Der BVB hat am Dienstagabend (21 Uhr) im Rückspiel gegen Paris Saint-Germain die Chance, zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte ins Finale der UEFA Champions League einzuziehen. Mit dem 1:0-Sieg im Hinspiel zuhause haben sich die Borussen einen kleinen Vorteil erspielt. Ein Unentschieden würde dem Team von Edin Terzic reichen, um am 1. Juni im Finale in London dabei zu sein. Wir blicken zurück auf die Halbfinal-Rückspiele von 1997 und 2013, in denen Schwarzgelb ebenfalls auswärts das Ticket fürs Endspiel gelöst hat.

23. April 1997: Manchester United - BVB 1:0

Am 23. April 1997 erreichte Borussia Dortmund zum ersten Mal das Endspiel der UEFA Champions League. Nach einem 1:0-Erfolg im Hinspiel erlebte der BVB im Rückspiel bei Manchester United eine Abwehrschlacht und rettete einen erneuten 1:0-Sieg ins Ziel.

In diesem Rückspiel schrieb der BVB Geschichte – und Jürgen Kohler die Geschichte einer Abwehrschlacht, die das legendäre Old Trafford noch nie erlebt hatte. Und wieder einmal war es Lars Ricken vorbehalten, das entscheidende Tor zu erzielen. Der 20-Jährige gab United-Schlussmann Peter Schmeichel nach Vorlage von Andreas Möller bereits in der achten Minute mit einem platzieren Linksschuss das Nachsehen.

Und mit diesem Treffer begann das Powerplay des englischen Meisters, ein wütender Sturmlauf: Angriff auf Angriff rollte auf das Dortmunder Tor. Aber auf der anderen Seite gab es Wolfgang Feiersinger, Martin Kree, Jörg Heinrich, der nach Stefan Reuters Auswechslung erneut die rechte Abwehrseite besetzen musste – und eben Jürgen Kohler, der in diesem Hexenkessel wohl das Spiel seines Lebens machte. Unfassbar, wie er auf dem Boden liegend den Ball nach Cantonas Schuss von der Linie kratzte, er durch den Strafraum fliegend Coles Geschoss entschärfte und in allen brenzligen Situationen kühlen Kopf bewahrte.

Die gesamte Mannschaft hatte sich mit Herz und Leidenschaft gegen die groß aufspielenden Gastgeber gewehrt und sich am Ende für einen fantastischen Kampf belohnt. „Das ist Wahnsinn, einfach unglaublich. Ganz Deutschland kann stolz sein auf unsere Mannschaft“, sprudelte es aus Andreas Möller heraus. Die Zuschauer im Old Trafford verabschiedeten den Deutschen Meister mit stehenden Ovationen. Und auf dem Flughafen Münster/Osnabrück feierten nach der Landung tief in der Nacht weit über tausend Fans die „Helden von Manchester“. 

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30. April 2013: Real Madrid - BVB 2:0

Am 30. April 2013 erreichte Borussia Dortmund zum zweiten Mal das Endspiel im bedeutendsten Klubwettbewerb der Welt. Nach einem 4:1-Erfolg im Hinspiel musste der BVB im Rückspiel bei Real Madrid bange Minuten überstehen und rettete sich mit einer 0:2-Niederlage – die erste in der laufenden Champions-League-Saison – vor 69.429 Zuschauern ins Ziel.

Real Madrid setzte wie angekündigt zur „La Remontada“ – zur Aufholjagd an – und damit Schwarzgelb von Beginn an unter Dauerdruck, um das 1:4 aus dem Hinspiel noch wettzumachen. Das Team von Jose Mourinho legte ein unglaublich hohes Tempo vor und zwang den BVB zu Fehlern. Vor allem über die rechte Angriffsseite wurde es in der Anfangsviertelstunde mehrfach gefährlich. Und es hätte mit Sicherheit schon 0:2 gestanden, wenn Roman Weidenfeller nicht einmal mehr sein Können eindrucksvoll gezeigt hätte. Wie er gegen Higuain (4.) und Ronaldo (13.) in höchster Not rettete, war Weltklasse. „Besser kannst du nicht spielen“, lobte Torwart-Trainer Wolfgang de Beer, „das war eine glatte Eins. Roman hat uns im Spiel gehalten.“ Und da auch Mesut Özil eine Großchance liegen ließ, stand beim BVB hinten die Null.

In Halbzeit zwei hatte Schwarzgelb dann sogar mehrfach die Führung auf dem Fuß: Die Königlichen schienen lange Zeit kaum noch Chancen auf ein Weiterkommen zu haben, der BVB hatte das Spiel komplett unter Kontrolle. Spannung kam erst ab der 82. Minute auf, nachdem Kaka rechts Özil in Szene gesetzt hatte und Benzema in der Mitte das 1:0 für Real Madrid erzielte. Als dann in der 88. Minute auch noch Ramos nicht angegriffen wurde, den Ball aus kurzer Distanz unter die Latte hämmerte, Real alles nach vorne warf und mit vier Stürmern agierte, wurden die Nerven eines jeden Borussen bis ins Äußerste strapaziert.

Erst recht, weil Schiedsrichter Howard Webb auch noch sechs Minuten nachspielen ließ. Neven Subotic: „Als ich das gesehen habe, dachte ich, ich sterbe.“ Neven segnete natürlich nicht vorzeitig das Zeitliche, sondern war mit dabei, als die Mannschaft von Borussia Dortmund am 25. Mai 2013 vor 68.298 Zuschauern ins Londoner Wembley-Stadion einlief…

Von Wilfried Wittke und Boris Rupert