Mit Real Madrid ist einer der Topfavoriten auf den Sieg in der Königsklasse ins Halbfinale eingezogen. Nach der Gruppenphase hat die Mannschaft Manchester United und Galatasaray ausgeschaltet. In der Heimat können die Madrilenen die spanische Meisterschaft kaum mehr verteidigen, der Pokalsieg ist aber noch möglich.

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José Mourinho

Real Madrid ist in dieser Saison in der UEFA Champions League trotz leichter Wackler seiner Favoritenrolle insgesamt gerecht geworden. In der Vorrunde musste der spanische Titelträger in der "Gruppe der Meister" nur Borussia Dortmund den Vortritt überlassen. Der BVB fügte den Madrilenen die einzige Niederlage in der Gruppenphase zu, die zweite Begegnung endete unentschieden. Gegen den niederländischen Titelträger Ajax Amsterdam (4:1, 4:1) und den englischen Meister Manchester City (3:2, 1:1) präsentierte sich Real sehr souverän und zog ungefährdet ins Achtelfinale ein.
Dort wartete mit Manchester United allerdings ein echter Kracher. Gegen die starken Engländer drohte zwischenzeitlich das vorzeitige Aus. Nach einem Unentschieden im Hinspiel brachte ein unberechtigter Platzverweis für Manchesters Nani die glückliche Wende und einen 2:1-Auswärtssieg. Selbst Madrids Trainer Jose Mourinho gab zu: "Die bessere Mannschaft hat verloren." Den Einzug ins Halbfinale machte seine Mannschaft gegen Galatasaray aus Istanbul perfekt. Schon das 3:0 im Hinspiel war mehr als die halbe Miete, sodass im Rückspiel die zweite Niederlage des Wettbewerbs (2:3) keinen Schaden mehr anrichtete. Insgesamt 23 Tore erzielten die Spanier in zehn Partien des Wettbewerbs, keine der verbliebenen Mannschaften traf häufiger.
Während Real Madrid also in Europa noch Chancen auf den Titel hat, ist in der spanischen Liga nur noch der zweite Platz drin. Zu weit ist der FC Barcelona in der Tabelle enteilt, um den Katalanen den Titel noch streitig machen zu können. Immerhin haben die Madrilenen in dieser Saison keinen "Clasico" verloren. Nach zwei Unentschieden konnte die Mannschaft die zwei jüngsten Gigantentreffen gewinnen und den großen Rivalen ein wenig ärgern. Somit bietet sich aber im spanischen Pokalwettbewerb noch die Möglichkeit, einen nationalen Titel zu gewinnen. Mitte Mai steht das Finale gegen den Stadtrivalen Atlético an.

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Cristiano Ronaldo [firo]

Real Madrid hat seine Form auch in der Endphase der Saison nicht verloren. Der mit Nationalspielern gespickte Kader ist breit besetzt und gibt Mourinho viele Rotationsmöglichkeiten. Ein Leistungsabfall ist dank der topbesetzten Bank nicht zu erkennen.
Im Tor führte in den vergangenen Jahren kein Weg an Iker Casillas vorbei. Im Januar brach sich der spanische Nationaltorhüter jedoch die Hand, und auch nach seiner Genesung setzte Mourinho zunächst weiter auf seinen Vertreter Diego Lopez. Davor kann Sergio Ramos sowohl innen als auch außen verteidigen. Ihm zur Seite stehen wahlweise Pepe, Fabio Coentrao, Raphael Varane oder Alvaro Arbeloa. Luka Modric, Xabi Alonso oder Sami Khedira bilden die Doppel-Sechs. Mesut Özil oder Kaka geben den Spielmacher und, vorne haben Cristiano Ronaldo, Gonzalo Higuain, Karim Benzema und Angel di Maria eine eingebaute Torgarantie.
Aber egal, wer aufläuft, frühes Pressing, schnelles Umschalten und eine eiskalte Chancenverwertung spielen eine Rolle im Plan des exzentrischen, aber laut Jürgen Klopp sehr sympathischen Trainers Mourinho, der nicht mehr "The Special One" genannt werden möchte. Als "den Besonderen" bezeichnete er sich nach seinem Wechsel zum FC Chelsea. Man solle ihn lieber "The Only One", "den Einzigen", nennen. Schließlich habe er es geschafft, in den drei wichtigsten Ligen England, Italien und Spanien Titel gewonnen zu haben. In seinem ersten Jahr in Madrid konnte er den Pokal holen, im zweiten die Meisterschaft, im dritten soll der Sieg in der UEFA Champions League her.
Ob der Portugiese danach noch in Madrid an der Seitenlinie steht, ist unklar. Zwar läuft sein Vertrag noch bis 2016, doch zuletzt gab es immer wieder Spekulationen um einen vorzeitigen Abgang. Zumindest hat er die Angewohnheit, sich gerne mit einem Sieg in der Königsklasse zu verabschieden: 2004 gewann er mit Porto, 2010 mit Inter Mailand den Titel.
Christina Reinke