54.538.260 Besucherinnen und Besucher verfolgten die bislang 851 Erst- und Zweitligaspiele sowie die 194 weiteren Pflichtspiele des BVB im Dortmunder Stadion.

Die Fans nahmen das neue Stadion vom ersten Tag an. Zur BVB-Premiere am 7. April 1974 in der Regionalliga West gegen Bayer Uerdingen kamen 18.000 – doppelt so viele wie zum letzten BVB-Heimspiel in der Roten Erde 14 Tage zuvor gegen Rot-Weiß Oberhausen. Sieben Monate später wurde erstmals die Marke von 40.000 geknackt und damit jene Zahl an Zuschauern erreicht, die zu Spitzenspielen in der Liga oder im Europapokal in die Rote Erde geströmt waren. Im November 1974 ging es aber nicht gegen Sechzig oder Schalke, sondern um schnöde Zweitligapunkte gegen Gütersloh. Mit im Schnitt rund 25.000 Fans hatte Borussia Dortmund im ersten Jahr im neuen Stadion den größten Zuspruch in der neu eingeführten 2. Bundesliga Nord. Mit dem Wiederaufstieg im Sommer ’76 setzte dann ein regelrechter Boom ein. Nur bei drei Heimspielen in der Saison 1976/77 waren weniger als 30.000 der 54.000 Plätze besetzt. 

Das Interesse hing natürlich stark von Erfolg und Misserfolg der Borussia ab, zudem lassen sich in den Zuschauerzahlen jener Jahre auch deutlich jahreszeitliche Schwankungen ablesen. Erwies sich das Westfalenstadion zunächst als Goldgrube für den finanziell nicht auf Rosen gebetteten Klub, gab es ab Oktober 1978 einen ersten Einbruch bei den Zuschauerzahlen, als sich diese unter 30.000 einpendelten, abgesehen vom Derby gegen Schalke 04 und dem jährlichen Gastspiel des FC Bayern. 

Hinzu kam der Strukturwandel im Ruhrgebiet, der auch in Dortmund nicht spurlos am Geldbeutel der arbeitenden oder der Arbeit suchenden Bevölkerung vorbeiging. Den historisch schlechtesten Besuch eines Bundesligaheimspiels verzeichnete der BVB am 19. Dezember 1981, als nur 11.000 Karteninhaber die Tore von Manfred Burgsmüller, Mirko Votava und Rolf Rüssmann gegen den 1. FC Nürnberg sehen wollten. Ursache hierfür war allerdings nicht die sportliche Situation – der BVB rangierte unter Trainer Branko Zebec auf Rang sieben und qualifizierte sich in jener Saison erstmals seit 16 Jahren wieder für einen internationalen Wettbewerb –, sondern die Witterung mit Schnee und Eis. 

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Die erste Hälfte der achtziger Jahre war – abgesehen vom Zwischenhoch unter Zebec – vom Abstiegskampf geprägt, und so ist es nur logisch, dass der historisch niedrigste Zuschauerschnitt in der Saison 1983/84 mit lediglich 22.647 Besuchern verzeichnet wurde. Aber: Immer, wenn es darauf ankam, waren die Fans da. Als der BVB am 19. Mai 1986 mit dem Rücken zur Wand und mit mehr als einem Bein in der zweiten Liga stand, waren alle 54.000 Plätze belegt. Und es war das Stadion, das einer zur Halbzeitpause toten Mannschaft Leben einhauchte und sie zu einem 3:1-Sieg im Relegationsspiel gegen Fortuna Köln trug. Es war zugleich das einzige ausverkaufte Heimspiel zwischen dem 4. Dezember 1982 und dem 30. Mai 1987. 

Erst mit dem Pokalsieg 89 stieg das Interesse am BVB nachhaltig wieder an. In der Saison 1989/90 lag die Zuschauerzahl nur dreimal unter 30.000, und mit Beginn der Ära Hitzfeld erlebte Borussia einen Zuschauerboom. Gleich in dessen erster Trainer-Saison an der Strobelallee verzeichnete der BVB erstmals einen Schnitt von über 40.000 (exakt 44.242). 

Diese Marke von 40.000 wurde seitdem nie unterboten, was insofern noch bemerkenswerter ist, da das Fassungsvermögen im Sommer 1992 durch Bestuhlung der Nordtribüne von 54.000 auf 43.175 sank. Die Angaben hierzu sind schwankend; meist hieß es sogar bei 42.800 „ausverkauft“. Das knappe Gut an Plätzen und der sportliche Aufschwung führten zu einem Run auf die Dauerkarten. 

Erst der 1995 begonnene und 2003 abgeschlossene Stadion-Ausbau entspannte die Situation wieder. Am 26. Oktober 1996 waren zum Heimspiel gegen Arminia Bielefeld 55.000 Zuschauer zugelassen und damit ungefähr so viele wie zwischen 1974 und 1992. Nach abgeschlossenem Ausbau der Ecken wurde am 13. September 2003 in der Partie gegen Werder Bremen erstmals die Marke von 80.000 Besuchern geknackt, vier Monate später stand beim Derby gegen Schalke die Zahl „83.000“ auf der Anzeigetafel. Insgesamt sechsmal wurden so viele Karten für ein BVB-Heimspiel verkauft, alle im Kalenderjahr 2004. Umbaumaßnahmen zur WM 2006 führten zu einer Kapazitätsreduzierung knapp oberhalb von 80.000, seit Sommer 2018 beläuft sie sich auf exakt 81.365. 

Die dritte Ausbaustufe mit den vier Tribünen in den Ecken führte zunächst nur zu Top-Zahlen bei Top-Spielen. Aufgrund der seinerzeit übersichtlichen sportlichen Darbietungen gab es deutliche Schwankungen bei den Besucherzahlen. In der Saison 2005/2006 lag die Bandbreite zwischen 62.100 und 81.264 bei den beiden ausverkauften Partien gegen Schalke und München. 

Der bis heute anhaltende Boom setzte im Frühjahr 2009 ein, als Jürgen Klopp ein halbes Jahr Trainer war. Zu den letzten vier Heimspielen der Saison 2008/2009 kamen jeweils über 80.000, in der Rückrunde der Meister-Saison 2010/2011 waren erstmals alle Heimspiele einer Halbserie ausverkauft. Seitdem liegt der Zuschauerschnitt über 80.000 (oder nur knapp darunter); acht Jahre hintereinander verzeichnete 09 den höchsten Zuschauerschnitt in Europa, bis die Corona-Pandemie zu Spielen unter Ausschluss der Öffentlichkeit führte. Diese Zeit liegt glücklicherweise hinter uns und hat dem Interesse an Borussia Dortmund keinen Abbruch getan. In der Spielzeit 2022/2023 wurde mit 81.228 der bisher höchste Zuschauerschnitt der Klubgeschichte verzeichnet. Aktuell steuert man einer neuen Rekordzahl entgegen. 
Autor: Boris Rupert
Fotos: Sepp Spiegl, Alex Simoes 

Der Text stammt aus dem Mitgliedermagazin BORUSSIA. BVB-Mitglieder erhalten die BORUSSIA in jedem Monat kostenlos. Hier geht es zum Mitgliedsantrag.