Als Borussia Dortmund am Dienstagabend bei den Würzburger Kickers testete, wie es sich anfühlt, gegen einen Regionalligisten zu spielen, trat der SV Wilhelmshaven parallel gegen BSV Rehden an. Co-Trainer Piet Krawietz beobachtete den kommenden Gegner des BVB im DFB-Pokal - und sah Erstaunliches: Personalrochaden, falsche Rückennummern, abgeklebte Spielernamen. Der SV Wilhelmshaven zündete Nebelkerzen. Er scheint Großes vorzuhaben.

Bild
Jürgen Klopp [firo]

Dass man an der Nordseeküste von der Pokalsensation gegen den Doublesieger von 2012 träumt und dabei alle Register zieht, ist nichts Verwerfliches. Es macht den Reiz dieses Wettbewerbs und vor allem eines Erstrundenspiels aus. Jürgen Klopp weiß, was auf seine Mannschaft zukommt: "Den Rasen wird man letztmals gestern gemäht haben, und gewässert wird bestimmt nicht." Die Spielfläche stumpf und langsam zu machen, ist ein mittlerweile weit verbreitetes Stilmittel, wenn unterklassige Klubs den Gegner auf Augenhöher herunter ziehen wollen.
"Wir dürfen von Anfang an keine Zweifel aufkommen lassen, wer dieses Spiel gewinnen wird", betont Neven Subotic: "Wenn der Gegner die Chance bekommt, von einer Sensation zu träumen, wird es eine ganz schwierige Aufgabe."
Da man es sich bei Borussia Dortmund längst abgewöhnt hat, irgendeinen Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen, darf man sich gute Chancen ausrechnen, bei der Auslosung der zweiten Runde nächste Woche Samstag (10. August bei Sky) im Lostopf zu sein. Jürgen Klopp unterstreicht dies, indem er die stärkste zur Verfügung stehende Elf aufbietet: "Wir wollen den Respekt, der einem Bundesligist entgegen gebracht wird, komplett nutzen und dem Gegner nicht das Gefühl geben, dass etwas geht."
"Wir gehören zu den zehn Mannschaften, die den Wettbewerb gewinnen können", sagt der Cheftrainer vor der Erstrundenpartie an diesem Samstag (Anstoß 15.30 Uhr) beim Regionalligisten SV Wilhelmshaven: "Dazu braucht man natürlich ein bisschen Losglück." Und muss nicht schon im Viertelfinale auf die Bayern treffen...
Zunächst aber Wilhelmshaven. Der Gegner taktiert, er sagt aber auch frank und frei: "Der BVB war unser Lebensretter." Trainer Farat Toku erklärte gegenüber Reviersport mit Blick auf die zunächst schwierige Kaderplanung: "In der Situation, in der wir waren, war es ein Segen, dass wir den einen oder anderen Spieler mit der Aussicht, gegen Borussia Dortmund spielen zu können, überzeugen konnten."
Der Bochumer Toku ist ein Kind des Ruhrgebiets. Beim Supercup habe er sich auf der Tribüne "zusammenreißen müssen, nicht bei den Dortmunder Toren zu jubeln".
Schiedsrichter der Begegnung ist Benjamin Brand. Der 24-Jährige aus Gerolzhofen in Bayern studiert BWL und pfeift in der 2. Bundesliga. Assistenten sind Markus Pflaum und Florian Badstübner.
Boris Rupert