Natürlich freuten sich die Spieler über diesen hart erarbeiteten Auswärtserfolg in Bremen, auch wenn die Freude sicherlich nicht aus ihnen herausplatzte. So richtig zufrieden waren sie nämlich nicht, trotz des Erfolgs, der sie nach dem 17. Spieltag in der Bundesliga-Tabelle sogar bis auf Platz vier katapultieren könnte – und damit an Eintracht Frankfurt und eventuell auch an Hertha BSC vorbei, das am Sonntag allerdings noch in Leverkusen antreten muss.

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„Unsere Leistung gibt wenig Aufschluss für die nächsten Spiele“, erklärte Marcel Schmelzer nach dem Spiel. So richtig erklären konnte der Kapitän sich auch nicht, warum er und der Rest des Teams nach der frühen Führung „komplett nachgelassen“ und das „Spiel aus der Hand gegeben“ haben. Ein möglicher Grund laut Schmelzer: Die frühe Führung. „Unser Ziel war es, endlich wieder mal mit 1:0 in Führung zu gehen. Vielleicht war das so eine Erlösung für uns, dass wir sogar einen Gang runtergeschaltet haben, am Ende gar den Ausgleich kassiert haben“, so der 28-Jährige. Zuletzt war der BVB am 19. November beim Sieg gegen Bayern München gelungen.

Wie gegen die Bayern stand auch gegen Werder am Ende der Sieg. Das ist das, was zählt. Dieser Meinung war auch Thomas Tuchel, der sich eine Sache vor dem Spiel ganz fest vorgenommen hatte: Auf jeden Fall freuen, wenn am Ende ein Sieg steht – „egal wie“. So war Tuchel die Freude deutlich anzumerken, obgleich er ebenfalls viel Luft nach oben sah. Wir haben Bremen leichtfertig ins Spiel zurückkommen lassen, haben ein offenes Spiel zugelassen. Bis zum Schluss haben wir viele Chancen, auch Großchancen, schlampig zu Ende gespielt und deshalb nie richtig Ruhe gehabt“, sagte Tuchel. Vielleicht sei der Grund dafür, dass aus den Wochen vor der Winterpause „ein paar Erfolgserlebnisse dieser Art fehlen.“

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Die positiven Aspekte mitnehmen

Was auch immer die Gründe sein mögen, Mannschaft und Trainer werden in der kommenden Trainingswoche intensiv analysieren und daran arbeiten. Mit einem Sieg im Rücken geht das sicherlich einfacher als mit einer Niederlage. Vieles ist am Samstagnachmittag schließlich auch sehr gut gelaufen. Zum Beispiel der Einsatz von André Schürrle als Ersatz von Pierre-Emerick Aubameyang im Sturmzentrum. Von der ersten Minute an war zu spüren, wie heiß Schürrle auf sein erstes Bundesliga-Tor für den BVB war, das er nach nur fünf Minuten dann schon markierte. „Die Position liegt mir, ich fühle mich da extrem wohl“, sagte Schürrle, der insgesamt fast genauso viele Torschüsse abgab (7), wie alle Bremer zusammen (9).

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Auch die Tatsache, dass die Schwarzgelben nach dem Ausgleich Moral bewiesen und doch wieder in Führung gingen, oder dass sie diese Führung am Ende auch über die Zeit brachten, ohne nochmal richtig heftig ins Schwimmen zu geraten, muss zwingend als positiver Aspekt mitgenommen werden. Genauso die Art und Weise, wie dieser zweite Treffer fiel: Ein toller Pass von Raphael Guerreiro – nebenbei bemerkt in seinem ersten Spiel seit Anfang November – und ein wunderschöner Abschluss von Lukasz Piszczek, der mit nun vier Saisontoren schon jetzt seinen persönlichen Rekord aus der Saison 2011/12 eingestellt hat. Dinge, die Selbstbewusstsein geben.

„Der Startschuss zur Aufholjagd“

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Auch wenn in Bremen sicherlich noch nicht alles Gold war, was glänzt, so überwiegen am Ende doch die positiven Aspekte. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, mit drei Punkten ins neue Jahr zu starten, das hat man auch in Freiburg gesehen (wo der FC Bayern erst in allerletzter Sekunde zu einem 2:1-Erfolg kam, d.Red.)“, sagte Marcel Schmelzer. André Schürrle sprach von einem „Fingerzeig“ für die Rückrunde und Roman Weidenfeller drückte es nach seinem 450. Pflichtspiel für Borussia Dortmund noch ein bisschen klarer aus: „Wir haben die ersten drei Punkte im neuen Jahr gesammelt. Das ist der Startschuss zur Aufholjagd.“

Diese geht am kommenden Sonntag in Mainz weiter. Eine komplette Trainingswoche also, um sich vorzubereiten. Wenn man wie der BVB in drei Wettbewerben an den Start geht, ist das Gold wert. „In Mainz haben wir wieder ein schweres Auswärtsspiel. Das wird ein heißer Tanz werden, in einem Stadion, in dem die Fans ihre Mannschaft nach vorne peitschen“, blickte Marcel Schmelzer nach vorn. „Darauf müssen wir vorbereitet sein.“
Dennis-Julian Gottschlich