Das 3:3 des BVB in Ingolstadt war zu wenig. Daraus machten die Profis nach dem dritten sieglosen Bundesliga-Spiel in Serie auch gar keinen Hehl. „Den Dreier hatten wir eigentlich eingeplant“, sagte zum Beispiel Keeper Roman Weidenfeller. Auch Julian Weigl zeigte sich „enttäuscht, nur einen Punkt mitgenommen“ zu haben.

Nur ein Zähler beim Tabellenletzten. „Schade. Unnötig“, wie Weidenfeller meinte. Vielleicht aber auch unvermeidbar. Denn die Borussia muss bereits seit Wochen auf ein halbes Dutzend Stammspieler verzichten. Aktuell fehlen u.a. Bender, Reus, Schürrle, Guerreiro, Sokratis, Schmelzer…

Thomas Tuchel nimmt seine Mannschaft in Schutz

„Man darf nicht vergessen, dass wir teilweise mit A-Jugendspielern auftreten“, erinnerte BVB-Coach Thomas Tuchel. Und: „Matthias Ginter und Jule Weigl laufen so durch, dabei sind sie noch für die U21 spielberechtigt. Wir erleben junge Spieler, von denen wir ganz selbstverständlich denken, dass sie alle drei Tage auf diesem Niveau spielen.“

Bild
Mario Götze bei der Partie des BVB in Ingolstadt.

Auf die Partie in Ingolstadt bezogen trafen Tuchels Aussagen allerdings nur teilweise zu. Die Startelf war im Durchschnitt 26,9 Jahre jung, mit Abpfiff 24,6. Im Audi-Sportpark waren es die „A-Jugendlichen“, die maßgeblichen Anteil am 3:3 hatten. Der eingewechselte Pulisic (18 Jahre) bereitete das 2:3 (69.) vor, traf selbst zum Endstand (90.+1). Der ebenfalls eingewechselte Passlack (18) sorgte für ordentlichen Betrieb in der Offensive.

Die Schwierigkeit in Ingolstadt war neben der Unkonzentriertheit bei den Standardtoren (6., 24.) nicht zwingend nur die Unerfahrenheit der Mannschaft, sondern die in der ersten Halbzeit – wie es Matthias Ginter ausdrückte – „schlechteste Mannschaftsleistung, die ich in meiner Karriere erlebt habe“. Marc Bartra (25) – unter der Woche in Lissabon an der Seite von Sokratis noch souverän – erwischte (und das kann und darf vorkommen) einen gebrauchten Tag, Gonzalo Castro (29) fehlte, obwohl er in der ersten Halbzeit die einzige BVB-Chance hatte, nach seiner dreiwöchigen Verletzungspause die Spielpraxis. Gleiches gilt für Joo-Ho Park (29), der erstmals seit Januar dieses Jahres in der Bundesliga von Beginn an ran durfte. Und Shinji Kagawa (27), der sein erst viertes Pflichtspiel (von zwölf) in dieser Saison von Beginn an bestritt, konnte das Spiel in der ersten Hälfte ebenfalls nicht an sich reißen.

Beeindruckende zweite Halbzeit des BVB

Beeindruckend war hingegen, wie der BVB in der zweiten Halbzeit zurückkam, sich sieben klare Chancen erspielte und durch Aubameyang (59.), Ramos (69.) und Pulisic (90.+1), selbst das bittere 1:3 (60.) wegsteckte, doch noch zum Ausgleich traf und beinahe sogar das 4:3 durch Aubameyang (90.+4) erzielte. „Wenn man die zweite Halbzeit sieht, ist es umso ärgerlicher, dass wir das vorher nicht umsetzen konnten. Das 3:3 fühlt sich an wie eine Niederlage“, analysierte Julian Weigl (21). Trotz einer optischen Überlegenheit mit fast 70 Prozent Ballbesitz in den ersten 45 Minuten. „Wir waren in der ersten Halbzeit nicht fokussiert, einfach nicht bereit – vor allem bei den Standards. In der zweiten Hälfte haben wir deutlich mehr Herz gezeigt“, sagte Christian Pulisic.

BVB-Boss Hans-Joachim Watzke demonstrierte nach dem Remis große Gelassenheit. Im Aktuellen Sportstudio sagte er: „Unseren Kampfgeist werden alle noch zu sehen bekommen, da können sie sicher sein. Wir nutzen den Umbruch, um eine neue, junge Mannschaft aufzubauen. Wir dürfen nicht vergessen, die Meistermannschaft von 2011/2012 hat auch zwei, drei Jahre gebraucht.“ (fu)