Wenn sich beide Torhüter die Note „1“ verdienen und dennoch fünf Treffer fallen, dann muss es ein überragendes Spiel gewesen sein, das sich Borussia Dortmund und die TSG Hoffenheim am Freitagabend lieferten. Eine „Werbung für den Fußball“ hatte Gästetrainer Sebastian Hoeneß gesehen.

Sein Torhüter Oliver Baumann hätte mit neun abgewehrten Schüssen, darunter sechs Paraden mit Weltklasseformat, beinahe ein 2:2 gerettet. „Am Ende ist es Erling, der mit seiner Wucht und Power das Ding reinmacht“, meinte Marco Rose nach dem von 25.000 Fans frenetisch umjubelten 3:2-Heimsieg. Und atmete tief durch.

Nach einer schwierigen Vorbereitung und immer wieder neuen personellen Rückschlägen stehen nach drei Spieltagen sechs Punkte auf dem Konto. Das seien fünf mehr als in der Vorsaison gegen die gleichen Gegner, merkte ein Schreiber im Forum „schwatzgelb.de“ an. Nun hofft Rose, dass die vielen Nationalspieler die Reisen zu bis zu drei (!) Länderspielen in den kommenden zehn Tagen verletzungsfrei überstehen und die Daheimbleibenden Trainingsrückstände reduzieren, Verletzungen auskurieren können. Mats Hummels habe „die Idee, gegen Leverkusen wieder zur Verfügung zu stehen“, verriet Rose, während noch nicht absehbar sei, wie lange Emre Can mit einer Muskelverletzung im Oberschenkel ausfallen wird.

Nach EM, spätem Trainingseinstieg, folgender Corona-Pause und nur einer Woche im Training musste Rechtsverteidiger Thomas Meunier über 90 Minuten ran. Sein Pendant auf der linken Abwehrseite, Raphael Guerreiro, verließ nach 85 Minuten „entkräftet“ (Rose) den Rasen. Gepaart mit einem Aushilfs-Innenverteidiger (Witsel) relativieren sich manche Abwehrfehler und insgesamt schon sechs Gegentore, auch wenn Rose zurecht anmerkte, dass man cleverer spielen müsse, wenn die Kräfte schwinden, „sich mit Ball erholen“. Seine Kritik zielte auch auf eine Phase zu Beginn der zweiten Hälfe: „Da verlieren wir völlig die Kontrolle aufs Spiel, hatten keine Entlastung.“

Nach Toren von Gio Reyna, der als bisher jüngster Spieler in der Geschichte der Fußball-Bundesliga im Alter von 18 Jahren, neun Monaten und 14 Tagen sein bereits 50. Spiel in der Eliteklasse absolvierte, und dem ebenfalls erst 18 Jahre jungen Jude Bellingham (zudem Vorbereiter des 1:0) ging der BVB mit einem 2:1-Vosprung in die Schlussviertelstunde, ließ bis zum Anbruch der 90. Minute keinen weiteren Torschuss der Hoffenheimer zu – und kassierte dann doch das 2:2 durch einen in der ersten Halbzeit überhart, im zweiten Durchgang phasenweise dominant auftretenden Gegner.

Die Antwort der Schwarzgelben nur 60 Sekunden später: Reus brachte den Ball in den Strafraum. Der eingewechselte, sehr agile Wolf scheiterte aus der Drehung am einmal mehr herausragend reagierenden Baumann, der auch Moukokos Nachschuss parierte. Doch dann war Haaland zur Stelle, knallte die Kugel zum 3:2 ins Tor. „Es war verrückt. Umso glücklicher sind wir“, meinte Axel Witsel: „Es ist ein phantastisches Gefühl, im letzten Moment zu treffen und die drei Punkte mitzunehmen.“ Sein Trainer Marco Rose resümierte nach einem „hintenheraus wilden Spiel: Ich freue mich, dass die Jungs für die Leidenschaft belohnt wurden!“
Boris Rupert

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