Der FC Augsburg hat im Kampf um den Klassenerhalt zur Aufholjagd geblasen und ist zu einem der besten Rückrundenteams in der Liga avanciert. Die Verantwortlichen um den neuen Manager Stefan Reuter haben nach einer durchwachsenen Hinrunde Ruhe bewahrt und an Trainer Markus Weinzierl festgehalten. Das zahlt sich jetzt aus.

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Jubel um Torjäger Sascha Mölders (2.v.l.). [Fotos: firo]

Der FC Augsburg bestimmte am vergangenen Wochenende gegen Hannover 96 das Spiel, hatte die besseren Torchancen und kam auf insgesamt 25 Torschüsse - Vereinsrekord. Allein ein Treffer wollte nicht fallen. Weil die Niedersachsen jedoch zwei ihrer zehn Torschüsse im Netz versenkten, verpasste der FCA den eigentlich verdienten Sieg. Von einer "unheimlich harten Niederlage" sprach Trainer Markus Weinzierl: "So knallhart und grausam ist Fußball. Wir haben aber keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen, es läuft nicht immer alles nach Wunsch."
Die drei Punkte hätte Augsburg im Abstiegskampf gut gebrauchen können, doch der Dämpfer soll nicht über die bislang sehr gute Rückrunde hinweg täuschen. Der FC Augsburg belegte bis zum letzten Spieltag nach vier Siegen und drei Unentschieden in den neun Partien seit Januar den dritten Platz der Rückrundentabelle. Wie im vergangenen Jahr, dem ersten nach dem Aufstieg, bläst der FCA nach der Winterpause zur Aufholjagd. Am Ende der Saison 2011/12 gelang der Klassenerhalt schon am 31. Spieltag. Momentan liegt die Mannschaft auf dem Relegationsplatz, der zunächst gesichert werden soll, bevor der Blick vorsichtig weiter nach oben geht.
Trotz einer durchwachsenen Hinrunde mit nur einem Sieg bewahrten die Verantwortlichen Ruhe und hielten an Markus Weinzierl fest. "Der Trainer macht einen guten Eindruck. Nur die Ergebnisse stimmen nicht", hatte Manager Stefan Reuter nach seinem Amtsantritt Ende Dezember betont. Jetzt stimmen auch die Ergebnisse und bestätigen die Entscheidung des Ex-Dortmunders.

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Trainer Markus Weinzierl

Weinzierl hat mittlerweile seine Stammelf gefunden, nachdem er in der Hinrunde wegen Formkrisen oder Verletzungen nie zweimal in Folge die gleiche Startelf in den Aufstellungsbogen eintragen konnte. Im Tor bekam zuletzt Mohamed Amsif den Vorzug vor Alex Manninger und Simon Jentzsch. Innen verteidigen Jan-Ingwer Callsen-Bracker und Ragnar Klavan, nur außen gab es zuletzt eine Änderung: Kapitän Paul Verhaegh, der kürzlich seinen Vertrag verlängerte, feierte gegen Hannover sein Comeback in der Startelf, nachdem er zuvor fünf Monate mit einer Bänder- und Knorpelverletzung im Knöchel ausgefallen war. Vor der Abwehr sichert Daniel Baier ab.
Im offensiven Mittelfeld sorgte Tobias Werner mit zwei Treffern und drei Torvorlagen in der Rückrunde für Furore und gehört mit seinen Leistungen zu den notenbesten Spielern seiner Elf, musste zuletzt allerdings gelbgesperrt zuschauen. Neben ihm wirbelten die Südkoreaner Ji und Koo. Letzterer kam jedoch mit einem Muskelriss im Bauch von einer Länderspielreise zurück und wird mindestens sechs Wochen ausfallen. Als Stoßstürmer läuft Sascha Mölders auf, mit neun Treffern bester Angreifer der Augsburger.
Mölders personifiziert den Abstiegskampf. Er rackert über die gesamte Spielzeit und wird von den Fans für seins Leidenschaft verehrt. Symptomatisch war das "Sechs-Punkte-Spiel" zu Hause gegen Hoffenheim, als nach einem Zusammenprall eine tiefe Platzwunde seine Nase zierte. Trotzdem kämpfte er unverdrossen weiter und erzielte das vorentscheidende 2:0. Die Bilder seines mit einem Nasenpflaster versorgten Riechorgans gingen über alle TV-Sender. "Ich hatte was an der Nase, nicht an den Füßen", kommentierte Mölders lapidar.
Der Aufschwung des FCA in den letzten Wochen ist auch eng verbunden mit einer besseren Chancenverwertung (das Hannover-Spiel kann als Ausnahme von der Regel gelten) und einem gestiegenen Selbstvertrauen, das mit den Erfolgen einherging. Alle vier Partien, in denen der FCA seit Januar in Führung ging, haben die Spieler aus der Fuggerstadt auch gewonnen. Dazu gehörten ebenfalls die letzten beiden Auswärtsspiele. Nach den Erfolgen in Bremen und Hamburg (jeweils 1:0) soll in Dortmund der dritte Streich folgen.
Christina Reinke