Borussia Dortmund hat die erste Reifeprüfung der jungen Saison bestanden, gegen starke Leverkusener einen klaren Sieg errungen und – fast noch wichtiger – wenig zugelassen in der Defensive. Die wichtige Woche mit den Topspielen gegen Bayer, Barca und Frankfurt hat gut begonnen.

Der kicker hat neulich geschrieben, dass Mats Hummels und Manuel Akanji das beste Innenverteidiger-Paar der Liga werden könnten. Im Spiel gegen Leverkusen bildeten die beiden ein unüberwindbares Bollwerk. Der von Saisonbeginn an formstarke Hummels gewann zehn seiner zwölf Zweikämpfe, Akanji kam sogar auf eine Quote von 100 Prozent. Allerdings war er nur in vier direkten Duellen gefordert. Jedenfalls war die Leistung dieser beiden im Verbund mit den Neben- und Vorderleuten wichtig, damit optisch dominante Gäste (63% Ballbesitz) so gut wie nie in torgefährliche Räume kamen. Leverkusen verbuchte zwar auch ein Plus bei den Torschüssen (12:9), aber nur bei zwei dieser zwölf Versuche war Roman Bürki gefordert.

Leverkusen wurde taktisch gut bekämpft, nach außen gedrängt. Thomas Delaney organisierte dies herausragend. Michael Zorc sprach „ein Sonderlob“ aus und merkte augenzwinkernd an: „Übertrieben gesagt hat er 200 Zweikämpfe bestritten und davon 210 gewonnen.“

„Ich hatte ein Supergefühl“, meinte der Däne, der omnipräsent war, mit 12,24 Kilometern die größte Laufleistung aller 28 eingesetzten Akteure in diesem Spiel abspulte und feststellte: „Leverkusen hatte ein bisschen mehr den Ball als wir. Aber wir haben mit voller Kontrolle verteidigt und mit voller Kontrolle attackiert.“ Sieben der (nur) neun Dortmunder Torschüsse fanden den Weg auf den Kasten von Lukas Hradecky; vier waren drin, drei weitere vereitelte Leverkusens Torwart sensationell, gegen Reus und Brandt in der ersten und gegen Hakimi in der zweiten Halbzeit.

„Es war ein hochverdienter und nach der Niederlage gegen Union Berlin auch wichtiger Sieg“, meinte Jadon Sancho. „Ich bin sehr glückloch hier zu spielen.“ Der offensive Feingeist baute seine Quote in der Liga auf 15 Tore und nun 26 Vorlagen aus. „Das Ergebnis gibt der Mannschaft Stabilität. Darauf können wir aufbauen“, meinte Zorc. Erstmals in dieser Saison blieb die Mannschaft ohne Gegentreffer. „Das war schon in der Halbzeit ein Thema“, verriet Delaney: „Das ist wichtig, dass wir die Null halten. Am Ende gewinnen wir 99% der Heimspiele, wenn wir zuhause zu Null spielen.“

Am Dienstag kommt der FC Barcelona. Der war bis Samstagabend noch kein Thema beim BVB. „Wir haben uns nur auf das Spiel gegen Leverkusen konzentriert“, versicherte Lucien Favre. Heute, am Sonntag, startet die Vorbereitung auf das Highlight in der Königsklasse.
Boris Rupert