, Silas Ostrzinski, Abdoulaye Kamara und Prince Aning (alle Jahrgang 2004) verstärken konnten, erreichten sie erneut als einziger Vertreter der Bundesliga das Viertelfinale und hatten in dieser Runde gegen Hajduk Split nicht das Glück auf ihrer Seite. Nach einem 1:1 in der regulären Spielzeit verloren sie den dramatischen Elfmeter-Krimi mit 9:10. Die Kroaten schafften anschließend beim Final Four den Sprung ins Endspiel und unterlagen erst dem AZ Alkmaar (0:5).

Nur Julian Rijkhoff top in der Torschützenliste

Mike Tullberg findet einen einzigen Kritikpunkt: „Wir haben zu wenige Tore geschossen. Sonst wäre vielleicht noch mehr möglich gewesen.“ Die Zahlen belegen seine Einschätzung: Zwar führte Julian Rijkhoff (Jahrgang 2005) wie im Vorjahr mit 15 Treffern die Torschützenliste der A-Junioren-Bundesliga West an, er schnürte außerdem beim 4:0-Triumph im Halbfinal-Hinspiel um die Deutsche Meisterschaft in Berlin gegen Hertha BSC einen spektakulären Viererpack, doch der zweiterfolgreichste Schütze (Samuel Bamba) folgt mit drei Treffern auf Rang 29. Schloss die U19 die Bundesliga-Saison 2021/22 mit 54 Toren ab, so waren es diesmal lediglich 33. „Im Offensivbereich“, fordert Mike Tullberg, „müssen wir deutlich zulegen.“

Die Hoffnungen ruhen vor allem auf Paris Brunner. Der Angreifer erzielte in sechs Spielen der B-Junioren-Bundesliga überragende 16 Tore, trifft auch regelmäßig in der U17-Nationalmannschaft (16-mal in 15 Länderspielen), aber in der U19 tut er sich noch schwer (drei Tore in der UEFA Youth League, zwei in der Bundesliga). Brunner führt jetzt die Gruppe jener ehrgeizigen Jungs an, die zu den A-Junioren aufsteigen und denen Tullberg „viel Talent“ bescheinigt. 

BVB stellt im DFB-Team den stärksten Vereinsblock

Das zeigen sie aktuell bei der U17-Europameisterschaft in Ungarn, wo sie mit der DFB-Auswahl sensationell ins Finale stürmten. Linksverteidiger Almugera Kabar, der offensive Außenspieler Charles Herrmann, Mittelfeldspieler Kjell Wätjen und eben Paris Brunner bilden in der deutschen Nationalmannschaft den stärksten Vereinsblock. International bewährt haben sich zudem Gökdeniz Gürpüz (Türkei), Raul König (Deutschland/Spanien), Cole Campbell (Island) und Nico Adamczyk (Polen). Auch Tyler Meiser, Abwehrchef und Kapitän der deutschen U16-Nationalmannschaft, wird in der kommenden Saison wohl verstärkt in der U19 zum Einsatz kommen.

„Entscheidend wird sein, dass diese Jungs als Einheit zusammenwachsen und der eine dem anderen hilft. Jeder bekommt seine Rolle, jeder einzelne ist wichtig und trägt Verantwortung. Das müssen sie verinnerlichen. Sonst funktioniert es nicht“, betont Mike Tullberg. Ab dem 25. Juni bereitet sich der neue Kader auf die Saison 2023/24 vor. Das Ziel hat Tullberg vor seinem Urlaubsantritt formuliert: „Wir wollen wieder vorne angreifen.“ (wiwi)