0:0 in Malaga - ein fast perfektes Spiel - Borussia lässt drei Hochkaräter vor dem Tor liegen
Borussia Dortmund hat eine noch bessere Ausgangsposition für das Erreichen des Halbfinales in der UEFA Champions League verpasst. Im Viertelfinal-Hinspiel beim Vorjahres-Vierten aus Spanien, dem FC Malaga, vergab der Deutsche Meister in einer hochklassigen Partie zahlreiche Torchancen und erreichte "nur" ein 0:0 (0:0). Das Rückspiel findet am 9. April im Signal Iduna Park statt.
Aus Malaga berichtet Boris Rupert
28.963 Zuschauer im ausverkauften Estadio La Rosaleda, darunter 1.500 BVB-Fans, sorgten für eine bemerkenswerte Atmosphäre. Und sie sahen ein Klassespiel, in dem Borussia Dortmund zur Pause hätte führen müssen, doch Götze scheiterte zwei Mal freistehend am Torwart. Auf der Gegenseite rettete er bei der einzigen Topchance der Spanier einen Toulalan-Kopfball auf der Torlinie. Auch nach der Pause war der BVB das bessere Team, doch Lewandowski konnte auch die dritte Topchance für Schwarzgelb nicht nutzen. Borussia bleibt aber die einzige noch ungeschlagene Mannschaft im laufenden Wettbewerb.
Ausgangslage:
Malaga hatte die Vorrundengruppe mit dem AC Mailand, St. Petersburg und dem RSC Anderlecht klar gewonnen, im Viertelfinale den favorisierten FC Porto mit 0:1 und 2:0 ausgeschaltet und ging sein insgesamt 13. Europapokal-Heimspiel im La Rosaleda mit bislang weißer Weste an (keine Niederlage, nur neun Gegentore). Die Formkurve zeigte zuletzt allerdings leicht nach unten: Von den 17 Pflichtspielen im Jahr 2013 konnten lediglich sechs gewonnen werden.
Als Sieger der stärksten Vorrundengruppe aller Zeiten mit den amtierenden Landesmeistern aus Spanien (Real Madrid), England (Manchester City), Holland (Ajax Amsterdam) und eben Deutschland sowie einem souveränen 2:2 und 3:0 im Achtelfinale gegen Shakhtar Donetsk trat der BVB zu seinem neunten Europapokal-Auswärtsspiel gegen einen spanischen Vertreter an. Von diesen neun Gastspielen wurde aber nur eins siegreich gestaltet (drei Remis, vier Niederlagen).
Personalien:
Mit Hummels (Sprunggelenk), Blaszczykowski (Leistenzerrung) und Bender (Fußprellung) standen drei Leistungsträger nicht zur Verfügung. Während Bender zumindest auf der Bank Platz nehmen konnte, war Blaszczykowski komplett draußen. "Das Risiko ist zu groß", so der Pole. Immerhin konnte Schmelzer trotz Nasenbeinbruchs mit einer Gesichtsmaske spielen. Auch Piszczek, der in Stuttgart eigentlich geschont werden sollte, stand in der Startelf, ebenso Kehl (für Sahin). Malaga musste auf u.a. auf den international nicht spielberechtigten Neuzugang Morales (ein Tor, zwei Vorlagen beim jüngsten 3:1-Liga-Sieg gegen Rayo Valecano) sowie die verletzten Eliseu und Baptista verzichten.
Taktik:
Beide Mannschaften gingen die Partie im gleichen System (4-2-3-1), aber mit unterschiedlicher Herangehensweise an: Bei Dortmunder Ballbesitz agierten die Spanier sehr kompakt in einem etwa 15 Meter breiten Korridor vor dem eigenen Strafraum, während die Dortmunder sehr hoch verteidigten, früh und aggressiv störten. In den letzten 20 Minuten stellte Malaga auf ein 4-4-2 um.
Spielverlauf & Analyse:
Der BVB, der von den letzten 18 Pflichtspielen auf fremdem Platz nur zwei verloren hatte und in der UEFA Champions League als einziges Team ohne Niederlage war, knüpfte nahtlos an die herausragenden Partien in diesem Wettbewerb an, behielt im Hexenkessel kühlen Kopf und meist den Durchblick. Allein mit der Chancenverwertung haperte es. Götze vergab in den ersten Minuten zwei ganz dicke Einschussmöglichkeiten. Zunächst lief er nach Lewandowskis Kopfballverlängerung verfolgt von Toulalan aufs Tor zu. Doch Torwart Willy Caballero parierte den Flachschuss (14.).
Fünf Minuten später erkämpfte sich Reus an der Mittellinie den Ball, beim anschließenden Foul von Antunes (sah dafür Gelb) erkannte Schiedsrichter Eriksson den sich ergebenden Vorteil für den BVB: Kluger Pass von Gündogan auf Götze, der aus etwa 13 Metern halbrechter Position zum Abschluss kam - aber ebenso nicht am Torwart vorbei wie Reus (nach Hackentrick Götze, 25.) von der Strafraumlinie. Ein Reus-Freistoß aus 17 Metern ging knapp am Ziel vorbei (32.).
Der BVB war weitgehend dominant in dieser ersten Hälfte (7:5 Torschüsse), musste aber immer wieder auf der Hut sein, denn die Spanier demonstrierten durchaus ihre Klasse, zeigten, dass sie nicht durch Zufall die Runde der letzten Acht erreicht hatten und trugen dazu bei, dass es eine hochklassige, temporeiche Partie war. Toulalon kam nach feiner Körpertäuschung zum Abschluss (7., ans Außennetz), und in der 28. Minute tauchte Saviola vor Weidenfeller auf, der in höchster Not klärte und auch gegen Toulans Kopfball nach einer Ecke auf dem Posten war (42.). Den zweiten Versuch des Franzosen klärte Götze vor der Torlinie.
Der Schlussakkord einer spektakulären ersten Hälfte gehörte aber wiederum der Borussia: Nach Kehls Knaller musste Caballero beide Hände hochreißen, um das 0:1 zu verhindern (45.).
Der Deutsche Meister machte so viel richtig in dieser Nacht von Malaga - aber eben nicht alles. Nach einem perfekt vorgetragenen Konter über Lewandowski, Götze und Großkreutz kam der Ball erneut zu Götze, der im Strafraum auf den am Elfmeterpunkt freistehenden Lewandowski zurückspielte. Doch dem Polen rutschte bei dieser 100-Prozent-Chance der Ball über den Spann (48.).
Nachdem Gündogan einen herrlichen Pass in die Gasse auf Götze gespielt hatte, dieser aus halbrechter Position aber knapp am langen Pfosten vorbei schoss (65.), hätte Isco den Spielverlauf beinahe auf den Kopf gestellt: Doch Weidenfeller reagierte klasse (66.).
Kurz darauf kam für Reus, der auf der für ihn eher ungewohnten rechten Seite die Schwächen von Linksverteidiger Antunes hatte aufdecken sollen, Schieber ins Spiel. Lewandowski ging zurück ins Mittelfeld. Doch es blieb beim torlosen 0:0, keine schlechte, aber auch eine gefährliche Ausgangsposition für das Rückspiel beschert.
Ausblick:
Die Entscheidung über den Einzug ins Halbfinale fällt im Rückspiel am 9. April im Signal Iduna Park. Dann ohne Weligton und Iturra, die sich eine Gelbsperre einhandelten. In der Bundesliga trifft der BVB am Samstag (15.30 Uhr) auf den FC Augsburg.