Borussia Dortmund hat am 4. Spieltag der UEFA Champions League mit 1:3 (1:0) gegen den AFC Ajax verloren. Eine starke spielerische und nach Hummels‘ unberechtigtem Platzverweis starke kämpferische Leistung blieb unbelohnt.

Es berichtet Boris Rupert

54.820 Zuschauer sahen eine atemberaubende erste Hälfte, in der Borussia stark aufspielte, sich jedoch trotz guter Chancen zunächst nicht belohnte und nach 28 Minuten in Unterzahl geriet, als Hummels von Schiedsrichter Oliver zu Unrecht vom Platz gestellt wurde. Reus verwandelte in der 37. Minute einen Elfmeter zum 1:0. Danach war es eine Abwehrschlacht. Die Führung hielt bis zur 72. Minute, in der Tadic der Ausgleich gelang. Haller raubte den Borussen mit seinem Treffer zum 1:2 (83.) sogar den einen Punkt, den sie mehr als verdient gehabt hätten. Klaassen markierte in der Nachspielzeit den dritten Treffer für Ajax.

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Ausgangslage:  
Zweiter gegen Erster. Der BVB hatte das Hinspiel mit 0:4 verloren und sechs Punkte auf dem Konto. Ajax trat mit der Maximalausbeute von neun Zählern an und konnte bereits am drittletzten Gruppenspieltag den Einzug ins Achtelfinale durch mindestens ein Unentschieden perfekt machen. Der BVB hatte sechs der vorangegangenen neun Heimspiele in der Königsklasse gewonnen.

Personalien: 
Der BVB musste weiterhin auf Dahoud, Guerreiro, Morey, Reyna, Schmelzer und Schulz verzichten. Ajax spielte mit der gleichen Elf wie im Hinspiel, beim BVB waren es drei Änderungen: Wolf und Tigges für die verletzten Schulz und Haaland, zudem Hazard anstelle von Malen. Im Vergleich zur Bundesliga-Partie am Samstag gegen den 1. FC Köln (2:0) gab es eine Veränderung. Angreifer Tigges lief anstelle von Verteidiger Pongracic auf...

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Taktik:  
... damit änderte sich wie schon im Verlauf der zweiten Hälfte gegen Köln die Grundordnung: Der BVB startete – wie im Hinspiel – mit Vierer- statt Dreierkette in der Abwehr. Brandt und Hazard (beide über rechts) tauschten in Mittelfeld und Angriff die Seiten mit Bellingham und Reus. Beide Team begegneten sich in exakt der gleichen Grundformation (4-3-3).

Spielverlauf & Analyse:
Die Mannschaft war nicht nur auf Wiedergutmachung aus – sie brannte, sie nahm ihr Herz in die Hand, und sie ließ Ajax keine Luft zum Atmen. War einer der Holländer (kurzzeitig) am Ball, wurde er von zwei oder drei Borussen attackiert. Schnell und direkt wurde der Weg nach vorne gewählt und der Abschluss gesucht. Selbst Abwehrboss Hummels hatte nach einer Viertelstunde schon zwei Schüsse aufs Ajax-Tor gebracht. Der erste, ein Kopfball nach Brandt-Freistoß, landete nach 70 gespielten Sekunden nicht im, sondern auf dem Tornetz.

In der achten Minute hatten die 54.000 Fans bereits den Torschrei auf den Lippen, als sich Martinez nach Hummels‘ weitem Außenristpass verschätzt und den Zweikampf gegen Hazard verloren hatte. Doch der Belgier kam im Sechzehner nicht am herausstürzenden Keeper Pasveer vorbei, holte sich das Leder aber zurück, flankte nach innen, wo Bellingham per Kopf das fast leere Tor verfehlte. Ganz stark dagegen die Aktion des Engländers fünf Minuten später, als er am linken Flügel zwei Holländer stehenließ, nach innen zu Hazard geben wollte, doch ein Abwehrbein im letzten Moment klärte. Dann prüfte Reus Pasveer mit einem strammen Schuss (25.).

In Minute 28 ereignete sich eine Szene, die die Statik des Spiels komplett veränderte. Denn Borussia war nach einer Grätsche von Hummels an der Mittellinie gegen Antony nur noch zu zehnt. Und es war eine klare Fehlentscheidung, wie u.a. auch der kicker feststellte. Die Frage, die über allem schwebte: VARum sah sie sich der Schiedsrichter nicht nochmal an? Selbst Antony flüsterte Hummels zu: „Keine Rote Karte!“ Der zu Unrecht vom Platz Geschickte wurde bei seinem Gang zum Spielfeldrand von stehenden Ovationen der Fans begleitet.

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Mit Zehn gegen Elf, mit Pongracic für Hazard und damit in einer 4-3-2-Grundordnung, ging es weiter. In Minute 36 trat Mazraoui im Strafraum Bellingham in die Hacke. Schiri Oliver ließ zunächst weiterspielen, schaute sich bei der nächsten Unterbrechung die Szene dann aber an und entschied auf Elfmeter. Reus zielte flach in die linke Ecke, Pasveer kam zwar noch mit den Fingerspitzen an den Ball, der jedoch zum 1:0 einschlug (37). Kurz darauf hätte der Kapitän nach Brandts Querpass erhöhen können, schoss aus 14 Metern aber übers Tor (39.).

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In der Schlussphase der ersten Halbzeit samt dreiminütiger Nachspielzeit kam Ajax stärker auf. Martinez‘ Kracher ging knapp vorbei (44.), Wolf setzte eine Kopfballabwehr auf die eigene Querlatte (45.) und Kobel klärte mit dem Fuß gegen Berghuis (45.+2).

Ajax drückte Borussia in die eigene Hälfte, strahlte trotz Dominanz aber zunächst keine weitere Torgefahr aus. In Minute 58 musste der BVB abermals gezwungenermaßen wechseln: Passlack kam für Wolf, der vom Feld humpelte. Die Fans versuchten, die Mannschaft so gut es ging zu unterstützen.

60, 65, 70 – die Minuten verrannen. Ajax spielte überlegen, aber nicht wirklich druckvoll. Und deshalb lag das 1:1 nicht in der Luft und fiel einigermaßen überraschend: Antonys Flanke aus dem rechten Halbfeld drückte der einlaufende Tadic am zweiten Pfosten mit dem langen Bein über die Linie (72.). Elf Minuten später köpfte Haller das 2:1 für die Gäste, abermals nach einer Hereingabe von Antony, der auch das dritte Tor durch Klaassen (90.+3) nach einem Konter einleitete.

Ausblick: 
Die siebte – und letzte – Partie innerhalb von 22 Tagen bestreiten die Borussen am Samstag (18.30 Uhr) bei Rasenballsport Leipzig. Das nächste Heimspiel findet am 20. November um 15.30 Uhr gegen den VfB Stuttgart statt.

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