Borussia Dortmund hat trotz eines Chancenfeuerwerks einen Heimsieg gegen den 1. FC Köln verpasst. Am 31. Spieltag der Fußball-Bundesliga kam der BVB nicht über ein 0:0 gegen die Domstädter hinaus und läuft Gefahr, Tabellenplatz drei am Sonntag an die TSG Hoffenheim zu verlieren.

Aus dem Signal Iduna Park berichtet Boris Rupert

Vor 81.360 Zuschauern kam der BVB zu einer Vielzahl an hochkarätigen Chancen und auch zu zwei Toren durch Aubameyang (15.) und Reus (34.), die Schiedsrichter Stieler wegen Abseits jedoch nicht anerkannte. Damit blieben die Schwarzgelben erstmals seit 21 Spieltagen ohne Treffer – und gleichzeitig erstmals seit 28 Jahren ohne Heimtor gegen den 1. FC Köln.

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Erik Durm ist vor Anthony Modeste am Ball.

Ausgangslage:  
Die zweitbeste Offensive traf auf eine Abwehrreihe, die ligaweit die zweitwenigsten Großchancen zuließ. Seitdem Peter Stöger die Kölner trainiert, waren die Borussen sieglos gegen den FC (fünf Spiele).

Personalien:
Beim BVB fehlten die verletzten Sahin, Bartra, Schürrle und Rode sowie der erkrankte Götze. Gegenüber dem 3:2 am Mittwoch im Pokalhalbfinale beim FC Bayern München kamen in Durm, Ginter, Kagawa und Pulisic vier frische Kräfte ins Team; Piszczek, Bender, Dembélé und Guerreiro rotierten auf die Bank. Köln reiste ohne Rausch, Riss, Guirassy und Osako an.

Taktik: 
Borussia ging die Partie sehr flexibel an. Castros weiter Aktionsradius sorgte dafür, dass aus einer 4-3-3-Grundordnung phasenweise ein 4-2-3-1 wurde. Castro pendelte zwischen defensivem und offensivem Mittelfeld, häufig auf einer Höhe mit Kagawa, der seinen Wirkungskreis halbrechts bis zentral hatte, ließ sich jedoch mitunter fallen, half Weigl, dem Sechser, schleppte Bälle, setzte die Flügelspieler Pulisic und Reus ein. Köln agierte gegen den Ball in einer 4-1-4-1-Grundordnung. Im Aufbau gesellte sich Hector zu Lehmann, bildete zur Absicherung der Angriffe mit ihm die Doppelsechs.

Spielverlauf & Analyse:
Gut zehn Minuten benötigten die Borussen, um Fahrt aufzunehmen und ihre Angriffe mit Wucht und Präzision vorzutragen. Nachdem sich Schmelzer auf der linken Seite durchgesetzt und perfekt nach innen geflankt hatte, köpfte Aubameyang aus wenigen Metern rechts am Kölner Tor vorbei (12.). Kurz darauf jubelte der Torjäger über das vermeintliche 1:0, doch das Schiedsrichtergespann hatte Passgeber Kagawa im Abseits gesehen (15.).

Noch in der gleichen Minute fing Kagawa einen Kölner Angriff ab, spielte in den Lauf von Reus, der im Strafraum quer legen wollte auf Aubameyang. Subotic ging dazwischen, und bevor Reus kurz vor der Torlinie an den Querschläger gelangen konnte, klärte Sörensen zur Ecke.

Die Schwarzgelben fanden immer wieder Lücken in der eigentlich so starken Kölner Defensive. Aubameyang drang von links mit hohem Tempo in den Strafraum ein, legte quer zu Reus, der mit vollem Risiko aus acht Metern draufhielt – leider übers Tor (27.).

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Abseitstor Nummer zwei: Castro köpft aufs Kölner Tor, Reus geht noch mit dem Fuß ran.

In Minute 34 dann Abseitstor Nummer zwei: Reus lief auf Horn zu, bekam den Ball aber nicht am Kölner Keeper vorbei. Castro war zur Stelle, köpfte den Abpraller direkt aufs Tor, Reus ging noch mit dem Fuß hin, was er besser hätte sein lassen sollen: Es stand zwar noch ein Kölner Verteidiger näher der Torlinie, aber nicht die regeltechnisch erforderliche Zahl von zwei Spielern, denn Horn lag irgendwo am Elfmeterpunkt. Der Treffer zählte zurecht nicht.

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Milos Jojic und Julian Weigl

Und Köln? Kam zwischen den beiden Dortmunder Abseitstoren zweimal sehr gefährlich nach vorn, doch die beiden Ex-Borussen Jojic (29.) und Bittencourt (32.) schossen knapp am Tor vorbei. So ging es mit 11:2 Schüssen, aber torlos in die Halbzeitpause.

Einbahnstraßenfußball auch in Durchgang zwei. Kurz nach Wiederbeginn zwangen zunächst Reus (46.) und dann Schmelzer mit einem satten 18-Meter-Schuss (50.) FC-Keeper Horn zu Paraden. Borussia erspielte sich Ecke um Ecke, Chance um Chance, doch der Ball wollte nicht rein ins Kölner Tor. Kagawa traf ihn in Minute 65 nicht richtig. Dann war Schluss für den Japaner, ebenso für Reus. In Dembélé und Guerreiro kamen zwei frische Kräfte. Dembélé prüfte Horn Sekunden später (67.), dann leitete er stark in den Strafraum, Castro legte mit der Brust quer zu Aubameyang, doch der kam nicht richtig zum Abschluss (70.).

Dortmund – nun mit Dreierkette – und fast pausenlos in der Kölner Hälfte, suchte die Lücke. Mit 72 Prozent Ballbesitz und einer Torschussbilanz von 20:4 ging es in die Schlussphase. Doch im neunten Spiel binnen 29 Tagen fehlte am Ende auch die Kraft, um den Sieg – der hochverdient gewesen wäre – zu erzwingen. In der Nachspielzeit scheiterte Guerreiro per Kopf am glänzenden Horn. Dembélés Nachschuss blieb im Abwehrgeflecht stecken.

Ausblick: 
Mit dem neunten Spiel im Monat April enden die „englischen Wochen“. Weiter geht es in sieben Tagen mit dem Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim.

Teams & Tore