Der SIGNAL IDUNA PARK war – auch in diesem Sommer – eine Baustelle. Die größte Investitionssumme, ein unterer zweistelliger Millionenbetrag, fließt in den Neubau des Kitchen-Towers, von dem ab April 2024 die Versorgung aller Besucherinnen und Besucher mit Speisen und Getränken logistisch abgewickelt werden soll. Von den rund zehn Baumaßnahmen ist die nach außen sichtbarste die Sanierung der Dachträger. 

Während der Sommermonate tauscht Borussia Dortmunds Direktor für Organisation, Dr. Christian Hockenjos (60), häufig Jacket mit Warnweste und Bauhelm. Seit knapp 30 Jahren arbeitet er für Schwarzgelb. Im SIGNAL IDUNA PARK kennt er jede Tür, jeden Gang. Er spricht angesichts der laufenden Arbeiten von „Investitionen in den Substanzerhalt“ und erläutert: „Unser Stadion wird im kommenden April 50 Jahre alt. Nach der finanziell schwierigen Dekade zu Beginn des Jahrtausends haben wir um 2010 angefangen, nicht nur die Dinge in Angriff zu nehmen, die dringend gemacht werden müssen – Sicherheitsmängel haben wir immer behoben, auch im Jahr 2004 –, sondern auch wieder umfassendere Maßnahmen gestartet, indem wir über vier Sommerpausen hinweg den Beton der vier Tribünen-Unterränge saniert haben. Als das fertig war, haben wir über zwei Sommer die Pylonen saniert.“ 

Jetzt sind die Dachquerträger dran. „Dann sind die tragenden Bauteile des Stadions generalüberholt“, so Hockenjos: „Patina ist das eine, aber tragende Teile müssen sicher sein. Es ist wie bei einer großen Kirche: Wenn du auf der einen Seite fertig bist, kannst du auf der anderen wieder anfangen...“ Für die kommenden Jahre kündigt er weitere umfangreiche Maßnahmen an: „Wenn die Substanzsanierung abgeschlossen ist, greifen wir das Thema energetische Sanierung an.“  

Sanierung der Dachträger 

Weithin sichtbar sind die Arbeiten an den Dachträgern. Über der Nord- und Südtribüne sind sie bereits abgeschlossen, die Arbeiten an der Aufhängung des Dachs der Westtribüne laufen seit dem Frühjahr. Bis in den Herbst des laufenden Jahres werden dann auch noch die Träger im Osten sandgestrahlt, etwaige Korrosion entfernt. Danach erfolgt eine neue Beschichtung, die vor Rost schützen soll, und der Endanstrich in Grau. Kostenpunkt: etwa 1,5 Millionen Euro.

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Neubau „Kitchen Tower“ 

Die Planungen für eine der größten Investitionen in die Stadioninfrastruktur gehen zurück bis ins Jahr 2018, wurden jedoch von der Pandemie zunächst gestoppt und werden nun seit Anfang des Jahres umgesetzt: der Bau eines fünfstöckigen Neubaus vor der Westtribüne. „Es ist das erste Mal, dass wir mit einer Baumaßnahme im SIGNAL IDUNA PARK in den Keller gehen, wenn man vom Medienschacht und den Mastbetriebsräumen absieht“, so Hockenjos. Beim Neubau waren besondere Herausforderungen zu meistern, denn wie bei der Sanierung der Spielfläche der Roten Erde behinderten Bergbauschäden die Arbeiten. Viele Kubikmeter an Beton mussten in den Boden gepumpt werden, um alte, nicht verschlossene Kohleschächte aus der Anfangszeit des Bergbaus zu verfüllen und zu verpressen. „Schön zu sehen, dass es jetzt nach oben wächst“, sagt Hockenjos mit Blick auf die Baustelle. 

Die unteren drei Geschosse inklusiv Keller dienen ab voraussichtlich April 2024 der Cateringlogistik. Die bisherigen Kühlcontainer auf dem Parkplatz können dann abtransportiert werden. Lediglich die beiden oberen Etagen bieten neben der Küchen-Erweiterung zusätzlich je 150 Plätze für Hospitality-Gäste. Es entsteht eine Nutzfläche von rund 500 Quadratmetern pro Etage. Inklusive der Technik sind an Gesamtkosten über zehn Millionen Euro veranschlagt. „Die Catering-Anforderungen sind am Anschlag, die Küchenlogistik ist am Anschlag. Nach Abschluss der Arbeiten werden wir den Bedürfnissen der Zuschauerinnen und Zuschauer nach Getränken und Essen besser nachkommen können“, erläutert Hockenjos. 

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Multimedia-Bildschirme 

Zu den bereits Anfang des Jahres in Betrieb genommenen vier großen neuen Videowänden kommen drei weitere außen an der Nordfassade sowie an der Rampe zum Parkplatz „Luftbad“ hinzu. 

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Erneuerung Rasen 

Seit 2015 liegt im SIGNAL IDUNA PARK ein Hybridrasen mit 16 Prozent Kunststoffanteil, der in jeder Sommerpause in großem Umfang bearbeitet werden muss. Von den etwa 300 Millionen Grashalmen auf der Spielfläche von 68 mal 105 Metern sind rund 50 Millionen künstlich. Drei Tage nach dem letzten Saisonspiel rückten die Maschinen an und entfernten den alten Rasen. Nur die Kunststoffhalme blieben übrig, die anschließend wieder aufgerichtet werden mussten. Ab dem 1. Juni wurde der Platz mit Sand befüllt, eingesät, mit einer Plane abgedeckt und feucht gehalten. Bereits vier Wochen später zeigte sich ein sattes Grün. Bis zum Spiel gegen den 1. FC Köln hat es Zeit, weiter zu wachsen und robust zu werden für zwölf Heimspiele in Bundesliga und UEFA Champions League sowie bis zu zwei weitere Begegnungen im DFB-Pokal innerhalb von nur vier Monaten. In der Winterpause kann sich der Rasen dann gut fünf Wochen lang unter UV-Licht etwas erholen. 

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Modernisierung innen 

Der SIGNAL IDUNA PARK verfügt über verschiedene Räumlichkeiten für die Bewirtung bei BVB-Heimspielen, die an allen anderen Tagen wiederum den perfekten Rahmen für Veranstaltungen jeglicher Art schaffen. Sie heißen „Stammtisch“, „Borussia Park“ sowie „Rote-Erde-Club“, „Borsigplatz“, „Weiße Wiese“, „Alter Markt“, „Friedensplatz“ und „Hansaplatz“. Letzterer ist nicht nur in die Jahre gekommen, er wirkte zuletzt auch nicht mehr zeitgemäß. Der BVB schrieb das Projekt aus und vergab es an ein Frankfurter Büro. „Die Decke bleibt offen, wird schwarz lackiert. Das Ganze bekommt einen dunkleren, coolen Touch und hat trotzdem die Flexibilität, dass unter der Woche beispielsweise eine Tagung stattfinden kann“, schwärmt Hockenjos. 

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Text: Boris Rupert
Fotos: Christopher Neundorf 

Der Text stammt aus dem Mitgliedermagazin BORUSSIA. BVB-Mitglieder erhalten die BORUSSIA in jedem Monat kostenlos. Hier geht es zum Mitgliedsantrag.