Borussia Dortmund ist zum zwölften Mal in das Halbfinale des DFB-Pokals eingezogen: Gegen die TSG Hoffenheim setzte sich der BVB in einer dramatischen Partie nach einem 1:2-Rückstand zur Pause noch mit 3:2 in der Verlängerung durch. Mann des Tages war Sebastian Kehl, der in der 107. Minute mit einem Traumtor aus 20 Metern die Schwarzgelben erlöste.

Vor 80.667 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park hatte in der regulären Spielzeit Neven Subotic nach einem Eckball das 1:0 (19.) erzielt. Die Freude über die Führung währte jedoch nur kurz: 102 Sekunden später glich Kevin Volland aus. Nach einem Abwehrpatzer erzielte Roberto Firmino sogar das 2:1 für die Kraichgauer (28.). In der zweiten Halbzeit, in der der BVB hoch überlegen war, glich Aubameyang per Kopf aus (57.).

Es berichtet Felix Ulrich

Ausgangslage:
Drei Mal blieb der BVB zuletzt in Pflichtspielen zu Hause ohne Torerfolg. Trainer Jürgen Klopp hatte sich vor der Partie deshalb zwar „keine Sorgen, dafür aber Gedanken“ gemacht. Allerdings hatte die Borussia mit der TSG durchaus gute Erfahrungen: In der Hinrunde gab es einen 1:0-Erfolg, und im bislang einzigen Pokalduell setzte sich Schwarzgelb im Viertelfinale 2008 mit 3:1 durch. Damals zog man sogar bis ins Endspiel nach Berlin ein, scheiterte dort erst nach Verlängerung mit 1:2 am FC Bayern.

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Erik Durm stand erstmals seit dem 17. Dezember 2014 wieder in der Startelf der Borussia.

Personalien:
Das intensive Bundesliga-Spiel gegen Bayern München (0:1) hat Spuren hinterlassen: Ohne Reus und Hummels, dafür mit Langerak im Tor, mit Kagawa und Mkhitaryan im Mittelfeld sowie erstmals seit über drei Monaten (17. Dezember 2014) wieder mit Durm trat der BVB gegen die TSG Hoffenheim an. Wieder im Kader waren Großkreutz und Immobile. Nach dem 1:4 gegen Gladbach wechselte Gästetrainer Markus Gisdol vier Mal: Bicakcic, Toljan, Polanski (Grippe) und Schwegler (Hexenschuss) kehrten in die Startelf zurück und bekamen den Vorzug vor Abraham, Kim, Amiri und Zuber.

Taktik:
Hoffenheim formierte sich gegen den Ball in einem 4-3-3, bei eigenen Aktionen war es in der Regel ein 4-3-1-2 mit der „Dreifach-Sechs“ Rudy, Schwegler und Polanski sowie Firmino als Zwischenspieler hinter den beiden Spitzen Schipplock und Volland. Borussia kehrte nach dem im Bayern-Spiel zumindest defensiv erfolgreichen 4-3-3 zum gewohnten 4-2-3-1 zurück: Im Fünfer-Mittelfeld spielten Bender und Gündogan auf der „Doppelsechs“; Blaszczykowski, Kagawa und Mkhitaryan bildeten die offensive Dreierreihe.

Spielverlauf und Analyse:
Die guten Nachrichten gleich vorweg: Nach 293 torlosen Minuten im Signal Iduna Park erzielte der BVB endlich wieder ein Heimspiel-Tor. Neven Subotic war es. Der Serbe war in der 19. Minuten zur Stelle, als er den Ball nach einer Ecke von Kuba aus zwölf Metern mit dem rechten Fuß im linken Toreck versenkte. Für den 26-Jährigen war es das zweite Pflichtspieltor in dieser Saison.

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Kuba beglückwünscht Subotic zum 1:0 nach 19 Minuten.

Positiv war auch, dass Schwarzgelb bei fünf eigenen nur zwei gegnerische Torschüsse bis zur Pause zuließ. Das Problem: Beide waren drin. Kevin Volland traf nur 102 Sekunden nach Subotics-Führung zum 1:1-Ausgleich (21.). Wieder nach einer Ecke. Wieder aus der Distanz. Diesmal waren es 14 Metern.

Zweiter Torabschluss, zweites TSG-Tor

Keine halbe Stunde gespielt, da kamen die Kraichgauer zum zweiten Mal zum Abschluss - und zum 2:1: Hoffenheims Beck schlug einen langen Ball aus der eigenen Hälfte nach vorne, Subotic vertendelte das Leder. Roberto Firmino nutzte die Gelegenheit, lief allein auf BVB-Keeper Langerak zu und lupfte den Ball in die Maschen (28.). Der Rückstand wirkte auf die Borussia, die in den ersten 45 Minuten 63 Prozent Ballbesitz hatte, wie ein Schock. Beinahe hätte Schwarzgelb sogar noch das 1:3 kassiert, aber Volland scheiterte am linken Pfosten. Glück zudem: Schiedsrichter Aytekin hatte eine Abseitsstellung erkannt.

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Neven Subotic im Zweikampf mit Hoffenheims Jeremy Toljan.

Nach dem Seitenwechsel zeigte der BVB - angefeuert von den eigenen Fans - endlich mal wieder Tempofußball. Und völlig egal, welche Worte Jürgen Klopp in der Kabine zwecks Motivation gefunden hatte, es waren die richtigen. Die Borussia machte Druck. Druck. Druck. Jetzt war das frühe Pressing da. Jetzt klappte das Umschaltspiel. Jetzt gab es endlich auch weitere Torchanchen. Nach Vorlage von Durm feuerte Aubameyang aus spitzem Winkel ab (48.) - knapp am linken Pfosten vorbei. Eine Minute später kam Gündogan nach einem Doppelpass mit Kagawa aus 14 Metern zum Abschluss, schoss aber TSG-Schlussmann Baumann an.

Aubameyang wuchtig per Kopf zum 2:2

Hoffenheim kam in dieser Phase gar nicht mehr zum Durchatmen. Angriff auf Angriff rollte Richtung Südtribüne. Einen davon nutzte Aubameyang zum hochverdienten Ausgleich (57.). Durm hatte von der rechten Seite aus vollem Lauf geflankt, der Gabuner in der Mitte per Kopf wuchtig zum 2:2 getroffen. „Aubas“ drittes Pokaltor, Durms zweite Vorlage in einem Pflichtspiel.

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Mkhitaryan steigerte sich in der zweiten Halbtzeit.

TSG-Trainer Markus Gisdol wechselte: Kim kam für Toljan, Amiri für den verwarnten Schwegler (61.). Der nächste Angriff der Borussia folgte jedoch Sekunden danach: Mkhitaryan schickte Aubameyang, dessen Außenrist-Schuss aus zehn Metern Baumann nur mühsam zur Ecke abwehren konnte (61.). In der 63. Minute wechselte auch Jürgen Klopp: Bender ging, Kehl kam.

Doppelchance für Hoffenheim kurz vor dem Ende

Der BVB war weiter dominant: Nach 75 Minuten zeigten die Live-Daten 14:2 Torschüsse, 64 % Ballbesitz und eine Zweikampfquote von 59 % für Schwarzgelb. Subotic verpasste nach einer Ecke von Schmelzer per Kopf das 3:2, weil Baumann das Leder mit einem starken Reflex über die Querlatte lenkte (78.).

Fünf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit meldete sich Hoffenheim urplötzlich zurück: Erst rettete Langerak gegen Polanski (84.), wenig später verfehlte Roberto Firmino das Tor nur knapp (85.). Es waren die Torschüsse vier und fünf der TSG. Durchatmen beim BVB, der durch Kuba allerdings auch selbst noch mal gefährlich wurde (89.). Die Daten nach 90 Minuten: 17:5 Torschüsse, 63 % Ballbesitz, 58 % Zweikampfquote.

Die Verlängerung:
Der BVB agierte zunächst zurückhaltend. Die TSG ließ sich auch nicht mehr so einfach in die Defensive drängen, stand mit der Abwehrreihe höher. Nach einem langen Ball von Subotic tauchte dennoch Mkhitaryan im Strafraum auf, drosch den Ball aber mit Rückenlage in die Wolken (98.). Für den Armenier war es die letzte Aktion des Abends, für ihn kam Kampl (101.). Und auch Markus Gisdol wechselte: Der Gelb-vorbelastete Schipplock machte für Zuber Platz. Die letzte Aktion im ersten Durchgang der Verlängerung hatte Kampl, der Distanzschuss aus 25 Metern war jedoch leichte Beute für Baumann.

Kehls Knaller bedeutet das Halbfinale

Die zweite Hälfte begann mit einem Knaller - und zwar von Sebastian Kehl. Der 35-Jährige hielt aus 20 Metern einfach mal drauf, traf den Ball mit dem linken Spann perfekt - 3:2 (107.). Für Kehl war es das erste Tor im DFB-Pokal seit über 14 Jahren. Damals, am 20.12.2000, trug „Kehli“ beim 1:2 in Stuttgart noch das Trikot des SC Freiburg. Nur fünf Minuten später hätte Kampl das 4:2 erzielen müssen, schoss aus sechs Metern freistehend über den Kasten.

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Sebastian Kehls Knaller ist unerreichbar für Oliver Baumann.

Hoffenheim warf in der Schlussphase und der dreiminütigen (!) Nachspielzeit noch einmal alles nach vorne, selbst Keeper Baumann hielt sich fortan regelmäßig im Dortmunder 16er auf. Mit Glück und Geschick verteidigte der BVB jedoch den Vorsprung über die Zeit und steht im Halbfinale des DFB-Pokals.

Ausblick:
Am Samstag tritt der BVB in der Bundesliga um 15.30 Uhr in Mönchengladbach an. Das nächste Heimspiel bestreitet die Borussia am 18. April ebenfalls um 15.30 Uhr gegen den SC Paderborn. Das Halbfinale im DFB-Pokal findet am 28./29. April 2015 statt. Die Paarungen werden nach dem Viertelfinale der Bayern in Leverkusen am Mittwoch ausgelost.

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