80 Pflichtspiele gab es bislang zwischen Borussia Dortmund und dem VfL Bochum. Die einen sprechen vom „B1-Derby“, die anderen liebevoll vom „kleinen Derby“, weil es nicht jene so ausgeprägte Rivalität und Brisanz besitzt wie das Duell gegen den FC Schalke 04. Vielleicht liegt es aber auch an den Zahlen. „Die Mutter aller Derbys“ wurde bereits 158-mal gespielt. Fast doppelt so häufig. Am 11. Dezember kommt es an der Castroper Straße zur 81. Auflage VfL gegen BVB.

„Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, ist es besser, viel besser als man glaubt.“ Jeder kennt diese Verse aus Herbert Grönemeyers Hommage an seine Heimatstadt. Als der Musiker Anfang des Jahrtausends vor einem Spiel gegen den BVB die Hymne nicht vom Band einspielen ließ, sondern live auf den Rasen trat, schwieg der schwarzgelbe Fanblock. Mehr Respekt geht nicht.

Viele haben sich über den Wiederaufstieg des im vergangenen Jahrtausend als „unabsteigbar“ geltenden Nachbarn gefreut. Im Gegensatz zu Borussia Dortmund (Abstieg 1971) und Schalke 04 (bereits 04-mal abgestiegen) hielt sich der VfL Bochum von 1971 bis 1993 durchgehend in der Bundesliga. Nun ist der VfL zurück, und die Saison ist nicht komplett derbyfrei. Es ist bereits die sechste Spielzeit, in der es „nur“ das „kleine Derby“ gibt. Letztmals war das 1990/91 der Fall.

Fast auf den Tag vor 40 Jahren

In der Saison 1981/82 gab es erstmals „nur“ das „kleine Derby“ im Revier. Am 12. Dezember 1981 trennten sich beide Klubs im Ruhrstadion torlos 0:0. Der kicker berichtete seinen Lesern: „Trotz leicht schneebedecktem und schwer bespielbarem Boden mangelte es dem Revierderby nicht an Klassemerkmalen. Der VfL musste sich auch deswegen mit einem torlosen Remis begnügen, weil der Dortmunder Torwart Immel mehrmals mit überdurchschnittlichen Reflexen aufwartete. Auf der anderen Seite vergab Abramczik das mögliche 1:0 für Dortmund, als er mit einem blitzschnellen Konter auf- und davonzog, aber an Mager scheiterte. In der umformierten Abwehr der Borussen imponierte Nachwuchsspieler Loose durch Gradlinigkeit. Gegen seine alten Bochumer Freunde spielte Tenhagen im Dortmunder Strafraum zweimal den Retter in höchster Not. Insgesamt ergab sich für den VfL zwar ein Plus, aber unverdient nahmen die Borussen den einen Punkt auch wieder nicht mit aus dem Ruhrstadion.“

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Bochums Torwart Reinhard Mager klärt vor BVB-Torjäger Manfred Burgsmüller. Heinz Knüwe und Michael Jakobs müssen auf Schneeboden nicht eingreifen. Rechts: Bernd Klotz. Foto: Horstmüller

Das erste B1-Derby

Nach acht Jahren in der Landesliga Westfalen und der 2. Oberliga West gelang dem VfL Bochum im Jahr 1953 der Aufstieg in die erstklassige Oberliga West. Am 23. August 1953 spielte der VfL erstmals gegen den BVB – und ging durch den Treffer von Werner Ocker mit einem 1:0 in die Halbzeit. Nach dem Seitenwechsel drehten Alfred Niepieklo (61.), Hans Flügel (65.) und Erich Schanko (83.) mit ihren Toren jedoch das Spiel. Der erste Sieger in bisher 80 Aufeinandertreffen hieß Borussia Dortmund.

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Rolf Rüssmann köpft den Ball vor Bochums Keeper Ralf Zumdick zum 1:1 ins Tor.

Der wichtigste Sieg

In der Saison 1981/82 qualifizierte sich Borussia Dortmund 16 Jahre nach dem Europapokalsieg erstmals wieder für einen internationalen Wettbewerb. Am vorletzten Spieltag traf er als Tabellenvierter im Westfalenstadion auf den VfL Bochum, doch die Tabellenkonstellation war eng, und nach 45 Minuten führte der VfL nach Treffern von Ulrich Bittorf und Wolfgang Patzke vollauf verdient mit 2:0, war dem dritten Treffer gegen Ende der ersten und zu Beginn der zweiten Hälfte mehrmals sehr, sehr nahe. „Wir haben uns in der Halbzeit gegenseitig angefeuert“, berichtete BVB-Stürmer Bernd Klotz später. Er selbst sorgte mit dem dritten Dortmunder Kopfballtor in dieser Partie für grenzenlosen Jubel, als er in der 85. Minute zum 3:2-Sieg traf. Zuvor hatten Rolf Rüßmann (61.) und der im Saisonverlauf so sehr unter den Erwartungen gebliebene Ex-Bochumer Heinz-Werner Eggeling (69.) ausgeglichen. „Die anfänglich von allen guten Geistern verlassenen Gastgeber rissen ein Spiel aus dem Feuer, das sie eigentlich nicht mehr gewinnen durften“, hieß es im kicker. Die passende Überschrift lautete: „Mit der Brechstange in den UEFA-Cup.“
Boris Rupert