Das, was im Sprachgebrauch als „erster Spatenstich“ bezeichnet wird, war ein Baggerhub. Und der jährt sich zum 50. Mal: Am 18. Oktober 1971 begann der Bau eines neuen Fußballstadions für Dortmund. 

Es ist die Geschichte eines visionären Planers und eines mutigen Stadtrats: Am 18. Oktober 1971 beginnt auf dem westlichen Nebenfeld der „Roten Erde“ der Bau eines Fußballstadions, das die Menschen auf dem gesamten Globus bis heute in seinen Bann zieht. Weil Stahl und Beton zu einem Mythos verschmolzen sind.  

Fußballstadien sind die Heimat von Fußballclubs, wichtige Imageträger für Vereine und Städte, unverzichtbare Einnahmequellen und, und, und. Sie genießen in den Augen der interessierten Sportöffentlichkeit einen ganz besonderen Rang, manchmal sogar einen Kultstatus. Es gibt Ground-Hopper, die rund um den Globus von Stadion zu Stadion reisen, um die besonders herausragenden Arenen kennenzulernen. Das Aztekenstadion in Mexico-City gehört dazu, das Giuseppe-Meazza-Stadion in Mailands Stadtteil San Siro, das Wembley-Stadion in London, die Anfield Road in Liverpool oder das Maracana in Rio de Janeiro. 

Schauen wir zurück auf die Anfänge und die Entwicklung unserer weltberühmten Sportarena, die heute der bedeutendste Image- und Werbefaktor ihrer Heimatstadt Dortmund ist, seit 2009 laut Londoner Times als die Nr. 1 der Welt gilt – als spektakulärstes Stadion überhaupt.  

Wir blicken 50 Jahre zurück.  

Der Oktober des Jahres 1971 war für Dortmund kommunalpolitisch von außergewöhnlicher Bedeutung: Am 4. Oktober stand in den Reinoldi-Gaststätten die entscheidende Ratssitzung über den Bau eines neuen Stadions an der Strobelallee, unmittelbar neben der altehrwürdigen Kampfbahn „Rote Erde“, auf dem Programm. Zwei Tage zuvor hatte eine BVB-Delegation mit Udo Remmert und Alois Scheffler an der Spitze Repräsentanten der Stadt eine Petition von mehreren tausend Fußballfreunden überreicht, die mit ihren Unterschriften dafür plädierten, das „Zwillingsstadion“ zur „Roten Erde“ auf jeden Fall zu bauen. Auch dann, wenn Dortmund – und so sah es damals aus – keine WM-Stadt 1974 werden sollte. 

Wegen des großen überregionalen Presseinteresses war der Rat aus Platzgründen aus dem alten Stadthaus an der Betenstraße in die Reinoldi-Gaststätten umgezogen. Dieser 4. Oktober war der unausweichlich letzte denkbare Zeitpunkt, um noch rechtzeitig die Entscheidung über den Stadionbau zu treffen und zu gewährleisten, dass man die Arena Anfang 1974 ihrer Bestimmung übergeben konnte.  

In der denkwürdigen Sitzung zu dem Großprojekt ging die unterschiedliche Haltung der Ratsmitglieder quer durch die Fraktionen. Es wurde – eine absolute Ausnahme – auf Antrag der Stadiongegner namentlich abgestimmt. Der Fraktionszwang war aufgehoben. Die FDP-Fraktion stimmte geschlossen mit „Nein.“ Das Stimmenergebnis belief sich letztlich auf 40 Ja- und 13 Nein-Stimmen, wobei die Zustimmung in der SPD-Fraktion im Verhältnis zur CDU deutlich höher war. Der Abstimmung im Rat war eine leidenschaftliche, aber sehr sachliche Diskussion zwischen Gegnern und Befürwortern des Stadions vorausgegangen. Warum ein solches Stadion, obwohl Dortmund zu diesem Zeitpunkt nicht als WM-Stadt für 1974 in Frage kam? Warum eine neue Arena für den BVB bauen, der kurz vor dem Absturz in die 2. Bundesliga stand? Und das, obwohl man viele große soziale Probleme hatte, in die man hätte investieren können, ja, müssen. Die Emotionen kochten hoch. Nicht nur im Rat, sondern auch in der Bevölkerung war das Für und Wider leidenschaftlich diskutiert worden. Mit dem vorliegenden positiven Ratsbeschluss war die Diskussion dann auf einen Schlag beendet, und man versammelte sich demokratisch korrekt gemeinsam hinter dem Neubauprojekt. 

Nachdem wenige Tage danach die Baugenehmigung vorlag, nahte der 18. Oktober 1971 und damit der erste Spatenstich, pardon: der erste Baggerhub für das neue Stadion, das zu diesem Zeitpunkt noch keinen Namen hatte. Der 18. Oktober, ein Mittwoch, war ein Tag, der der Bezeichnung „Goldener Oktober“ alle Ehre machte. Ich hatte das Glück, als Mitarbeiter des Informations- und Presseamtes gemeinsam mit meiner Kollegin, der Fotografin Margret Reimann, an dem Ereignis des ersten Baggerhubs und damit am Startschuss für das Stadion-Großprojekt teilnehmen zu dürfen. 

Die Stadtspitze war dabei, natürlich Erich Rüttel, der „Vater“ des künftigen Stadions. Willi Spaenhoff, der spätere Bürgermeister, Fritz Kauermann, der große alte Mann des Dortmunder Sports, sowie die Vertreter des Hochbauamtes und der bauausführenden Firmen. Zunächst wurden noch einmal die Baupläne ausgebreitet und die ersten Arbeitsschritte erläutert. Und dann war es auch schon so weit: Genau dort, von wo aus ich die Borussen der 1960er Jahre so oft hatte trainieren sehen, wurde die Stehtribüne des kleinen Rasenplatzes beseitigt. Der Stadionneubau hatte offiziell begonnen. 

Schon am nächsten Tag startete eine Arbeitsgemeinschaft mehrerer örtlicher Baufirmen den Stadionbau. Zunächst wurden 50.000 Kubikmeter Boden ausgehoben. Es gab im ersten Bauabschnitt geringe Verzögerungen, weil die Fundamente wegen alter Bergbaustollen aus dem frühen Bergbau des vorvorigen Jahrhunderts besonders abgesichert werden mussten. Auch knapp drei Dutzend Bomben-Blindgänger wurden gefunden und mussten entschärft werden. 

Allein bis zum Richtfest wurden 1.500 Tonnen Betonstahl und 6.500 Kubikmeter Beton auf der Baustelle verarbeitet. Für die Konstruktion des Daches waren 750 Tonnen Stahl erforderlich. Die vier Tribünen aus Stahlbeton entstanden in Fertigbauweise. Die Heizzentrale zur Wasserversorgung wurde außerhalb des Stadions neben der Wasserfilteranlage des Schwimmstadions „Volkspark“ angelegt, damit gleichzeitig das Schwimmbad mit Warmwasser versorgt werden konnte. Die Außenmaße des Stadions betrugen 150 x 200 Meter; das gesamte Baugrundstück umfasste 50.000 Quadratmeter. 54.000 Fußballfans fanden Platz. Die 17.000 Sitzplätze (Ost- und Westtribüne) waren zu 100 Prozent, die 37.000 Stehplätze zu 80 Prozent überdacht. Die größte Entfernung vom Spielfeldrand betrug 40 Meter, der höchste Sitzplatz befand sich 17 Meter über dem Spielfeld. Das Stadion erhielt vier Flutlichtmasten mit einer Leuchtkapazität von 1.250 Lux. Fernseh- und Rundfunkreporterkabinen entstanden über den Zuschauertribünen. Die Presse bekam separate Sitzplätze mit Schreibpulten und Telefonanschlüssen. Das war alles richtungweisend und hochmodern. 

Dann war die Frage zu beantworten: „Wie soll denn unser neues Stadion eigentlich heißen?“ Sportdezernent Erich Rüttel griff im April 1972 das Ergebnis eines Namenswettbewerbs der Westfälischen Rundschau auf, bei dem sich die Bezeichnung „Westfalenstadion“ herauskristallisiert hatte und schlug diese Bezeichnung dem Rat der Stadt vor. Weitere Vorschläge lauteten: Ruhrstadion, Tremoniastadion, Ardeystadion, Willi-Brandt-Stadion, Europastadion, Hansastadion und Reinoldusstadion. Das Stadtparlament folgte Rüttels Vorschlag, und neben der Westfalenhalle und dem Westfalenpark gab es nun in der größten Stadt Westfalens auch noch das Westfalenstadion. Es kann nicht verwundern, dass schon kurze Zeit später von den berühmten „Dortmunder Drillingen“ gesprochen wurde. 

Dann fiel Köln aus finanziellen Gründen für die WM 1974 aus, und Dortmund empfahl sich als „Reserve-WM-Stadt.“ Nachdem am 10. Februar 1972 auch die FIFA Dortmund akzeptiert hatte, begannen die intensiven Planungen für das größte Sportereignis, das bis dato hier stattgefunden hatte. Erich Rüttel wurde Leiter der WM-Außenstelle Dortmund. Die Dortmunder Bevölkerung – insbesondere die zahllosen Fußballfans – verfolgte mit überaus großem Interesse und vielen Besuchen der Baustelle den Baufortschritt, und schon am 29. März 1973 konnte bei reger Bürgerbeteiligung das Richtfest gefeiert werden. 

In der Einladung hieß es schlicht: „Am Donnerstag, dem 29. März 1973, 14.00 Uhr, wird das Richtfest für das Westfalenstadion Dortmund, Strobelallee, gefeiert. Wir gestatten uns, Sie hierzu herzlich einzuladen, Reinke, Bürgermeister, Imhoff, Oberstadtdirektor.“

Groß war die Freude, als Bundestrainer Helmut Schön und seine Nationalmannschaft mit allen Stars wie Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Sepp Maier, Wolfgang Overath und Günter Netzer am 12. Oktober 1973 das noch nicht ganz vollendete Westfalenstadion besuchten, und Schön druckreif formulierte: „Wir beglückwünschen Dortmund zu diesem herrlichen Stadion!“ Und: „Das Westfalenstadion wird auf der Welt nur durch das Aztekenstadion in Mexico-City übertroffen!“ Diese Worte waren ein echter Ritterschlag und machten in den internationalen Zeitungen die Runde. Dortmund freute sich über die Anerkennung aus berufenem Mund, die gleichzeitig von enormem Werbewert war.  

Pünktlich Ende März 1974 war das Westfalenstadion fertiggestellt und reif für die Eröffnung. In Verhandlungen mit dem DFB hatte Erich Rüttel erreicht, dass es – ähnlich wie 1926 bei der „Roten Erde“ nebenan – zwei Premieren geben sollte: Eine inoffizielle am 2. April 1974 und eine offizielle mit dem Fußball-Länderspiel Deutschland – Ungarn am 17. April. 

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DasWestfalenstadion kostete etwa 32 Millionen D-Mark (umgerechnet 16,4 Mio. Euro). Damit war es preiswerter als das Dach des Olympiastadions in München und lag auch deutlich unter den jeweiligen Stadion-Umbaukosten der anderen elf WM-Städte. Zur Finanzierung kamen Zuschüsse des Bundes und des Landes NRW sowie Beiträge aus der „Glückspirale,“ die zur WM aufgelegt wurde, sodass die Stadt Dortmund letztlich lediglich sechs Millionen D-Mark aus dem eigenen Stadtsäckel hinzuschießen musste. Man hatte eine einmalige Chance hervorragend genutzt!

„Inoffizielle“ Eröffnung am 2. April 1974  

„Runde weibliche Waden und hüpfende Busen rissen die etablierte Fußball-Männerwelt zu Jubelarien hin!“ Mit diesen außergewöhnlichen Formulierungen „würdigte“ die Westfälische Rundschau am Tag danach die Tatsache, dass das Dortmunder Westfalenstadion am 2. April 1974 durch die Fußball-Frauen aus Mengede und Waltrop eröffnet worden war. Erich Rüttel, der Sportdezernent der Stadt, hatte sich gegen den BVB und den DFB durchgesetzt. Im Gegensatz zu diesen prognostizierte Rüttel dem Damenfußball eine große Zukunft. Und so kam es, dass um 18.18 Uhr eine Dame aus Mengede mit dem wohlklingenden westfälischen Namen Elisabeth Podschwadtke nach drei Minuten Spielzeit das erste Tor erzielte und damit Stadionhistorisch unsterblich wurde! 

Viel Prominenz hatte sich angesagt, unter ihnen der Arbeits- und Sozialminister Walter Arendt, Willi Daume, der Vater der Olympischen Spiele 1972 in München, und Krupp-Chef Bertholt Beitz. Eingebettet in ein buntes Unterhaltungsprogramm spulte sich ein Fußball-Volksfest par exellence vor 50.000 begeisterten Besuchern ab. Natürlich gab es die obligatorischen Eröffnungsreden von Oberbürgermeister Günter Samtlebe und BVB-Präsident Heinz Günther, begeisterten die schmucken „Goldstar Majorettes“ aus Arnheim, war das obligatorische Polizeiorchester mit von der Partie, spielten wie schon erwähnt die Damenmannschaften des TBV Mengede gegen den VfB Waltrop (1:2) sowie der BVB gegen den FC Schalke 04 (0:3). 

Das eigentliche Interesse aber galt selbstverständlich dem neuen internationalen Stadionhit namens „Westfalenstadion“. Die Faszination war riesengroß. Die Atmosphäre, die Nähe der Zuschauer zum Spielfeld, das Flutlicht, der Service für die Fans – superb! Selbst die kritische Presse erging sich in überschwänglichen Lobeshymnen. „Die sogenannten Dortmunder Drillinge – Westfalenhalle, Westfalenpark, Westfalenstadion – dürften neben dem Olympiapark in München das größte und bedeutendste Sportzentrum der Bundesrepublik sein“, schrieb die FAZ. „Ein tolles Stadion mit englischer Atmosphäre“ oder „Ein Stadion für die Callas“ war auch zu lesen. 

Der FC Schalke 04 trat übrigens ohne einen Pfennig Gage zur Stadioneröffnung an. Eine großzügige Geste! So konnte der BVB gut 300.000 DM als Reingewinn erlösen – ein Betrag, der für den damals finanziell keineswegs auf Rosen gebetteten Klub ein warmer Regen war. 

Die offizielle Eröffnung erfolgte am 17. April 1974, einem Mittwoch, mit dem Länderspiel Deutschland gegen Ungarn und damit der Neuauflage des WM-Finales von 1954. Für das Organisationskomitee der WM 74 mit Erich Rüttel als Chef bot die Begegnung die hervorragende Möglichkeit, auch die „WM-Probe aufs Exempel“ zu machen. Die Mannen um Beckenbauer, Müller und Co. zauberten brillant und siegten auch in dieser Höhe verdient mit 5:0. Torschützen waren Herbert Wimmer, Bernd Hölzenbein, Erwin Kremers und der kürzlich verstorbene Gerd Müller (2). 

Holland – Brasilien war der Tophit der WM 

Zum Thema Fußball-Weltmeisterschaft 1974 lassen wir Erich Rüttel, den stolzen Vater des Westfalenstadions, in Würdigung seiner Leistungen, selbst zu Wort kommen. 

„Und dann kamen schließlich im Juni und Juli 1974 die denkwürdigen und wahrscheinlich spektakulärsten Weltmeisterschaftsspiele nach Dortmund: 

Zaire – Schottland 0:2
Niederlande – Schweden 0:0
Bulgarien – Niederlande 1:4
Niederlande – Brasilien 2:0  

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Unsere holländischen Nachbarn spielten dreimal gegen starke Gegner in Dortmund. Weltweites Interesse fand die damals als ‚vorgezogenes Endspiel‘ bezeichnete Begegnung zwischen den Niederlanden und Brasilien, den vermeintlich stärksten Teams des Weltmeisterschaftsturniers. Entsprechend groß war das Besucherinteresse; siebzehn Regierungschefs und Minister aus ganz Europa konnten am 3. Juli 1974 von Oberbürgermeister Samtlebe und von mir als ‚Weltmeisterschaftschef‘ in Dortmund begrüßt werden – an der Spitze der amerikanische, sehr fußballbegeisterte Außenminister Henry Kissinger mit seinem Gastgeber, Minister Hans-Dietrich Genscher. 

Die Niederlande qualifizierten sich mit einem großartigen Sieg über Brasilien an diesem unvergesslichen Sommerabend für das Münchener Endspiel gegen die deutsche Mannschaft – und unterlagen. Deutschland wurde Weltmeister. Nach dem Weltmeisterschaftsturnier gab es weltweites Lob für Dortmunds Stadion. Mit den interessantesten Spielen des Turniers wurde Dortmund nach München zur bedeutendsten Weltmeisterstadt.“ 

Das leidige Thema „Flutlicht“ 

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„Beim Flutlicht ist der Störfaktor eingekreist – der Rest nur noch Routine!“ Diese Überschrift zierte die Westfälische Rundschau am 21. Juni 1974. Was war der Hintergrund für diese Aussage? Dortmund hatte fraglos mit dem Westfalenstadion den Stadion-Hit der WM 1974 gelandet. Nur eine – große – Kleinigkeit bereitete den Verantwortlichen manch schlaflose Nacht: Das Flutlicht. Es war von strahlender Brillanz und entsprach in jeder Beziehung den internationalen Anforderungen, hatte allerdings einen sehr unangenehmen Schwachpunkt: Es fiel mehrfach während der ersten Spiele aus. Und das vor den Augen der staunenden Weltöffentlichkeit. Das war peinlich. 

Der erste Schreck kam gleich bei der inoffiziellen Eröffnung: Bei der Partie des BVB gegen Schalke ging um 20.53 Uhr das Flutlicht aus. Gut, das war in der Halbzeitpause und wurde als kleine Petitesse am Rande angesehen. Trotzdem wurde das zuständige städtische Hochbauamt beauftragt, dem Problem auf die Schliche zu kommen. Also wurde mit dem Flutlicht experimentiert, Spiele simuliert und ähnliches mehr. Alles okay, alles in Ordnung, so hieß es. Dann folgte das Spiel der DFB-Auswahl gegen Ungarn am 17. April. Und erneut streikte um 20.53 Uhr das Flutlicht. Wieder ging es auf den Prüfstand, wieder wurde es für stabil befunden. Aber auch bei einem Abendspiel des BVB zu Probezwecken das gleiche Bild: Plötzlich stand man im Dunkeln. Und selbst das erste WM-Spiel mit der Begegnung Schottland – Zaire stand im Zeichen des vermaledeiten Lichtproblems. Erich Rüttel tobte, die Fachleute waren ratlos. Beim zweiten WM-Spiel prognostizierte dann der Reporter des niederländischen Fernsehens gegen 20.30 Uhr: „Meine Damen und Herren, freuen Sie sich! In einigen Minuten fällt hier im Stadion das Flutlicht aus!“ 

Doch der Herr irrte! Man hatte nämlich das Problem erkannt und behoben. Etwa um 20.50 Uhr wurden damals aufgrund der Lichtverhältnisse in ganz Dortmund die Straßenlaternen eingeschaltet. Dadurch entstand ein Überdruck in den Sicherungen des Westfalenstadions und zack – das Flutlicht war aus. Problem erkannt, Problem gelöst. Aber unabhängig davon war das natürlich eine höchst unangenehme Begleiterscheinung der ersten vier Spiele, die dem guten Image des Superstadions zunächst ein wenig Abbruch tat. 

Besonderes Erlebnis in Brasilien 

Besonders gern erinnere ich mich an ein Erlebnis in Sao Paulo, das mir, dem Autor dieser Zeilen, wahrhaftig unvergesslich geblieben ist. Dort, neben dem alten Corinthians-Stadion, befindet sich das brasilianische Fußballmuseum mit vielen Schätzen aus der großen Zeit der Selecao von gestern und heute. 

Ich war mit einer hochrangig besetzten Delegation unterwegs, mit der wir auch das Museum besuchten. Als ich durch das Eingangstor schritt, sah ich im Hintergrund eine riesige Videofläche, die in 20 Einzelelemente unterteilt war. Ein Delegationsmitglied kam auf mich zu und erzählte mir, auf dem Display vor mir seien die 20 tollsten Stadien der Welt vereinigt, und ich solle doch bitte einmal auf die Nr. 1 drücken. Das machte ich selbstverständlich und war aus dem Stand fasziniert. Denn aus der oberen linken Ecke kam ein mir bestens vertrautes Motiv heraus. Die „Süd“ unseres Stadions, unseres SIGNAL IDUNA PARK. Man hatte ein Motiv aus einer Partie gegen Schalke ausgewählt und akustisch gekonnt untermalt. Da stand ich nun, tausende Kilometer von Dortmund entfernt, und erlebte die Reaktion der Menschen um mich herum, die offenen Mundes über unsere Südtribüne staunten. 

Alle Anwesenden waren begeistert und applaudierten spontan unserer Fußball-Kathedrale, die auch in Brasilien, immerhin der führenden Fußballnation der Welt, verdientermaßen mit dem Spitzenrang gewürdigt wird. Und ich stand andächtig und voller Stolz vor dem eindrucksvollen Motiv und fühlte mich wie ein kleiner Junge, der unter dem Weihnachtsbaum steht und seine tollste Bescherung erlebt. 
Autor: Gerd Kolbe 
Fotos: Archiv Gerd Kolbe