Jubel und Trauer liegen so nah beieinander auf der Zielgeraden der Saison. In der Liga steht der BVB vorzeitig als bester Zweiter aller Zeiten fest und erreicht im DFB-Pokal zum dritten Mal in Serie das Finale! Doch in der UEFA Europa League endet der Traum in Liverpool.

Nach einem eher glücklichen 1:1 im Hinspiel (Tor durch Hummels), das den Reflexen des phantastisch haltenden Roman Weidenfeller zu verdanken ist, geht Borussia Dortmund an der Anfield Road in Liverpool, wo nie zuvor eine deutsche Mannschaft zwei Tore erzielt oder gar gewonnen hat, durch Treffer von Henrikh Mkhitaryan und Pierre-Emerick Aubameyang in der fünften und neunten Minute mit 2:0 in Führung! Als Marco Reus in der 57. Minute das 3:1 erzielt, ist der Einzug ins Halbfinale der UEFA Europa League zum Greifen nah.

„Alles hat sich perfekt angefühlt für eine lange Zeit“, wird Thomas Tuchel etwa eine Stunde später auf der Pressekonferenz sagen: „Das ist das, was im Fußball passieren kann, was auf dem höchsten Level im Sport passieren kann. Das Spiel war großartig – mit einem ganz bitteren Ende für uns. Das war ein Meilenstein, den wir nicht gepackt haben.“

Es läuft die 66. Spielminute. Liverpool bleiben nur noch 25 Minuten, um drei Tore zu schießen. Coutinho fängt damit an, Sakho macht nach einer Ecke das 3:3 (78.) und in der Nachspielzeit köpft Lovren zum 4:3 ein. Gündogan hat in der 95. Minute noch die Chance zum 4:4, doch sein Freistoß streicht haarscharf am Tor vorbei. Es ist die erste Niederlage überhaupt für den BVB im Kalenderjahr 2016, die erste nach 18 ungeschlagenen Spielen in Serie.

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Eine Woche später sind die meisten Tränen getrocknet. Durch ein souveränes 3:0 bei Hertha BSC zieht Borussia Dortmund zum achten Mal – und im dritten Jahr hintereinander – ins Pokalendspiel ein. Gonzalo Castro bringt Schwarzgelb in der 21. Minute mit einem sehenswerten Schuss ins rechte Toreck in Führung. In der zweiten Hälfte sorgt Marco Reus nach einem Konter mit dem 2:0 (75.) für die Vorentscheidung. Den Schlusspunkt setzt Henrikh Mkhitaryan (83.). „Es war ein nahezu perfektes Spiel von unserer Mannschaft“, lobt Sportdirektor Michael Zorc: „Nach der hohen Belastung der letzten Wochen so eine Leistung zu bringen, ist stark.“

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In der Liga holt der BVB 13 von 15 möglichen Punkten. Gegen Werder Bremen wird zwar zunächst das Führungstor durch Aubameyang verspielt, eine fulminante Aufholjagd nach dem zwischenzeitlichen 1:2-Rückstand (69./75.) reißt die Zuschauer jedoch von den Sitzen. Die eingewechselten Shinji Kagawa (77.) und Adrian Ramos (82.) drehen die Partie erneut und verwandeln den Signal Iduna Park in ein Tollhaus. Nach 28 Spieltagen und dem 3:2-Sieg gegen Werder steht bereits am 2. April fest: Der BVB kann von Tabellenplatz zwei nicht mehr verdrängt werden!

Das 148. Revierderby endet mit 2:2. Vor 61.670 Zuschauern in der ausverkauften Veltins-Arena entwickelt sich erst nach der Pause ein spektakuläres, hochinteressantes Derby, in dem Kagawa (49.) und Matthias Ginter (56.) die Borussia zweimal in Führung bringen, Leroy Sané (51.) und Klaas-Jan Huntelaar per Elfmeter (66.) aber jeweils ausgleichen. Erfreulich: Auf den Rängen und rund ums Stadion bleibt es ruhig. Gegen den Hamburger SV folgt ein 3:0-Heimsieg. Christian Pulisic geht als zwölfter 17-Jähriger in die Geschichte ein, der ein Bundesliga-Tor erzielt. Nur Nuri Sahin, Julian Draxler und Timo Werner sind bei ihrem ersten Bundesliga-Tor noch jünger gewesen als Pulisic mit seinen 17 Jahren, sechs Monaten und 30 Tagen. Ramos erzielt die beiden weiteren Treffer.

Im siebten Spiel innerhalb von 21 Tagen gewinnt Borussia beim VfB Stuttgart mit einer beeindruckend abgeklärten Leistung mit 3:0 (Tore: Kagawa, Pulisic, Mkhitaryan). Ein Schützenfest folgt gegen Wolfsburg – 5:1 (Tore: Kagawa, Ramos, Reus und zwei Mal Aubameyang).

Marcel Schmelzer unterschreibt einen Vertrag bis zum 30. Juni 2021. „Borussia Dortmund ist und bleibt meine sportliche Heimat, und die Region ist für mich und meine Familie ohnehin schon seit Jahren der Ort, an dem wir uns zu Hause fühlen.“
Boris Rupert