Es war ein Schlachtruf aus den Achtzigern, der von der Südtribüne angestimmt wurde. Das ganze Stadion fiel mit ein, als Borussia Dortmund eine Woche nach dem enttäuschenden 3:3 in Stuttgart, drei Wochen nach dem Verlust der Tabellenführung sowie dem Pokal-Aus einem 4:0-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt entgegenstrebte: „Der BVB ist wieder da!“ Besser konnte man die Situation nicht auf den Punkt bringen.

Das Stadion spielte ohnehin eine Hauptrolle am gestrigen Samstag. Das 1:1 der Mainzer gegen Bayern München 95 Minuten vor dem Anpfiff des eigenen Spiels wurde von den Fans, die bereits auf ihren Plätzen waren, mit leisem Jubel aufgenommen, das 2:1 acht Minuten später sorgte für ein A und O – „lassen die Bayern tatsächlich was liegen heute?“ –, das Tor zum 3:1 wurde frenetisch gefeiert.

Dieses 3:1 fiel, als der Mannschaftsbus um 17.09 Uhr auf die Strobelallee einbog, die letzten Meter bis zum SIGNAL IDUNA PARK vor sich hatte. „Marco hat mir in dem Moment gesagt, dass das Stadion heute ausrasten wird“, berichtete Karim Adeyemi später bei BVB-TV von einem Gespräch mit seinem Sitznachbarn Reus. Julian Brandt verriet: „Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, es interessiert uns gar nicht, was woanders passiert. Das Ergebnis gab einen kleinen Push. Wir hatten das 18.30-Uhr-Spiel, es war angerichtet.“

So kam es dann auch. 73.665 BVB-Anhänger (7.700 Gäste-Fans hatten andere Interessen) trugen ihre Mannschaft durchs Aufwärmen und eine – bei allem Bemühen – zähe Anfangsphase. Erst in der 14. Spielminute gab es den ersten Torschuss dieser Partie durch den Freistoß von Donyell Malen. Dann aber kamen die Chancen, und einmal mehr glänzte Schwarzgelb mit hoher Effizienz, erzielte zwischen 18.49 Uhr und 19.11 Uhr die drei Weichen stellenden Tore durch Jude Bellingham, Malen und Mats Hummels zur 3:0-Halbzeitführung. Malens Tor zum 4:0-Endstand war dann der 41. BVB-Treffer nach der Winterpause; keine andere Mannschaft traf im Jahr 2023 öfter als 30-mal.

„Wir sind zufrieden mit der Leistung, auch mit dem Ergebnis. Aber es ist nur ein Schritt, den wir gegangen sind“, bilanzierte Edin Terzic nach einem emotionalen Fußball-Abend. Fünf Schritte sind noch zu gehen: in Bochum, gegen Wolfsburg, gegen Gladbach, in Augsburg und gegen Mainz. „Der Sieg fühlt sich sehr gut an. So müssen wir spielen, wenn wir am Ende vorne stehen wollen“, betonte Sportdirektor Sebastian Kehl und fügte hinzu: „Die Tabelle sieht jetzt ganz gut aus. Wir haben ein wichtiges Spiel gewonnen, aber wir müssen klar bleiben und werden nicht in übergroße Euphorie verfallen.
Boris Rupert