Mit heißem Herzen und kühlem Verstand hat Borussia Dortmund zum Start der neuen Champions-League-Saison die ersten drei Punkte eingefahren. „Das war ein wichtiger Sieg“, meinte Erling Haaland, der seine unfassbare Serie fortsetzte, im erst 17. Einsatz in diesem Wettbewerb das 21. Tor erzielte. „Das“, sagte der Norweger gelassen, „ist mein Job.“

Zum „Man of the Match“ wählte die UEFA Jude Bellingham. Der kicker benotete die Leistung des jungen Engländers mit einer glatten Eins. „Jude ist phantastisch. Er ist erst 18 Jahre alt, jünger als ich, und er spielt so unfassbar gut“, adelte Haaland seinen Mitspieler, der bei BVB TV ganz bescheiden anmerkte: „Als Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund ist es meine Aufgabe, dass ich Räume sichern und meinem Team helfen muss.“

Mit seinem Treffer zum 0:1 in der 20. Minute avancierte Bellingham im Alter von 18 Jahren, zwei Monaten und 16 Tagen nicht nur zum jüngsten Spieler, der (saisonübergreifend) in zwei aufeinander folgenden Partien der Königsklasse getroffen hat, sondern er brachte sein Team nach ausgeglichenem, aber zähem Start auf die Siegerstraße.

„Die Ohren haben zwischendurch ein bisschen wehgetan. Hier hat die Hütte gebrannt. Das hat mega Spaß gemacht“, beschrieb der einmal mehr herausragend gute Torhüter Gregor Kobel die Atmosphäre im Stadion und fügte hinzu: „Wichtig war, dass wir geduldig geblieben sind und uns auf unser Spiel fokussiert haben. Ab Minute 20 haben wir die Führung übernommen und hätten am Ende noch mehr Tore machen können.“

Die Querlatte, das Außennetz oder der Torwart standen nach Haalands Treffer unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff zum 0:2 in einer phasenweise wilden zweiten Spielhälfte dem 0:3 und damit der finalen Entscheidung im Wege. Zwar dachten wohl alle Fans mit Anbruch der (siebenminütigen!) Nachspielzeit, die Messe sei gelesen, doch dann verkürzte Abwehrspieler Montero auf 1:2 (90.+4). „Und wieder zeigt sich: Das Spiel ist erst beim Schlusspfiff gewonnen“, bemerkte der am TV die Daumen drückende NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und übermittelte der Mannschaft nach dem Sieg per Twitter Glückwünsche zum „starken Start“.

„Ärgerlich“, sagte Kobel über das Gegentor, das erste überhaupt für Borussia Dortmund im fünften Gastspiel in der Türkei. „Ich hätte sehr, sehr gerne zu Null gespielt. Aber letztlich bin ich froh, dass wir das Spiel gewonnen haben. Das ist die Hauptsache.“

Auch Marco Rose war zufrieden. „Wir haben es aber versäumt, das dritte Tor zu machen. Hintenheraus hat Besiktas nochmal richtig Druck aufgebaut.“ Ins Schwärmen geriet der Coach, als er auf Jude Bellingham angesprochen wurde. „Jude ist ein toller Junge.“ Dann zählte er auf: „Mentalität. Bereitschaft, fürs Team zu arbeiten. Die Intensität, mit der er Fußball spielt. Der Siegeswille. Die fußballerischen Lösungen, die er findet. Wie er das Tor von Erling vorbereitet und das erste selbst erzielt hat, ist außergewöhnlich.“

Doch es waren nicht nur die Torschützen Bellingham und Haaland, die dem Spiel ihren Stempel aufdrückten. Bemerkenswert war abermals die Leistung von Thomas Meunier, der nach komplizierter Vorbereitung in den Spielen in Istanbul und Leverkusen an der Entstehung von drei Toren maßgeblich beteiligt war; eigentlich sogar vier, wenn Bellinghams Treffer in der BayArena nicht einkassiert worden wäre. Am Sonntag geht’s gegen Union Berlin.
Boris Rupert