2:1 - BVB gewinnt hektisches und kampfbetontes Spiel in Stuttgart
Borussia Dortmund hat die vorzeitige Meisterfeier des FC Bayern verhindert: Beim VfB Stuttgart gewann der BVB mit 2:1 (1:0), festigte damit den zweiten Tabellenplatz vor Bayer Leverkusen, bleibt aber mit deutlichem Abstand hinter den Münchnern. In einer hektischen Partie trafen Piszczek und Lewandowski für die Schwarzgelben.
Aus der Mercedes Benz-Arena berichtet Felix Ulrich
Vor 60.000 Zuschauern brachte Lukasz Piszczek Schwarzgelb in der 29. Minute mit seinem zweiten Saisontor in Führung. In einer äußerst intensiven und hektischen Partie glich Alexandru Maxim für die Stuttgarter aus (63.). Robert Lewandowski sorgte, nachdem Stuttgarts Niedermeier mit Gelb-Rot (69.) bereits vom Platz geschickt worden war, mit seinem 20. Saisontreffer in der 82. Minute für die Entscheidung.
Ausgangslage:
Das zweitbeste Rückrunden-Team gastierte beim Zweitschlechtesten. Von einem leichten Spiel konnte beim Vergleich zwischen dem VfB Stuttgart und Borussia Dortmund jedoch keine Rede sein. In den vergangenen vier Begegnungen konnten die Schwaben immerhin vier Mal die Punkte teilen (0:0, 4:4, 1:1, 1:1). Der letzte BVB-Sieg datierte vom 29. August 2010 (3:1 in Stuttgart). "Wir scheinen kein Angstgegner für den VfB zu sein", sagte daher auch BVB-Coach Jürgen Klopp vor der Partie.
Personalien:
Ohne Kuba musste der BVB in der Mercedes Benz-Arena antreten. Der Pole hatte sich beim Länderspiel für Polen unter der Woche eine Leistenzerrung zugezogen. Für ihn rückte Kevin Großkreutz in die Partie. Lukasz Piszczek saß aufgrund seiner anhaltenden Hüftprobleme nur auf der Bank. Für ihn durfte Nuri Sahin erneut von Beginn an ran. Ebenfalls nicht dabei waren Mats Hummels (Außenbandteilriss) und Patrick Owomoyela (Aufbautraining).
Beim VfB Stuttgart musste Trainer Bruno Labbadia auf Kvist, Molinaro (beide Gelb-Sperre), Bah (Wadenbeinbruch), Didavi (Knieprobleme), Cacau (Reha nach Kreuzbandriss) sowie Torun (Aufbautraining) verzichten.
Taktik:
Beide Teams begegneten sich in einer 4-2-3-1-Formation. Beim BVB bildeten Sven Bender und Nuro Sahin die Doppelsechs vor der Abwehr. Erstmals auf der Zehner-Position agierte Gündogan. Der VfB stellte seine Startelf, was die Positionen betrifft, komplett neu auf. Sakai verteidigte zum Beispiel von der linken anstatt von der gewohnten rechten Seite, wo Rüdiger sein Können unter Beweis stellen durfte.
Spielverlauf und Analyse:
"Die Spiele waren immer eng und intensiv. Man muss auf alles eingestellt sein" , erklärte Jürgen Klopp vor der Partie. Und gleich vorweg: Er sollte Recht behalten. In der ersten Viertelstunde waren zunächst die Schwaben am Drücker. So musste bereits in der siebten Minute Weidenfeller großes Können aufbieten, um einen Kopfball von Niedermeier nach einer Maxim-Ecke mit dem Knie und dem rechten Handschuh zu klären.
Kurz danach zappelte der Ball nach einem Freistoß sogar im Netz des BVB, Ibisevic stand aber im Abseits, der Treffer zählte korrekterweise nicht (12.). Nur eine Zeigerumdrehung später lief Traoré allein auf Weidenfeller zu, der Dortmunder Schlussmann parierte jedoch. Für Entlastung sorgte in der turbulenten Startphase, die auch von einer (über)harten Stuttgarter Spielweise geprägt war, lediglich Marco Reus, der nach einem feinen Pass von Sahin frei vor Ulreich auftauchte, aber den Keeper anschoss (10.).
Ruhe kam auch danach nicht in die Partie, da Schiedsrichter Deniz Aytekin die Partie immer wieder aufgrund permanenter Foulspiele unterbrechen musste. Einen Lichtblick gab es indes in der 19. Minute, als Reus - nach Lewandowski-Vorarbeit - mit einem Heber aus spitzem Winkel den Ball einen Meter am Tor der Gastgeber vorbeilupfte.
Es blieb ab diesem Zeitpunkt das einzige spielerische Highlight der ersten Hälfte, in der der BVB nach 22 Minuten Schmelzer - nach einem hohen Bein von Martin Harnik - verletzungsbedingt auswechseln musste. Der Österreicher sah dafür die Gelbe Karte. Piszczek kam in die Partie, rückte auf die rechte Außenbahn, Großkreutz agierte fortan auf Links.
Und die Hereinnahme des Polen sollte sich kurz nach der Einwechselung bereits auszahlen: Nach einem Reus-Freistoß aus halblinker Position köpfte Piszczek unhaltbar für Ulreich rechts unten ins Tor (29.). Eine etwas glückliche, aber nicht unverdiente Führung für den BVB, der sich in den ersten 45 Minuten einfach cleverer im Abschluss präsentierte.
Auch nach dem Seitenwechsel blieb die Partie hektisch. Immer und immer wieder wurde der Spielfluss durch zahlreiche Fouls unterbrochen. Gefahr kam vor 60.000 Zuschauern zunächst nur nach Standards auf. Niedermeier hatte die erste Gelegenheit in Halbzeit zwei, als er nach einem Maxim-Freistoß allerdings deutlich über das Tor köpfte (53.).
Fast schon zauberhaft wiederum, wie sich Mario Götze in der 56. Minute sehenswert über die linke Seite durchsetze, Lewandowski bediente, der aber Lopes gestört wurde. Und da auch der Nachschuss von Sahin durch Niedermeier geblockt wurde, blieb es bei der knappen Führung.
Nach einer knappen Stunde wäre der Ausgleich für den VfB verdient gewesen, denn nach der dritten Ecke scheiterten die Gastgeber gleich zwei Mal an Mario Götze, der auf der Torlinie erst gegen Gentner, dann gegen Traoré klären konnte (59.).
Vier Minuten später wurde der BVB, bei dem zwischenzeitlich Leitner für Gündogan in die Partie gekommen war, jedoch für sein unkonzentriert wirkende Abwehrarbeit bestraft. Nach einem Einwurf setzte sich Maxim erst gegen Götze durch, war auch einen Tick schneller als Sahin und ließ mit seinem Flachschuss ins lange Eck auch Weidenfeller keine Chance - 1:1 (63.).
Was danach passierte, war sinnbildlich für die Intensität der Partie. Der BVB konterte über Reus, der auf Götze passte und von Niedermeier gelegt wurde. Für den Verteidiger war die Partie nach der zweiten Gelben Karte (69.) damit vorzeitig beendet. Die Stuttgarter Fans sahen diese Situation komplett anders, wähnten ein Nachtreten von Götze, der Gelb sah, und pfiffen den BVB in den folgenden fünf Minuten bei jedem Ballkontakt gnadenlos aus.
Verhindern konnten sie damit jedoch nicht, dass die Borussia durch Piszczek, dessen Heber Ulreich mit der Brust abwehrte, und Subotic, dessen Schuss der VfB-Keeper mit dem rechten Arm zur Ecke ablenkte, in der 71. Minute zu zwei hochkarätigen Möglichkeiten kam. Das zweite Tor blieb jedoch aus - vorerst.
In Überzahl zog der BVB ein Power-Play auf - und kam zu einer dicken Chance: Lewandowskis-Schuss klärte Sakai in höchster Not zur Ecke (80.). Im Gegenzug hatte der BVB Glücke, als Moritz Leitner das Leder vertändelte, es an Traoré verlor und der Stuttgarter im Strafraum fiel. Schiedsrichter Aytekin entschied - obwohl es eine Mini-Berührung gegeben hatte - auf Schwalbe und zeigte die Gelbe Karte.
Eine Minute später dann die Entscheidung zu Gunsten des BVB: Reus hatte toll in den Lauf von Piszczek gespielt (kein Abseits!), der wieder flach in die Mitte hereingab. Lewandowski war völlig frei und sagte Danke: 2:1 (82.). Der eingewechselte Schieber hätte am Ende sogar noch auf 3:1 erhöhen können (88.), sein Schuss ging aber knapp am rechten Pfosten vorbei.