Julian Weigl
- 33
- Roman Weidenfeller 1
- Dan-Axel Zagadou 2
- Jadon Sancho 7
- Nuri Sahin 8
- Andrey Yarmolenko 9
- Mario Götze 10
- Marco Reus 11
- Raphael Guerreiro 13
- Alexander Isak 14
- Jeremy Toljan 15
- Manuel Akanji 16
- Sebastian Rode 18
- Mahmoud Dahoud 19
- Maximilian Philipp 20
- André Schürrle 21
- Christian Pulisic 22
- Shinji Kagawa 23
- Sokratis Papastathopoulos 25
- Lukasz Piszczek 26
- Gonzalo Castro 27
- Marcel Schmelzer 29
- Dominik Reimann 35
- Ömer Toprak 36
- Erik Durm 37
- Roman Bürki 38
- Michy Batshuayi 44
Aus der zweiten Liga in die Startelf des deutschen Vizemeisters, als am Ende einziger Dortmunder in den EM-Kader des Weltmeisters – und das alles in exakt 374 Tagen. Der Aufstieg von Julian Weigl war rasant. „Es ist unglaublich, was in diesem einen Jahr passiert ist. Meine erste BVB-Saison ist optimal für mich gelaufen. Die EM-Teilnahme war die Krönung“, sagt er.
24 Spiele hatte Weiglim Jahr zuvor für den TSV 1860 München absolviert; in der zweiten Liga. 51 waren es in seiner Premierenspielzeit beim BVB; im Oberhaus, im DFB-Pokal, auf Europas Bühne. Anspruch und Beanspruchung haben sich nicht nur verdoppelt, sie haben sich potenziert. Kannte der Neuling auch drei Monate nach seiner Ankunft in Dortmund noch nicht alle Schleichwege durch den Signal Iduna Park, waren ihm bis dahin sämtliche Laufwege seiner Mitspieler längst in Fleisch und Blut übergegangen. Aus dem defensiveren Part im zentralen Mittelfeld heraus kurbelt Julian Weigl die Schwungräder für die Offensive an. Er ist nicht selten Ausgangs- und Mittelpunkt zugleich. Ballgewinn, Ballbehauptung, Ballweitergabe sind bei ihm eine Aktion. Er ist eine Mensch gewordene Passmaschine. „Mit ihm spielt der BVB schneller als zuvor“, adelte ihn schon früh kein Geringerer als Pep Guardiola. Bei der EM in Frankreich hat er weitergelernt. Er hat vor allem Toni Kroos beobachtet, hat ihn studiert. „Weil er die Gegner überspielt. Außerdem gefällt mir seine Spielverlagerung nach links und rechts. Das ist außergewöhnlich.
Da merkt man, dass er kaum eine Streuung in seinen Bällen hat.“ Für Spieler wie Kroos wurde die Datenerhebung „Packing“ erfunden, bei dem die durch einen einzigen Pass überspielten und damit für den Moment aus dem Spiel genommenen Gegenspieler erfasst werden. Auch der BVB nutzt die Daten. „Thomas Tuchel hat mir schon gesagt, dass das der größte Entwicklungs-Faktor in meinem Spiel ist, dass ich mehr Spieler mit meinen Pässen ausspielen muss“, weiß Weigl. Dann wird das Spiel des BVB womöglich noch schneller. In der Vorbereitung auf die EM hat Weigl auch gelernt, dass gerade Topspieler immer etwas on top machen müssen, um oben zu bleiben. Gleich nach Ankunft im Trainingslager stellte Bundestrainer Joachim Löw den Spielern frei, wie sie die ersten Stunden verbringen mögen. „In meiner A-Jugend früher wären 27 von 27 Spielern aufs Zimmer gegangen und hätten gechillt oder Playstation gespielt“, sagt Weigl, „Marco Reus hat mich dann gefragt, ob ich mit Yoga machen will. Als wir runterkamen, haben wirklich alle was gemacht. Das war für mich ein Zeichen, dass es nicht von ungefähr kommt, dass diese Jungs so erfolgreich sind.“ Dass es bei Weigl selbst so schnell so gut laufen würde, war freilich nicht absehbar. Zwar galt der junge Mann aus Bad Aibling, der zunächst für SV Ostermünchen
(2001-06) und TSV 1860 Rosenheim (2006-10) spielte, ehe er in die Jugend der „Löwen“ wechselte und es von dort aus bis zu Profis brachte, als hochbegabt – aber eben auch als noch schwankend in seinen Leistungen. Von Thomas Tuchel ist der Satz überliefert, dass er selbst überrascht gewesen sei, wie präsent und selbstbewusst der Neue in den ersten Wochen aufgetreten sei. Julian Weigl agiert in der zentral-defensiven Kraft- und Schaltzentrale bevorzugt allein. Zweikampfstark. Zweikampfhart. Zugleich aber ausgestattet mit Passschärfe, mit Passgenauigkeit, mit dem Mut, auch die riskanteren Bälle zu spielen. Mit Verve. In der Schnittmenge ist dies eine Kombination auf außergewöhnlichem Niveau. Noch besser ist, wie er damit umgeht, wenn es mal nicht läuft wie geplant. Er bleibt dann sachlich, unaufgeregt: „Ich denke, mit 20 darf ich auch mal eine falsche Entscheidung treffen.“