„Zwei Mal Pfosten, zwei Mal Latte, und zwei, drei Mal hält der Torwart gut. Aber so ist es im Fußball“, kommentierte Gonzalo Castro ein Spiel, „das du nie und nimmer verlieren darfst“ (Michael Zorc), während Thomas Tuchel das Ergebnis „paradox“ nannte und staunend feststellte: „Ich weiß, dass man Glück braucht, um Spiele zu gewinnen. Dass man nur mit Glück gewinnen kann, hat man heute gesehen.“

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Sven Bender spielte in der Innenverteidigung und hat es hier mit Ari zu tun.

Mit dem 0:1 beim FC Krasnodar hat der BVB nach dem 2:1 im Hinspiel aufgrund der Auswärtstor-Regelung den direkten Vergleich mit den jetzt punktgleichen Russen verloren und kann den Gruppensieg nicht mehr aus eigener Kraft schaffen. „Wir wären gerne als Gruppensieger nach Hause geflogen. Jetzt müssen wir schauen, was noch geht“, sagte Roman Weidenfeller vor dem langen Rückflug.

Der Airbus A321 der Turkish Airlines wurde wie schon auf dem Hinweg weiträumig an der Ukraine und der Halbinsel Krim vorbei geleitet und hatte zudem den Westwind gegen sich. Erst nach über vier Stunden Flugzeit landete die Maschine um kurz vor 2 Uhr in Paderborn, 90 Kilometer vor den Toren Dortmunds. Dort wartete der Mannschaftsbus, der die Profis wegen des Nachtlandeverbotes in der Westfalenmetropole dann noch über die Autobahn nach Hause kutschieren musste.

5.000 Kilometer, siebeneinhalb Stunden in der Luft – und nichts Zählbares im Gepäck. Entsprechend gedämpft war die Stimmung. „Es sollte einfach nicht sein. Wir haben vieles richtig gemacht, hatten Pech im Abschluss“, haderte Weidenfeller, während Tuchel bereits in der Kabine versucht hatte, seine Elf wieder aufzubauen, ihr eine „top seriöse Leistung“ attestierte und feststellte: „Wir haben von der zweiten bis zur 94. Minute ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht. Wir haben viele Lösungen gefunden, viele Torabschlüsse herausgespielt, und wir hätten es ganz klar verdient gehabt, dieses Spiel zu gewinnen. Wir haben es in einer Art und Weise dominiert, wie ich es nicht erwartet hätte.“

Hummels: Foul ja, Elfmeter nein!

Die letztlich entscheidende Szene spielte sich bereits wenige Sekunden nach dem Anpfiff ab, als Pereyra im Zweikampf mit Hummels zu Fall kam. „Es war ein Foul. Ich habe einen Tick zu lange gezupft an seiner Schulter und hätte ihn früher loslassen müssen. Aber es war ein Freistoß, denn es war außerhalb des Strafraums“, erläuterte der Kapitän, der den Schiedsrichter jedoch aus der Schusslinie nahm: „Das war schwierig zu entscheiden.“

Im fünften von neun Europapokalspielen in dieser Saison geriet Borussia in Rückstand – erstmals konnte sie das Ergebnis nicht mehr in die richtige Richtung lenken. Hummels: „Eigentlich haben wir ein gutes Spiel hingelegt und hätten etwas mitnehmen müssen. Wir haben es versäumt, den Ausgleich zu schießen.“ Und damit den Gruppensieg verpasst.

Eine Chance bietet sich noch in 14 Tagen. Dann im Fernduell mit dem FC Krasnodar.
Boris Rupert