Borussia Dortmunds U19 kann sich bereits fünf Spieltage vor dem Bundesliga-Finale als Westdeutscher Meister feiern lassen. Und die Dortmunder Jungs brauchten dafür nicht einmal ihre Fußballschuhe anzuziehen.

Möglich machte es der SC Verl. Dem Tabellenletzten gelang im Bundesliga-Nachholspiel das Kunststück, in der Nachspielzeit den einzig verbliebenen BVB-Verfolger Bayer Leverkusen mit 2:1 zu besiegen. Die Schwarzgelben sind bei nunmehr 16 Punkten Vorsprung nicht mehr vom ersten Tabellenplatz zu verdrängen. „Das war nicht zu erwarten“, strahlte Mike Tullberg, „so frühzeitig Meister zu werden, ist der reine Wahnsinn.“

Er hatte es sich abends zu Hause gemütlich gemacht, um sich gemeinsam mit seinen Trainer-Kollegen das Champions-League-Spiel der BVB-Profis in Madrid anzusehen. Dann kam der überraschende Anruf eines Freundes: „Ihr seid Meister, Leverkusen hat verloren.“ Dem ungläubigen Staunen folgte lauter Jubel. „Die Jungs haben eine herausragende Saison gespielt, sich gegen alle Rückschläge gewehrt und diese Meisterschaft verdient. Das ist ein großer Erfolg für den Verein, das Nachwuchs-Leistungszentrum und alle Trainer, die an der Ausbildung der Jungs beteiligt waren“, erklärt Tullberg.

Dass sie allerdings die Bundesliga West so souverän dominieren würden, damit hatte niemand gerechnet. Denn bei allem individuellen Talent, das die Spieler der Jahrgänge 2005 und 2006 auszeichnet, bislang war ihnen als Mannschaft ein größerer Triumph versagt geblieben. Borussias U17 hat sich in den beiden letzten Jahren nicht mehr für die Deutsche Meisterschaft qualifizieren können.

„Die sehr guten Einzelspieler sind schnell als Team zusammengewachsen“, sagt Tullberg, der indes reichlich Arbeit und Zeit investieren musste, bis seine Hochbegabten verinnerlicht hatten, dass zum erfolgreichen Fußball auch das leidenschaftliche und kollektive Verteidigen des eigenen Tores gehört. Sie haben dann gemeinsam beachtliche Stärke und Qualität entwickelt, von 21 Bundesligaspielen 19 gewonnen und nur eines verloren (1:3 beim MSV Duisburg), 62 Tore geschossen und lediglich 14 kassiert. „Sie haben aus der Niederlage in Duisburg gelernt und die richtige Reaktion gezeigt“, sagt Tullberg.

Im Halbfinale gegen Hertha oder Wolfsburg

Der BVB hat in der 2003 gegründeten A-Junioren Bundesliga seine eigene Geschichte geschrieben, er ist mit vier deutschen Meisterschaften Rekordsieger und gewann sechsmal die Staffelmeisterschaft. In dieser Saison setzte die Mannschaft einen weiteren Meilenstein, denn Borussia gelang zum ersten Mal der Titel-Hattrick, die dritte Westdeutsche Meisterschaft in Serie. Und die letzte überhaupt. Denn die Bundesliga West ist bald Fußball-Historie. Der Deutsche Fußball-Bund ersetzt sie im Zuge einer umfangreichen Spielklassenreform durch die DFB-Nachwuchsliga.

Auch der Deutsche Meister wird im kommenden Monat zum letzten Mal im gewohnten Modus (Halbfinale, Endspiel) ermittelt. Borussia trifft am 15. und 19. Mai auf den Staffel-Ersten der Bundesliga Nord/Nordost. Hertha BSC führt die Tabelle aktuell mit fünf Punkten Vorsprung vor dem VfL Wolfsburg an. Der BVB hat im ersten Spiel Heimrecht. Wie auch im Finale, das am Sonntag, 2. Juni, allerdings in Oberhausen stattfinden würde, weil die UEFA sowohl den SIGNAL IDUNA PARK als auch das Stadion Rote Erde schon für die Europameisterschaft ausstatten muss.

Dass seine Jungs bis dahin möglicherweise Konzentration und Form verlieren, weil sie in den nächsten Wochen nicht mehr an ihre Leistungsgrenze gehen müssen, diese Gefahr sieht Mike Tullberg nicht: „Ich will jedes Spiel gewinnen. Das weiß die Mannschaft, und mit dieser Einstellung wird sie sich auch den nächsten Aufgaben stellen. Schon Samstag bei Fortuna Düsseldorf.“

(wiwi)