Es hätte kaum einen besseren Moment geben können für das erste Tor im neuen Trikot. Neuzugang Felix Nmecha schoss Borussia Dortmund zum 1:0-Sieg bei Newcastle United und damit zurück ins Rennen um einen der beiden ersten Plätze in der apostrophierten „Todesgruppe F“ der UEFA Champions League. Nmechas erstes Tor bescherte dem BVB den ersten Treffer in diesem Wettbewerb und den ersten Sieg.

„Solche Spiele will man als Fußballer spielen“, sagte Nmecha später im Interview mit BVB-TV und bestätigte die Frage des Reporters, ob er sich seinen Treffer noch mehrfach anschauen werde, grinsend mit einem „vielleicht ein paarmal…“

Borussia Dortmund hatte vorher schon drei dicke Chancen ausgelassen, ließ den euphorischen St. James‘ Park zunächst von Minute zu Minute leiser werden, doch ab der etwa 55. Spielminute wurde aus einer Regen- eine Abwehrschlacht. „Beide Innenverteidiger haben ein herausragendes Spiel gemacht und extrem wichtige Zweikämpfe gewonnen“, lobte Edin Terzic. Einer dieser gewonnenen Zweikämpfe führte unmittelbar vor der Halbzeitpause zu Nmechas Treffer.

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„Das erste Muster, das wir bei Newcastle sehen“, so Terzic, „ist der flache Ball vor die Viererkette des Gegners. Da wollten wir mutig sein, da wollten wir stechen und die Bälle erobern. Das hat in fünf Fällen richtig gut funktioniert. Die Aktion vor dem Tor war genau die, die wir haben wollten, dass wir antizipieren und aus der Position rausstechen.“ Schlotterbeck unterband im erfolgreich geführten Zweikampf mit Gordon nicht nur einen Gegenangriff, sondern leitete den eigenen Treffer ein. Terzic: „Dass Nico auch Offensivakzente setzen kann, dass er nicht nur in der Balleroberung wichtig ist, sondern dass er auch offensiv immer wieder richtig gute Dinge einleiten kann, ist mit ein Grund, warum er so wichtig für uns ist. Es war eine herausragende Aktion von ihm.“

Der Balleroberer und Ballveredeler beschrieb die spielentscheidende Situation so: „Er hat mich fast schon auf dem falschen Fuß, weil ich erst grätschen will, dann bin ich aber oben geblieben, spiele den Ball auf Marco und muss dann mit, weil die Absicherung für mich da ist. Dass Marco zurückspielt, war klar, mein Ball auf Felix ist einen Tick unsauber, aber er macht’s überragend.“

„Es war ein geiles Spiel, es ging hin und her“

1:0 in Newcastle! Zum fünften Mal gewann Borussia Dortmund ein Auswärtsspiel bei einem englischen Klub, viermal als erster Verein aus Deutschland überhaupt (1966 bei West Ham United, 1997 bei Manchester United, 2016 bei Tottenham Hotspur, jetzt bei Newcastle United); nur beim FC Arsenal waren die Bayern zwei Jahre schneller.

„Es war ein geiles Spiel, es ging hin und her, die Fans gingen mit“, rekapitulierte Schotterbeck. „Wir haben das hinten im Verbund richtig gut gemacht.“ Zweimal rettete Alu, zweimal parierte Greg Kobel. Am Ende stand ein leichtes Chancenplus für Newcastle (5:4), doch den Sieg – und das erkannten auch die englischen Fans an – hatte sich der BVB aufgrund der sehr starken ersten Hälfte durchaus verdient. „Sauber“, nannte Schlotterbeck diese Halbzeit, „wir hatten nicht so viele Ballverluste wie sonst.“ Die letzten 30 Minuten gingen allerdings an Newcastle, das nun punktgleich ist mit dem BVB. Im Vorfeld hatte Sportdirektor Sebastian Kehl „einige Punkte“ aus den beiden Begegnungen gefordert. Käme in zwölf Tagen im Rückspiel mindestens ein weiterer hinzu, hätte Borussia das für die Platzierung wichtige „direkte Duell“ gewonnen. „Es ist alles wieder offen“, sagt Nico Schlotterbeck: „Wir haben jetzt ein Heimspiel, das Stadion wird brennen, wir werden eine Top-Leistung abliefern und wollen Newcastle auch ein zweites Mal schlagen.“
Boris Rupert