Borussia Dortmund ist mit einer Niederlage in die heißeste Phase der Saison (13 Spiele in sechs Wochen) gestartet. Am 8. Spieltag der Fußball-Bundesliga unterlag der BVB beim 1. FC Köln mit 2:3 (1:0).

Aus Köln berichtet Boris Rupert

50.000 Zuschauer, darunter gut und gerne 8.000 Borussen, sahen eine tolle Partie, in der der BVB zur Pause bei 6:2 Torchancen hätte höher führen können als durch den Treffer von Julian Brandt aus der 31. Minute. Aber auch Köln war stets präsent und drehte zu Beginn der zweiten Halbzeit mit zwei schnellen Treffern die Partie: Florian Kainz (53.) und Steffen Tigges (56.) machten aus einem 0:1 ein 2:1. Mit Dejan Ljubicic' Treffer zum 3:1 (71.) schien das Duell entschieden, doch der BVB kam durch den eingewechselten Tom Rothe noch einmal heran (78.), verlor das spektakuläre Spiel aber letztlich aufgrund einer mangelnden Chancenverwertung und Nachlässigkeiten im Abwehrverhalten nicht unverdient.

Ausgangslage:   
Neunter gegen Zweiter: Der 1. FC Köln hatte erst einmal verloren, aber auch nur zweimal gewonnen (dazu vier Unentschieden), der BVB drei der vier vorangegangenen Partien in der Liga siegreich gestaltet. Von 1967 bis 1990 hatte er nie in Köln gewonnen, seitdem aber in 23 Gastspielen am Rhein mehr als doppelt so viele Siege (zwölf) wie Niederlagen (fünf) verbucht.

Personalien:   
Jude Bellingham führte im Alter von 19 Jahren, drei Monaten und zwei Tagen als vermutlich jüngster BVB-Kapitän der Vereinsgeschichte die Mannschaft an. „Wir wissen es nicht – auf jeden Fall ist er alt genug“, sagte Edin Terzic bei Sky. Denn nicht nur Reus (Bänderverletzung im Sprunggelenk) fehlte, sondern auch der erkrankte Hummels. Zudem waren Bynoe-Gittens, Dahoud (beide Schulter-OP), Haller (Tumorerkrankung), Kobel (Aufbautraining), Morey (Knie-OP), Reyna (Zerrung) und Wolf (Kreislaufprobleme) nicht dabei. Im Vergleich zum Spiel gegen Schalke vor 14 Tagen kamen Süle und Adeyemi neu in die Mannschaft.

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Taktik:  
Köln ging die Partie offensiv an, verzichtete weitgehend auf einen zweiten Sechser, sondern zog Ljubicic vor in die offensive Dreierreihe, aus der Maina meist auf einer Höhe mit Tigges im Angriffszentrum agierte. 4-1-2-3 also beim FC, der von Beginn an mit bis zu fünf Akteuren hoch presste, 4-2-3-1 beim BVB, der sich aus diesen Pressing-Situationen durch schnelle, flache Pässe zu befreien versuchte.

Spielverlauf & Analyse:
Es war von Beginn an eine intensive Partie auf nach starken Regenfällen tiefem Rasen. Köln kam früh zu einer ersten Torchance: Zunächst mit dem Fuß, dann mit dem Kopf klärte Schlotterbeck gegen Ljubicic (3.), aber auch der BVB überbrückte nach Balleroberung schnell das Mittelfeld, war mehrfach aussichtsreich am und im gegnerischen Strafraum, dann aber fehlte die Präzision beim letzten Pass. Für die ersten gefährlichen Abschlüsse sorgte Malen in der 18. und 27. Minute. Zunächst schoss er aus spitzem Winkel stramm ab (Schwäbe parierte sicher), dann tauchte er nach Balleroberung von Bellingham und feinem Zuspiel von Adeyemi recht frei vor dem Kölner Schlussmann auf, verzog aber aus 15 Metern überhastet. Auf der Gegenseite schoss Kainz flach am rechten Pfosten vorbei (30.).

Wie man es besser macht, zeigte dann Brandt nach exakt einer halben Stunde: Nach Balleroberung von Meunier und Zuspiel von Adeyemi und Bellingham behielt er im Gegensatz zu Malen und Kainz im Strafraum die Übersicht, schaute nach der Ballannahme halblinks im Sechzehner, was Schwäbe macht und schob flach unten rechts zum 0:1 ein. Der BVB hätte den Vorsprung schnell ausbauen können, doch Schwäbe lenkte Adeyemis Schlenzer zur Ecke ab (32.). Die wurde per Kopf abgewehrt, genau auf den Fuß von Adeyemi, dessen Schuss zum „Tor des Monats“ geführt hätte, wenn Schwäbe diesen nicht spektakulär abgewehrt hätte (33.). Und Malen kam nach Pass des auffälligen Meunier auch im dritten Versuch am abermals stark parierenden Kölner Schlussmann nicht vorbei (40.).

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Köln kam wuchtig aus der Halbzeitpause. Dudas Schuss wurde geblockt, im Anschluss geriet Mainas Abschluss nicht wuchtig genug, so dass Meyer keine Mühe hatte (47.). Dann aber bekam der BVB keinen Zugriff auf Hector, der auf der linken Seite zum freistehenden Maina spielen konnte, dessen flache Hereingabe in den Rückraum Kainz zum 1:1 über die Linie spitzelte (53.). Keine drei Minuten später hatte der FC das Spiel gedreht: Kainz‘ Ecke köpfte Tigges am kurzen Pfosten zum 2:1 ins BVB-Tor.

Der BVB setzte sich in der Folge zwar am Strafraum des FC fest, lief dann aber in zwei Konter. Den ersten setzte Dietz an den Pfosten (69.), den zweiten verwandele Ljubicic mit einem Schlenzer zum 3:1 (71.). Köln wurde nun von den Fans und von der Euphorie getragen, war einem vierten Treffer nahe. Der BVB, der mit Moukokos Hereinnahme auf ein 4-4-2 umgestellt hatte (70.), kam aber nochmal zurück. Zunächst verpasste Hazard nach Meuniers Hereingabe vor dem leeren Tor das fast sichere 2:3 (76.), doch Rothes verunglückte Flanke landete kurz darauf im Netz (78.).

Köln, das einen hohen Aufwand betrieben hatte, wirkte angeschlagen, hatte fünf frische Leute gebracht. Es war ein offener Schlagabtausch. Meyer parierte stark gegen Skhiri (82.). Der BVB warf alles nach vorne, doch Köln brachte das 3:2 ins Ziel.

Ausblick:   
Am Mittwoch steht das dritte Gruppenspiel in der UEFA Champions League auf dem Spielplan: Der BVB tritt beim FC Sevilla an. Anstoß ist um 21 Uhr. Kommende Woche Samstag (18.30 Uhr) kommt es im SIGNAL IDUNA PARK zum Aufeinandertreffen mit dem FC Bayern München.

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