Kontinuität wird weiterhin groß geschrieben bei Borussia Dortmund. Nachdem Dr. Reinhard Rauball vor einem Jahr fast einstimmig als BVB-Präsident im Amt bestätigt worden war, gehen nunmehr auch Gerd Pieper und Dr. Reinhold Lunow in eine weitere, dreijährige Amtszeit.

Der Vizepräsident und der Schatzmeister erhielten bei der heutigen Mitgliederversammlung des BV Borussia 09 e.V. keine Gegenstimmen – und lang anhaltenden Applaus für ihr großes Engagement für den Verein. Vielleicht nicht so stürmisch wie in den Jahren zuvor, gleichwohl mit nicht unbedingt zu erwartenden Ovationen, die in minutenlangen Beifall mündeten, wurde die von Trainer Jürgen Klopp angeführte Mannschaft begrüßt. „Wir haben alle zusammen tolle Stunden verbracht und große Erfolge gefeiert – und wenn es mal nicht so toll läuft, ziehen wir Borussen dennoch an einem Strang“, stellte Rauball fest.

„Komplett ohne Finanzverbindlichkeiten“

Hans-Joachim Watzke erinnerte in einer sehr emotionalen, immer wieder von Beifall unterbrochenen Rede daran, dass Reinhard Rauball vor zehn Jahren das Amt des Vereinspräsidenten übernahm, als der BVB wirtschaftlich am Boden lag. „Das war der Urknall des neuen Borussia-Dortmund-Gefühls“, sagte Watzke und ergänzte an Rauball gewandt: „Mit Deiner Wahl kehrte das Vertrauen zu Borussia Dortmund zurück. Wir haben seitdem das größte Märchen in der Geschichte des deutschen Fußballs geschrieben.“

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Waren die Versammlungen der Vorjahre vom Rückenwind der sportlichen Entwicklung und der damit einher gehenden Erfolge auf dem Rasen getragen, sorgten im Jahr 2014 dennoch nicht allein die wirtschaftlichen Zahlen der Kommanditgesellschaft auf Aktien („KGaA“) als auch die des eingetragenen Vereins („e.V.“) für zufriedene Gesichter. „Borussia Dortmund ist heute – zehn Jahre nachdem wir 2004 am Boden lagen – in allen Bereichen komplett ohne Finanzverbindlichkeiten“, stellte Watzke fest.

Die kritischsten Anmerkungen zur aktuellen sportlichen Situation kamen nicht aus den Reihen der Mitglieder, sondern aus denen der Verantwortlichen. So mahnte Watzke an die Adresse der Mannschaft „Konsequenz und Konzentration“ an und stellte angesichts der aktuellen Platzierung in der Bundesliga fest: „Da waren nicht nur böse Mächte im Spiel, sondern auch eigenes Verschulden.“ Und weiter: „Wenn Ihr mal mit ein Angebot eines anderen Vereins bekommt, dann macht für einen Augenblick die Augen zu und denkt daran, wie Ihr als Tabellenfünfzehnter von den BVB-Mitgliedern empfangen worden seid.“

Ovationen für Paul Burchardt

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Der Mitgliederboom der letzten Jahre sorgte für ein langes Protokoll der insgesamt nur knapp dreistündigen, sehr harmonischen Versammlung in der Dortmunder Westfalenhalle. Erst 60 Minuten nach Rauballs Begrüßungsworten sowie dem stillen Gedenken an die im vergangenen Jahr verstorbenen Vereinsmitglieder war die traditionelle Ehrung langjähriger Vereinsmitglieder beendet. In fünf Gruppen wurden die „25-Jährigen“ auf die Bühne gebeten; den Abschluss machten Meisterspieler Lothar Geisler (55 Jahre BVB-Mitglied) sowie – mit minutenlangem, stehendem Beifall bedacht – der 97 Jahre alte Paul Burchardt, seit 1934 und damit seit 80 Jahren im Verein!

Ebenso wie die „KGaA“ vermeldete auch der „e.V.“ weiterhin schwarze Zahlen. Die Einnahmen stiegen angesichts der Mitgliederentwicklung (aktuell rund 115.000!) nochmals um 872.000 auf 6,95 Millionen Euro. Schatzmeister Dr. Reinhold Lunow vermeldete einen Gewinn von 2,22 Mio. € für das Geschäftsjahr 2013/14. „Der e.V. steht auf finanziell glänzenden Füßen“, so Rauball, „und er hat dank der guten Arbeit in den Abteilungen eine glänzende Perspektive für die Zukunft.“ Er kündigte den Bau einer Ballsporthalle für Handballerinnen und Tischtennisspieler(innen) an, rückte den „Kampf gegen Rechts“ abermals in den Blickpunkt und stellte mit Blick auf strategische Partner der KGaA (Evonik, Signal Iduna, Puma) fest: „Wir haben durch Aktienkäufe unsere Stellung als drittstärkster Aktionär gehalten. Das operative Geschäft spielt sich ohnehin in der Geschäftsführung-GmbH ab, und deren alleiniger Gesellschafter ist der e.V. – und davon werden wir nicht einen Prozentpunkt abgeben.“

Die Wahlen liefen im Schnelldurchgang ab. Gerd Pieper wurde bei zwei Enthaltungen und null Gegenstimmen als Vizepräsident bestätigt, Schatzmeister Dr. Reinhold Lunow wurde ebenso einstimmig im Amt bestätigt wie die beiden Kassenprüfer Stefan Klos und Josef Schneck. Auch die Entlastung des Vorstands erfolgte bei drei Enthaltungen einstimmig.
Boris Rupert