Um 22.07 Uhr englischer Zeit war am Dienstag die Champions-League-Saison 2022/23 für Borussia Dortmund beendet. 0:2 an der Stamford Bridge gegen den FC Chelsea. Das 1:0 aus dem Hinspiel an der Strobelallee reichte nicht. „Es waren zwei enge Spiele. Es ist unfassbar bitter, wir sind extrem enttäuscht“, erklärte Cheftrainer Edin Terzic. Eine Szene und ihre Folgen wurden heftig hinterfragt.

Aus London berichtet Boris Rupert

Keine zwei Minuten nach Anpfiff der zweiten Spielhälfte flankte Chilwell vom linken Flügel, Marius Wolf drehte sich zur Seite und bekam den Ball aus kurzer Distanz an die Hand. Schiedsrichter Danny Makkelie, der nah dran war, ließ weiterlaufen. Dann meldete sich der „VAR“. Makkelie schaute sich die Szene am Monitor an und entschied auf Strafstoß. Falsch, kommentierten die früheren deutschen Bundesliga-Schiedsrichter Manuel Gräfe und Wolfgang Stark, die Körperhaltung sei natürlich gewesen. „Es ist bitter, aber wir müssen es akzeptieren“, erklärte Wolf: „Ich gehe nicht mit der Hand zum Ball, es ist keine Absicht, ich habe meine Arme am Körper, ich drehe mich noch weg.“

Kai Havertz verzögerte beim Anlauf mehrfach. In dem Moment, in dem er den Ball spielte (und an den rechten Pfosten knallte), waren mehrere Spieler beider Teams bereits im Strafraum bzw. Halbkreis. Salih Özcan schoss den Abpraller ins Seitenaus, verhinderte damit die Nachschussmöglichkeit für Havertz. Makkelie ließ weiterlaufen. Erneut griff der „VAR“ ein. Nach dessen Intervention ließ Makkelie den Strafstoß wiederholen, den Havertz diesmal zum 2:0 verwandelte.

Regeltechnisch korrekt, meinten zunächst auch Gräfe und Stark. Es sei unerheblich, welche Spieler insgesamt oder welcher Spieler sich zuerst strafwürdig verhalten habe. Das Portal „Collinas Erben“ sieht das etwas anders.

„Bei der Strafstoßausführung wird es nun kompliziert. Dass Havertz seinen Anlauf unterbricht und dann fortsetzt, ist erlaubt. Bei der Ausführung sind mehrere Spieler beider Teams zu früh im Strafraum bzw. im Teilkreis, darunter auch Özcan. Der Ball geht an den Pfosten, Özcan schlägt ihn weg. Makkelie lässt weiterspielen, der VAR schaltet sich ein. Er teilt Makkelie mit, dass ein Spieler, der zu früh in den Teilkreis gelaufen ist (Özcan), den zurückspringenden Ball geklärt hat. Makkelie lässt wiederholen. Im Handbuch des IFAB steht, wann der VAR eingreift, wenn Spieler beim Strafstoß zu früh vorlaufen (…) Wenn ein zu früh vorgelaufener Verteidiger einen Angreifer hindert, den Ball zu spielen, und so ein mögliches Tor verhindert. Das hat Özcan aber nicht getan. In seiner Nähe war nur Havertz, der den vom Pfosten zurückspringenden Ball aber nicht mehr spielen durfte, weil sonst eine Doppelberührung vorgelegen hätte (nach dem Pfostenschuss hatte kein anderer Spieler den Ball berührt).“

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Das Spiel ist gespielt, die Entscheidungen sind getroffen, das Ausscheiden steht fest. Die eigene Leistung war nicht gut genug. „In der ersten Halbzeit waren wir zu passiv, da können wir über das 0:1 noch froh sein“, bekannte Nico Schlotterbeck: „Wir hatten zwar zwischen der zehnten und der 35. Minute viel Spielkontrolle, aber nicht so viel Durchschlagskraft. Wir hatten Bock, aber haben es nicht auf den Platz bekommen.“ Auch in der zweiten Hälfte war der BVB optisch überlegen, aber nur eine hochkarätige Chance (Bellingham) sprang dabei heraus. Schlotterbeck ehrlich: „Wir haben nicht viel Druck auf die Kette bekommen, weil sie so tief standen. Es wäre mehr möglich gewesen.“ Ähnlich sah Torhüter Alexander Meyer das Spiel: „Wir haben alles versucht, doch es fehlte der letzte Punch.“