Hannover 96 ließ sich vom Ausscheiden aus der UEFA Europa League nicht beeindrucken und fegte zwei Tage später den Hamburger SV aus dem Stadion. Nach zwei starken Jahren auf der internationalen Bühne soll die Qualifikation erneut gelingen. Die Niedersachsen haben in der Offensive großes Potenzial und können auf fünf gelernte Stürmer zurückgreifen.

Bild

Am vergangenen Wochenende brannte Hannover 96 ein wahres Offensivfeuerwerk ab und gewann das Nordderby gegen den Hamburger SV mit 5:1. In einer rasanten Partie erzielten die Niedersachsen einen Big Point gegen einen direkten Konkurrenten um die internationalen Plätze und schossen sich den Frust von der Seele. Nur 40 Stunden nach dem Aus in der Europa League gegen den russischen Klub Anschi Machatschkala legte 96 eine Energieleistung auf den Rasen. "Es war unsere Chance, mit einem Sieg wieder richtig in den Kampf um Europa einzugreifen, und das haben wir geschafft", freute sich Christian Schulz anschließend.
Durch die drei Punkte schnuppert Hannover wieder am internationalen Geschäft. Zweimal in Folge reiste die Mannschaft zuletzt durch Europa und will auch in Zukunft wieder die Koffer packen. "Wir wollen in die erste Tabellenhälfte und die internationalen Plätze nicht aus den Augen verlieren", hatte Trainer Mirko Slomka moderat das Ziel benannt.
Im Januar 2010 übernahm Slomka die abstiegsbedrohten Hannoveraner, die sich am Ende der Saison 2009/10 als Tabellenfünfzehnter gerade noch vor der Relegation retten konnten. Im Jahr nach dem Beinahe-Abstieg startete die Elf richtig durch und erspielte sich dank glänzender Siege nach 19 Jahren Abstinenz die Teilnahme am Europapokal. Dass es sich dabei nicht um einen einmaligen Ausrutscher handelte, bestätigte sie in der vergangenen Spielzeit, die 96 auf dem siebten Rang abschloss. Manager Jörg Schmadtke ließ sich sogar zu der Aussage hinreißen: "Mittlerweile weiß Europa, wo Hannover liegt. Der Club wird deutlich stärker wahrgenommen als das noch in der Vergangenheit war."
Der Manager spürt die Spieler auf und holt sie trotz geringer finanzieller Mittel an die Leine. Der Trainer veredelt die Transfers und formt eine in Sachen Taktik und Mannschaftsgeist überdurchschnittliche Einheit. Die meisten Spieler stehen schon seit mehreren Jahren gemeinsam auf dem Platz. In den Transferperioden wurde die Mannschaft jeweils nur punktuell verstärkt.

Bild
Trainer Slomka

In der Winterpause kamen die Abwehrspieler Sebastien Pocognoli (Standard Lüttich) und Johan Djourou (FC Arsenal) sowie die Mittelfeldspieler Andre Hoffmann (MSV Duisburg) und Franca (FC Coritiba). Nachdem Letztgenannter zunächst mit seiner Körpergröße für Irritationen gesorgt hatte (angekündigt wurde er mit 1,90 Metern, tatsächlich misst er 1,82 Meter), wurde bei dem Brasilianer die Infektionskrankheit Tuberkulose diagnostiziert. Der 21-Jährige, der noch nicht für Hannover in der Bundesliga auf dem Platz stand, wird der Mannschaft in den kommenden Monaten nicht zur Verfügung stehen.
Die Niedersachsen sind momentan vom Verletzungspech geplagt. In der Abwehr fehlen die Stammkräfte Mario Eggimann (Knöchelbruch) und Steven Cherundolo (Knieprobleme) sowie Felipe (Hüftverletzung). Dauerpatient Leon Andreasen fällt nach starkem Comeback erneut wegen eines Kreuzbandrisses aus. Lars Stindl zog sich im Dezember eine Syndesmoseband-Verletzung zu. Und im Spiel gegen den HSV musste Szabolcs Huszti ausgewechselt werden, nachdem er sich bei einem Elfmetertor verletzt hatte. Insgesamt neun Treffer hat der Rückkehrer in dieser Saison bereits erzielt.
Das Offensivpotenzial des Kaders ist generell sehr groß. Der Angriff der Niedersachsen ist so gut besetzt wie bei wenigen anderen Vereinen. Fünf gelernte Stürmer gibt es: Der Norweger Mohammed Abdellaoue hat zwei Spielzeiten in Hannover mit jeweils zweistelliger Torausbeute abgeschlossen. Mame Biram Diouf kam von Manchester United, schoss in der vergangenen Rückrunde sechs Treffer und netzte in dieser Saison zehnmal ein. Jan Schlaudraff kann auch im offensiven Mittelfeld eingesetzt werden. Didier Ya Konan trägt seit 2009 das 96-Trikot und traf in dieser Zeit mehr als 30 Mal. Und Artur Sobiech überzeugt durch Schnelligkeit und Zweikampfstärke.
Christina Reinke