Am 31. Spieltag der Fußball-Bundesliga hat Borussia Dortmund das Auswärtsspiel in Leipzig mit 1:4 (1:2) verloren. Dabei hatte der BVB gut ins Spiel gefunden und war verdient in Führung gegangen.

Es berichtet Boris Rupert

47.000 Zuschauer sahen ein spektakuläres und umkämpftes Spiel, in dem der BVB seine anfängliche Überlegenheit in der 20. Minute zum 0:1 durch Sancho nutzte, doch nur zweieinhalb Minuten später den Ausgleich durch Openda hinnehmen musste. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte erzielte Sesko im Nachschuss das 2:1 für die Gastgeber, die in Durchgang zwei einen Blitzstart hinlegten und durch Simakan das 3:1 nachlegten (46.). Baumgartner setzte zehn Minuten vor dem Ende den Schlusspunkt für offensivstarke Leipzig.

Ausgangslage:  
Formstarke Sachsen (sechs Siege aus den vorangegangenen sieben Partien) belegten in der Bundesliga-Tabelle Rang vier mit zwei Punkten und zwölf Toren Vorsprung auf Borussia Dortmund. Die schwarzgelbe Auswärtsbilanz bei den Sachsen war ausgeglichen (drei Siege, ein Remis, drei Niederlagen, 8:8 Tore). Alle anderen aktuellen Bundesligisten – außer Bayern München – haben dort eine negative Bilanz.

Personalien: 
Ohne Maatsen, Can (beide fünfte Gelbe Karte), Haller (Sprunggelenkverletzung), Malen (Oberschenkelprobleme) und Bensebaini (Knieverletzung) war der BVB angereist. Zudem reichte es für Sabitzer (Infekt) nur für einen Platz auf der Bank. Adeyemi kehrte nach verbüßter Gelb-Rot-Sperre zurück. Nmecha, Özcan und Wolf waren zusätzlich neu im Team. Bynoe-Gittens musste neben Sabitzer auf die Bank, Can und Maatsen waren gesperrt.

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Taktik:   
Leipzig presste mit vier Spielern hoch in der Dortmunder Hälfte und setzte, aufgereiht im 4-2-2-2, auf variable Positionierung in der Offensive. Der BVB blieb ungeachtet der zahlreichen Ausfälle und der damit verbundenen Umstellungen beim 4-3-3 mit einem Sechser (Özcan) und versuchte, von hinten heraus zu kombinieren. Ryerson agierte auf der linken Seite dann deutlich offensiver als sein Pendant Wolf, der als dritter Mann neben den Innenverteidigern meist hinten blieb. Gegen den Ball bildeten Nmecha und Özcan eine Doppelsechs.

Spielverlauf & Analyse:
Bei sommerlichen Bedingungen bestimmte Leipzig zu Beginn das Spiel, doch die BVB-Konter waren verheißungsvoll. Eine frühe Gelegenheit zu einer guten Chance oder gar einem Tor verpasste Adeyemi in der siebten Minute mit einem unsauberen zweiten Kontakt. Kurz darauf initiierte der aktive Brandt einen sehenswerten Angriff, Sancho servierte butterweich die Flanke auf Füllkrug, der sich in der Luft gegen Simakan durchsetzte und den Kopfball gegen die Laufrichtung von Gulacsi platzierte, doch Leipzigs Keeper lenkte den Ball noch zur Ecke ab (10.).

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Der BVB spielte nun mutig auf, hatte nach einer Viertelstunde 65 Prozent der Spielanteile. Füllkrug legte im Mittelfeld ab zu Brandt, der aus Distanz abzog und Gulacsi zur nächsten Parade zwang (18.). Bei der anschließenden Ecke kam Füllkrug zum Kopfball – knapp drüber. Lange lief in der Folge der Ball in den Dortmunder Reihen. Den vorletzten Pass spielte dann Schlotterbeck mit einer Verlagerung auf den erstmals weit nach vorn aufgerückten Wolf. Dessen Flanke wehrte Orban ab vor die Füße von Sancho, der die Kugel links im Strafraum aus etwa 14 Metern gefühlvoll zum 0:1 ins lange, obere Toreck schlenzte (20.). Drei Minuten später zählte Opendas Ausgleichstor zunächst nicht – Vorlagengeber Xavi hatte man bei einem Konter der Sachsen im Abseits vermutet –, doch nach VAR-Check gab es das 1:1 dann doch. Korrekt.

Özcans Körperkontakt im Strafraum gegen Olmo hatte nach knapp einer halben Stunde einen Strafstoßpfiff von Schiedsrichter Aytekin zur Folge, der seine Entscheidung zurücknahm, nachdem er vom VAR zum Monitor geschickt worden war. Leipzig hatte nun aber ein Übergewicht. Hummels klärte zweimal aufmerksam, dann traf Xavi den Pfosten, Openda setzte den Nachschuss am Tor vorbei (36.). Leipzig lag jetzt nach Torabschlüssen mit 6:4 vorn und machte noch vor der Pause das 2:1. Borussia agierte in dieser Phase zu passiv. Nach einem von Kobel abgewehrten Eckball bekamen die Vorderleute den Ball nicht weg. Schlager hielt aus 18 Metern drauf. Kobel konnte den wuchtigen, zudem verdeckten Schuss parieren, doch Sesko jagte den Abpraller aus kurzer Distanz zum 2:1 unter die Latte (45.+2).

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Borussia kam mit Reus für Adeyemi aus der Kabine und rückte nach Wiederanpfiff weit auf. Bei einem Einwurf der Leipziger auf Höhe ihrer Sechzehnmeterlinie wurden die Schwarzgelben, die mit allen Feldspielern in der gegnerischen Hälfte waren, ausgekontert. Xavi steckte durch für Openda, der auf dem linken Flügel nicht mehr zu halten war und querlegte zum mitgelaufenen Abwehrspieler Simakan, der aus kurzer Distanz zum 3:1 vollstreckte. 58 Sekunden waren in Halbzeit zwei gespielt. Wenig später legte Sancho auf für Ryerson, der es links im Strafraum mit einem Flachschuss versuchte, doch Gulacsi konnte zupacken (49.). Direkt danach mussten Simakan und Hummels verletzt vom Platz. Auf Dortmunder Seite kam Süle neu ins Spiel.

Jetzt spielte zwar fast nur noch Leipzig, doch entscheidend war auch Gulacsi, der gegen Reus‘ Kopfball sein ganzes Können aufbieten musste und parierte (66.). Nach Torschüssen (8:15) war der BVB zwar deutlich im Hintertreffen, nach klaren Torchancen (5:6) aber bis dahin durchaus noch nah dran. Moukoko (für Ryerson) und Bynoe-Gittens (für Özcan) verstärkten personell die Offensive. Nachdem Füllkrug im gegnerischen Strafraum den Abschluss verpasst hatte, setzte Leipzig einen starken Konter, den Süle und Kobel mit den Fuß- bzw. Fingerspitzen klärten (74.). Baumgartner verwertete sechs Minuten später Henrichs Zuspiel aus kurzer Distanz zum 4:1. Die vorletzte Chance, das Ergebnis moderater zu gestalten, hatte Füllkrug, aber sein Kopfball in der Nachspielzeit ging knapp über den Kasten. Bynoe-Gittens traf zudem die Latte.

Ausblick:
Am Mittwoch (21 Uhr) steht das Halbfinal-Hinspiel in der UEFA Champions League gegen Paris auf dem Plan, am kommenden Samstag (15:30 Uhr) empfängt der BVB den FC Augsburg im SIGNAL IDUNA PARK.

Teams & Tore

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Fußball-Bundesliga, 31. Spieltag
LEIPZIG – BORUSSIA DORTMUND 4:1 (2:1)

Leipzig: Gulacsi – Simakan (52. Henrichs), Orban, Lukeba, Raum – Haidara (87. Kampl), Schlager (87. Seiwald) – Dani Olmo, Xavi – Openda (87. Klostermann), Sesko (63. Baumgartner)
Bor. Dortmund: Kobel – Wolf, Hummels (51. Süle), Schlotterbeck, Ryerson (71. Moukoko) – Özcan (63. Bynoe-Gittens) – Brandt, Nmecha – Adeyemi (46. Reus), Füllkrug, Sancho
Bank: Blaswich, Bitshiabu, Elmas, Poulsen – Meyer, Morey, Sabitzer, Pohlmann, Wätjen
Tore: 0:1 Sancho (20., Wolf), 1:1 Openda (23., Xavi), 2:1 Sesko (45.+2, Schlager), 3:1 Simakan (46., Openda), 4:1 Baumgartner (80., Henrichs)
Eckstöße: 5:8 (Halbzeit 1:3), Chancenverhältnis: 10:8 (3:4)
Schiedsrichter: Aytekin (Oberasbach), Gelbe Karten: Simakan – Sancho, Schlotterbeck
Zuschauer: 47.069 (ausverkauft), Wetter: sonnig, 20 Grad