Auf einer der berühmtesten Grasflächen des Planeten schnuppert die Mannschaft von Borussia Dortmund heute Abend Final-Luft. Dort, wo der Dortmunder Hans Tilkowski am 30. Juli 1966 das berühmteste Tor der Fußball-Geschichte hat hinnehmen müssen, bestreiten die Borussen ihr Abschlusstraining: in Wembley. Derweil machen Cheftrainer Jürgen Klopp und Sportdirektor Michael Zorc der Mannschaft Mut für das morgige Endspiel.

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Jürgen Klopp

Aus London berichtet Boris Rupert
"Wie schon 1997 gehen wir nicht als Favorit in dieses Finale", sagt Zorc, der seinerzeit als Spieler mit dabei war und am späten Abend des 28. Mai 1997 als Erster den silbernen Henkelpott in die Luft recken durfte. Damals in München - morgen in Wembley, gegen München.
"Die Spieler", führt Zorc aus, "sollen einfach nur eine unermessliche Freude haben auf dieses Spiel. Die Mannschaft hat es sich verdient; und sie ist nicht etwa durch Freilos in dieses Finale gekommen." Auch BVB-Chef Hans-Joachim Watzke betont: "Wir empfinden nichts als Lust auf dieses Finale. Druck hatten wir vor acht Jahren."
Borussia Dortmund kann am Samstagabend viel gewinnen - und hat dennoch nur wenig zu verlieren. "Um etwas zu erreichen, muss man sich aus dem Fenster lehnen und groß träumen, auch wenn der Aufschlag dann vielleicht härter wird, wenn es nicht gelingt", meint Jürgen Klopp: "Wir sind bereit, alles zu versuchen."
Er zieht Parallelen zu 1954, als Deutschland vor dem WM-Finale in Bern krasser Außenseiter war gegen Ungarn. "Dieses Spiel", sagt Klopp, "hat gezeigt: Alles ist möglich." Und weiter: "Wenn wir gewinnen, sind wir nicht das beste Team der Welt, aber wir haben das beste geschlagen."

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Michael Zorc [Fotos: firo, Rupert]

Zum fünften Mal in dieser Saison geht es gegen die Bayern. Der Supercup (nach nur einer Woche gemeinsamer Vorbereitung) und das DFB-Pokal-Viertelfinale ("Nach schlechter Leistung von uns") gingen verloren; in der Liga trennte man sich zweimal 1:1-Unentschieden. "Bayern hatte in keinem dieser Spiele 80 Torchancen", betont der Coach, "und wir haben ihnen mit unserem Umschaltspiel immer Probleme bereitet."
Das Abschlusstraining in Wembley ist nicht mehr als ein kurzes Vertrautmachen mit einem mystischen Ort, den mit Wolfgang Paul und Hans Tilkowski vor 47 Jahren zwei Borussen als Verlierer verließen. Morgen soll es Gewinner geben aus Dortmund. Und die Hauptarbeit wird Klopp in den kommenden Stunden hinter den Kulissen verrichten: "Zum Anpfiff wird jeder meiner Spieler wissen, dass alles möglich ist im positivsten aller Sinne."