Zwei Spiele sind noch zu absolvieren. Zweimal neunzig Minuten. „Die Bayern müssen Gas geben, wir werden Gas geben“, sagt Edin Terzic vor der Woche der Wahrheit mit den BVB-Spielen am kommenden Sonntag in Augsburg und sechs Tage später gegen Mainz.

„Wir sind noch nicht fertig. Wir haben noch zwei Aufgaben vor uns. Auswärts müssen wir definitiv etwas gutmachen und haben dann noch ein Heimspiel. Dann wird man sehen, für was es am Ende in unserer Jäger-Rolle reicht“, betonte der Trainer nach dem 5:2-Erfolg gegen Borussia Mönchengladbach bei Sky. Bayern München führt die Tabelle mit 68 Punkten und der deutlichen besseren Tordifferenz (+55) vor Borussia Dortmund (67 / +36) an. Der BVB muss also beide Partien gewinnen, Bayern darf entweder gegen Leipzig oder am letzten Spieltag in Köln nicht siegen. Fest steht seit gestern: Von Platz zwei sind die Borussen nicht mehr zu verdrängen. Aber sie wollen mehr. „Ich träume von der Meisterschale“, verriet Donyell Malen.

Das 5:2 gegen Mönchengladbach war nach dem 4:0 gegen Frankfurt und dem 6:0 gegen Wolfsburg die dritte Heim-Gala in Serie, auch wenn Torhüter Gregor Kobel mit einer Glanzparade ein drittes Gladbacher Tor und damit eine möglicherweise zittrige Schlussphase verhinderte und kritisch feststellte: „In der zweiten Halbzeit wurde es ein bisschen fahrig, gegen Ende ein bisschen leichtsinnig.“

„Führend in der Anzahl der Joker- und Teenager-Tore“

Die beiden Gegentore blieben auch deshalb ohne Folgen, weil die Offensive überragend performt. Mit 5,54 erzielte der BVB gegen Gladbach den höchsten xGoals-Wert aller 18 Bundesligisten in dieser Saison; die „xGoals“ stehen für die anhand der Qualität der Abschlusschancen realistischen Treffer. 32-mal feuerten die Schwarzgelben aufs Gladbacher Tor. Das ist ligaweit der zweithöchste Wert der Saison. Nach der Winterpause schoss der BVB 53 Tore – 13 Tore mehr als jede andere deutsche Mannschaft, Bestwert in den europäischen Top-Ligen.

Das ist kein Zufall. „Wir verteilen das die gesamte Saison schon auf viele Schultern. Mich freut es, dass wir führend sind in der Anzahl der Joker- und der Teenager-Tore“, so Terzic, der seit der Winterpause weitgehend das komplette Personal zur Verfügung hat. Die ersten 15 Spiele hatte Sébastien Haller wegen einer Krebserkrankung komplett verpasst, Donyell Malen fünf, Karim Adyemi vier.

Terzic: „Gio macht es nicht leicht für mich“

Unter den sieben besten Scorern nach der Winterpause befinden sich fünf Dortmunder: neben Malen, Haller sowie Adeyemi auch Julian Brandt und Raphael Guerreiro. Wie formstark das aktuelle Angriffstrio auftritt, untermauern diese Zahlen: Malen war in den jüngsten acht Partien an 13 Treffern direkt beteiligt (acht Tore, fünf Vorlagen), Haller in den zurückliegenden fünf Partien an acht Toren (4/4), Adeyemi an sechs (3/3). „Wenn man jetzt sieht, was in ihren Füßen steckt, ist es schwer vorstellbar, dass diese drei Spieler – bei Seb ist es logisch – nach 16 Spieltagen noch kein Bundesliga-Tor hatten“, erläuterte Terzic auf der Pressekonferenz. Das liegt auch daran, dass der interne Leistungsdruck hoch ist. Terzic macht das am Beispiel Gio Reyna fest. Fünf seiner sieben Saisontore erzielte Reyna nach der Winterpause, alle als Einwechselspieler. „Besonders Gio macht es nicht leicht für mich, ihn immer wieder nur (von der Bank, d. Red.) bringen zu können. Er fordert die anderen jeden Tag heraus. Wir wollen diesen Leistungsgedanken in der Mannschaft haben. Karim und Donny wissen, dass sie weiter Gas geben müssen.“

Sie halten intern den Druck hoch. Und senden weiterhin Signale Richtung Süden. Bayern München muss am Samstag vorlegen gegen eine Mannschaft, die im Kampf um die Champions-League-Qualifikation ein „Endspiel“ am letzten Spieltag vermeiden möchte. Borussia Dortmund tritt am Sonntag bei einem Team an, das im Kampf gegen den Abstieg ebenfalls ein „Endspiel“ vermeiden möchte…
Boris Rupert