Am Dienstag wurde der SIGNAL IDUNA PARK zum schönsten Impfzentrum der Welt. BVB-Mannschaftsarzt Lars Lippelt appelliert an die Fans, sich impfen zu lassen und verrät im Interview, wie hoch die Impfquote innerhalb der Mannschaft ist.

Du bist gerade mit der Mannschaft im Trainingslager in der Schweiz, wärst in diesem Jahr aber auch bereit gewesen, zu Hause in Dortmund zu bleiben. Warum?
„Die Aktion des BVB, der Stadt Dortmund und der KVWL, ein Impfzentrum im Stadion zu eröffnen mit der Möglichkeit, anschließend ein Foto mit dem DFB-Pokal zu machen, ist super. Wir müssen impfen, impfen, impfen. Dabei möchte ich an jeder Stelle helfen und wäre deshalb auch zu Hause geblieben, um dort zu impfen.“

Du hättest also selbst zur Spritze gegriffen?
„Auf jeden Fall. Bei mir in der Praxis impfen wir sehr viele Menschen, beim BVB impfen wir die Spieler und den Staff. Das macht aus meiner Sicht keinen Unterschied. Die Hauptsache ist, dass wir impfen und eine möglichst hohe Impfquote erreichen.“

Das Angebot im Stadion richtet sich an alle Menschen, auch an Fans anderer Vereine und an Menschen, die keine Fußballfans sind. Es gibt auch Spontantermine. Ist das der richtige Weg?
„Der einzig richtige, ja. Wir haben als Gesellschaft nur eine Chance, eine vierte Welle zu verhindern oder auch einen Lockdown im Herbst, wenn wir die Zeit jetzt nutzen und so viele Menschen wie möglich impfen. Insbesondere bedeutet das auch, sich doppelt bzw. vollständig impfen zu lassen, denn wir sehen aktuell, dass die Delta-Variante auch bei einfach Geimpften deutliche Symptome verursachen kann und Infektionen durchbrechen können.“

Demgegenüber steht eine nachlassende Impfbereitschaft. Macht sich Sorglosigkeit breit?
„Das sehe ich auch in meiner Praxis. Es gibt viele, die nicht zum zweiten Impftermin kommen. Die niedrigen Inzidenzwerte verleiten dazu zu sagen: ‚So schlimm ist es nicht, ich warte ab.‘ Das ist aber sehr gefährlich, und wir müssen sehen, dass wir vollständig impfen, sonst werden wir nicht zurechtkommen. Das wird ein Wettlauf gegen die Zeit, und wir laufen Gefahr, im Herbst wieder Inzidenzen zu haben, bei denen die Politik Maßnahmen ergreifen muss, um das Virus wieder einzudämmen.“

Sind die Spieler und Trainer des BVB schon geimpft?
„Die sind zum größten Teil geimpft, darüber freue ich mich sehr. Wir waren am Anfang natürlich an die Priorisierung gebunden, daran haben wir uns strikt gehalten. Wir haben keinen, der nicht priorisiert war, vorab geimpft, sodass wir auch erst seit Anfang Juni impfen konnten. Da waren viele Spieler noch im Urlaub, sie haben sich aber teilweise im Urlaub impfen lassen oder sind aus dem Urlaub gekommen, um sich von mir impfen zu lassen. Bei den Spielern haben wir eine hohe Quote von 90 Prozent, die erstgeimpft sind, und auch viele, die schon die zweite Impfung bekommen haben. Noch besser sind wir bei den Trainern und Betreuern, wo wir eine Quote von 100 Prozent der Erstgeimpften haben. Die Betreuer rund um das Team sind aber zum Großteil auch schon doppelt geimpft.“

Kann man es so zusammenfassen: Trotz niedriger Inzidenzen und einer relativ hohen Impfquote bleibt es ein Wettlauf gegen die Zeit hin zu einer Herdenimmunität und gegen eine vierte Welle im Herbst mit neuen Einschränkungen?
„So ist es. Im vergangenen Sommer hatten wir ähnlich niedrige Inzidenzen, doch dann ging der Wert im Herbst wieder stark hoch. Mit den Impfungen haben wir aber jetzt eine wirklich gute Waffe, sie schützen uns gut. Das sehen wir in den Pflege- und Altenheimen, wo kaum noch Menschen schwer erkranken. Aber wir müssen diese Waffe einsetzen, und sie ist umso wirksamer, je mehr Menschen sich impfen lassen.“