Borussia Dortmund geht mit einer weiteren Niederlage in die Winterpause. Am 15. Spieltag der Fußball-Bundesliga verlor der BVB gegen ein effizientes und konsequentes Borussia Mönchengladbach mit 2:4 (2:3). Gladbachs vierter Konter war der K.o.-Schlag in einem Spiel mit Chancen ohne Ende.

Es berichtet Boris Rupert

In einer 45 Minuten lang atemberaubenden Partie nutzte Gladbach drei der ersten vier Torschüsse zu Treffern durch Hofmann (4.), Bensebaini (26.) und Thuram (30.). Der BVB betrieb immensen Aufwand und hätte zur Pause deutlich mehr Treffer erzielen können als die beiden durch Brandt (19.) und Schlotterbeck (40.). Auch Gladbachs fünfter Schuss saß: 30 Sekunden nach Wiederbeginn erhöhte Koné auf 4:2. Darauf fand der BVB keine Antwort mehr.

Ausgangslage:   
Neunter gegen Sechster. Die 101. Bundesliga-Auflage des Borussen-Duells eröffnete den letzten Spieltag vor der zehnwöchigen Winterpause. Das letzte Unentschieden bei diesem Duell hatte es vor fast zehn Jahren im Februar 2013 in Mönchengladbach gegeben (1:1); seitdem fand diese Paarung 18-mal in Serie einen Sieger (fünfmal Gladbach, 13-mal BVB).

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Personalien:   
Mit dem gleichen Kader wie am Dienstag bei der 0:2-Niederlage in Wolfsburg waren die Schwarzgelben angereist, also abermals ohne Bynoe-Gittens, Dahoud (beide Schulter-OP), Haller (Tumorerkrankung), Meunier (Jochbeinbruch) Morey (Knie-OP), Rothe (Knochenstauchung), Reus (Sprunggelenk) und Wolf (Störung des Gleichgewichtsorgans). Reyna und Can ersetzten Adeyemi und Özcan (beide Bank) in der Startelf.

Taktik:   
Beide Teams begegneten sich in einer 4-2-3-1-Grundordnung. Der BVB presste hoch und wollte von Beginn an Dominanz ausstrahlen. Mit der frühen Führung im Rücken setzte Gladbach auf Kontersituationen, eingeleitet durch lange Bälle auf den aus den Halbräumen startenden Mittelstürmer Thuram. Im Ballbesitz löste sich Bellingham aus der Doppelsechs und war weitere Anspielstation im offensiven Mittelfeld.

Spielverlauf & Analyse:
Der BVB nahm das Heft sofort in die Hand. Gladbach hatte nach 100 Sekunden die erste Ballberührung. Nach 220 Sekunden spielten die Gastgeber ihren ersten Angriff: Weigl passte auf Stindl, der zentral weiterleitete auf den von rechts einlaufenden Hofmann, der viel Platz hatte und relativ unbedrängt aus 14 Metern flach ins linke Eck einschoss. Wie schon in Wolfsburg lag der BVB früh zurück, dort allerdings als Folge großer Passivität zu Beginn.

Ein brillant herausgespielter und vollendeter Treffer bescherte den Schwarzgelben den recht schnellen Ausgleich: Bellingham löffelte den Ball aus dem halblinken Halbraum an den Elfmeterpunkt, wo Brandts Ballannahme, Drehung um die eigene Achse und Abschluss mit links in technischer Perfektion gelang. Es war sein viertes Saisontor.

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Nach einem Konter hatte Thuram allerdings das postwendende 2:1 auf dem Fuß. Hummels energische Abwehraktion gegen Hofmann brachte Schlotterbeck, der auf seifigem Rasen vorher ausgerutscht war, die nötige Zeit, um rechtzeitig wieder dran zu sein am VfL-Stürmer. Gemeinsam mit Kobel verhinderte er einen weiteren Gegentreffer, der vermutlich aber nicht gezählt hätte: Die Abseitsfahne war oben (23.).

Borussia Dortmund agierte in der Rückwärtsbewegung zu offen. Die Gladbacher Konter sorgten für größte Gefahr. In Minute 26 resultierte hieraus ein Freistoß für die Gastgeber, den Hofmann vom rechten Flügel hereingab. Bensebaini setzte sich im Kopfballduell mit Bellingham durch und markierte das 2:1. Nur vier Minuten später spielte Stindl im Mittelkreis den startenden Thuram an, der von Schlotterbeck nicht mehr einzuholen war, Kobel umkurvte und zum 3:1 einschob.

Mit einer XXL-Chance hätte der BVB nach gut einer halben Stunde wieder herankommen können. Nach Guerreiros Flanke scheiterte Moukoko am glänzend reagierenden Olschowsky im Gladbacher Tor, Reynas Nachschuss klärte Bensebaini zur Ecke (32.). Olschowsky war fünf Minuten später ebenso auf dem Posten, als Moukoko links im Strafraum abgezogen hatte, wie bei Guerreiros Freistoß (40.). Der BVB betrieb großen Aufwand und bejubelte im Anschluss das erste Liga-Tor in dieser Saison nach einer Ecke. Olschowsky parierte zwar Süles Kopfball nach Brandts Hereingabe, aber den Abpraller verwertete Schlotterbeck. Nur drei Minuten später hätte es 3:3 stehen können, doch Olschowsky wehrte auch Malens Schuss aus kürzester Distanz nach Hereingabe von Reyna von der rechten Seite ab (43.). Mit 13:4 Torschüssen und 6:3 Chancen aus Dortmunder Sicht ging es in die Halbzeitpause.

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Nach der Halbzeitpause kam Hazard für Reyna ins Team, bei Gladbach ersetzte Hermann Kramer, so dass Stindl ins Zentrum wechselte. Und weiterhin hatten die Gastgeber zu viel Raum, bei Treffer Nummer vier waren weder Vorlagengeber Hofmann noch Torschütze Koné, der Sekunden nach Wiederbeginn aus 17 Metern abzog, eng markiert. Thuram hatte Treffer Nummer fünf auf dem Fuß, schoss knapp links vorbei (52.). Der BVB wankte in dieser Phase. Das vierte Gegentor hatte Spuren hinterlassen. Jetzt war es für ein paar Minuten ein Schlagabtausch. Kobel parierte gegen Thuram (59.).

Terzic reagierte mit einem Doppelwechsel: Modeste und Özcan ersetzten Schlotterbeck und Can. Nun im 4-3-3 verteidigten Süle und Hummels innen, Hazard und Guerreiro außen. Bensebainis Handspiel wäre in anderen Partien vom VAR möglicherweise sanktioniert worden (67.), Thurams Foul an Hummels blieb zunächst ungeahndet, Hofmann schob zum 5:2 ein (68.), doch der VAR schickte Schiedsrichter Jablonski raus, der seine Entscheidung revidierte. Für Hummels ging es noch ein paar Minuten weiter, dann musste er angeschlagen runter, Papadopoulos kam.

Modeste verzeichnete noch zwei Torannäherungen (66./84.), doch insgesamt schien den Schwarzgelben – im Gegensatz zur ersten Hälfte – nach dem Wirkungstreffer durch Koné zum 4:2 der Glaube zu fehlen, das Spiel drehen zu können.

Ausblick:   
Borussia Dortmund reist in der WM-Pause vom 21. November bis 1. Dezember nach Südostasien. Die Bundesliga wird am 22. Januar mit dem Heimspiel gegen den FC Augsburg fortgesetzt.

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Teams & Tore

Fußball-Bundesliga, 15. Spieltag
BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH – BORUSSIA DORTMUND  4:2 (3:2)

Bor. M’gladbach: Olschowsky – Scally, Friedrich, Elvedi, Bensebaini – Weigl, Koné (88. Itakura) – Hofmann (90.+4 Netz), Kramer (46. Herrmann), Stindl (90. N’Goumou) – Thuram 
Bor. Dortmund: Kobel – Süle, Hummels (78. Papadopoulos), Schlotterbeck (59. Modeste), Guerreiro – Bellingham, Can (59. Özcan) – Reyna (46. Hazard), Brandt, Malen (71. Adeyemi) – Moukoko
Bank: Brüll, Jantschke, Lainer, Borges Sanches, Reitz – Meyer, Passlack, Coulibaly, Pasalic
Tore: 1:0 Hofmann (4., Stindl), 1:1 Brandt (19., Bellingham), 2:1 Bensebaini (26., Hofmann), 3:1 Thuram (30., Stindl), 3:2 Schlotterbeck (40., Süle), 4:2 Koné (46., Hofmann)
Eckstöße: 2:9 (Halbzeit 1:2), Chancenverhältnis: 8:7 (3:6)
Schiedsrichter: Jablonski (Bremen), Gelbe Karten: Stindl – Hummels, Guerreiro
Zuschauer: 54.042 (ausverkauft), Wetter: trocken, 8 Grad