Mehr als ein Drittel der Saison ist absolviert. Borussia Dortmund hat als eines der ersten Teams in Europa die Qualifikation für die K.o.-Phase der UEFA Champions League erreicht, steht im Achtelfinale des DFB-Pokals, hinkt den eigenen Erwartungen in der Fußball-Bundesliga aber noch ein Stück weit hinterher. Im Interview mit bvb.de äußert sich der Vorsitzende der Geschäftsführung, Hans-Joachim Watzke, zum bisherigen Saisonverlauf.

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Herr Watzke, lassen Sie uns über die Ereignisse der vergangenen 14 Tage sprechen. Die letzte Woche …
Hans-Joachim Watzke: … war gekennzeichnet vom sportlichen Erfolg gegen Bayern München, den rundum gelungenen Versammlungen in der Westfalenhalle und großer Harmonie. Die BVB-Familie hat sich wieder einmal als echte Einheit gezeigt. Durch den anschließenden Sieg in der Champions League gegen Legia Warschau haben wir die Chance gewahrt, als Gruppensieger in die K.o.-Phase einzuziehen. Es war das Spiel mit den meisten Toren der Königsklassen-Geschichte. Man kann sich über die Gegentore ärgern, aber es war auf jeden Fall gute Unterhaltung für viele Millionen Zuschauer. Ich glaube, wir haben den Fans auch gegen Warschau einen schönen und außergewöhnlichen Fußball-Abend bereitet.

Sie haben während der Mitgliederversammlung Ihren Wunsch an die Mannschaft gerichtet, den Erfolg gegen Bayern München durch einen Sieg in Frankfurt zu veredeln. Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe dafür, dass das Team am Main eine Niederlage einstecken musste?
Watzke: Wir haben in Frankfurt nach vier Pflichtspielsiegen in Serie fraglos kein besonders gutes Spiel gemacht. Dass die Eintracht – eine Mannschaft, die zuvor in fünf Ligaspielen in Serie ungeschlagen geblieben war – in der ersten Hälfte ein einziges Mal auf unser Tor geschossen hat, gehört allerdings auch zur Wahrheit. Wir erkennen die Leistung des Gegners an, wir selbst können aber natürlich besser spielen. Die Bundesliga ist in diesem Jahr sehr ausgeglichen, der Abstand zu den Champions League-Rängen beträgt nach wie vor lediglich drei Punkte. Ich erwarte natürlich, dass sich jeder unserer Profis bis zur Weihnachtspause voll auf die noch ausstehenden Partien gegen Mönchengladbach, in Madrid, Hoffenheim und Köln sowie schlussendlich gegen Augsburg konzentriert, damit wir noch möglichst viele Punkte sammeln und unsere Ausgangsposition für die Rückrunde weiter verbessern.

Trainer Thomas Tuchel hat das Team nach dem Spiel scharf kritisiert. Hat Sie das Medienecho überrascht?
Watzke: Das Echo nicht, aber die Interpretationen. Wer Michael Zorc und mich kennt und seit Jahren beobachtet, wie Trainer beim BVB unter unserer Leitung arbeiten, der wird festgestellt haben, dass sie – was die sportliche Führung der Mannschaft betrifft – absolut eigenständig handeln und dies aus unserer Sicht auch zwingend richtig ist. Wem, wenn nicht Thomas Tuchel, soll es zustehen, die Leistung und die Herangehensweise der Spieler zu kritisieren? Thomas war nach dem Spiel sehr enttäuscht. Und diese Enttäuschung zeigt ja schon, wie sehr er sich mit seiner Aufgabe identifiziert und wie sehr er sich – wie wir alle – einen weiteren Sieg gewünscht hätte. Es ist aber nicht unsere Aufgabe, die Kritik des Trainers in der Öffentlichkeit zu kommentieren. Thomas soll seine eigenen Akzente setzen.

Sie haben den Wunsch nach einer möglichst guten Ausgangsposition für die Rückrunde angesprochen. Wie wichtig wird es sein, das Team wieder komplett beisammen zu haben?
Watzke: Ich will nicht um den heißen Brei herumreden: Wenn dir im Herbst massenweise Spieler wegbrechen, die sich als Korsettstangen fest etabliert hatten oder als Neuzugänge andeuteten, zu solchen werden zu können, dann ist das – insbesondere vor dem Hintergrund unseres Umbruchs im Sommer mit 13 Transfers und einer Verjüngung des Kaders – nur schwer zu kompensieren. Nach und nach sind nun fast alle Verletzten wieder zum Team gestoßen, auch Sven Bender hat in den vergangenen Tagen wieder erste Einheiten auf dem Rasen absolvieren können. Das macht uns Hoffnung auf viel, viel Qualität, die uns bereichert. Einziger Wermutstropfen ist die Handverletzung unseres Torhüters Roman Bürki. Wenn ich an dieser Stelle einen Wunsch äußern darf …

… aber gern ...
Watzke: Für die abschließenden fünf Partien des Jahres wünsche ich mir, dass unsere Fans trotz der Enttäuschung von Frankfurt wie der zwölfte Mann hinter dem Team stehen und jeden einzelnen Akteur bedingungslos unterstützen. Die vielen Gespräche, die ich während der Fanclub-Weihnachtsfeier geführt habe, bekräftigen mich übrigens in meiner Meinung, dass die BVB-Familie sehr gut einschätzen kann, welche Kraftanstrengung hinter diesem in Teilen neu formierten Team und dem gesamten Trainerstab steckt. Wir alle haben vor der Saison gebetsmühlenartig wiederholt, dass wir auf unserem Weg des Umbruchs und der Verjüngung des Kaders mit einigen Rückschlägen rechnen. Wir sind nach nunmehr 19 Pflichtspielen in Liga, Pokal und Champions League, von denen drei verloren gingen, trotz dieser erwarteten Rückschläge überall noch aussichtsreich vertreten. Ich bin der festen Überzeugung, dass sich die Mannschaft nach der gemeinsamen Wintervorbereitung noch stabiler, noch schlagkräftiger und noch erfolgreicher präsentieren wird.