Zwischen Genie und Wahnsinn tendiere er „bei Sancho schon mehr Richtung Genie“, sagte Peter Stöger nach dem Spiel gegen Leverkusen. Ein außergewöhnliches Talent habe er da in seinem Kader, das wisse jeder. Zwei Treffer hatte der junge Brite vorbereitet, zudem mit dem wichtigen 1:0 sein erstes Bundesliga-Tor erzielt. Eine Gala-Vorstellung und das beste Spiel von Sancho seit seinem Wechsel zum BVB im Sommer 2017. Dementsprechend glücklich präsentierte er sich natürlich auch nach dem Spiel.

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„Ich hatte schon kurz vor meinem Treffer die große Chance auf das 1:0 und habe sie vergeben. Danach habe ich mir gesagt, dass ich heute unbedingt einen machen muss“, sagte Sancho, der besonders begeistert davon war, sein erstes Tor vor der „Gelben Wand“ geschossen zu haben. „Dass es auch noch vor der Südtribüne klappt, ist fantastisch. Ich bin einfach nur glücklich“, so Sancho weiter. Im neunten Bundesliga-Einsatz gelang Sancho sein erstes Tor. Auch so sorgte er auf der linken Seite für mächtig Wirbel. Sieben Torschussvorlagen (so viele wie kein anderer Spieler) standen am Ende zu Buche, darunter das 3:0 und das 4:0. Respekt!

Sanchos Leistung nötigt Respekt ab

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So hatte der mit 18 Jahren und 27 Tagen jüngste englische Torschütze der Bundesliga-Geschichte und erste englische Torschütze des BVB entscheidenden Anteil am auch in der Höhe verdienten Sieg gegen Bayer 04. „Nach meiner Verletzung war es nicht einfach, zurückzukommen. Aber ich habe gekämpft und immer versucht, mich im Training aufzudrängen“, erklärte Sancho, der wegen zweier Bänderverletzungen mit Unterbrechungen von Mitte Dezember bis Mitte März ausgefallen war. „Ich bin sehr stolz, dass der Trainer mir in so einem wichtigen Spiel das Vertrauen geschenkt hat und dass ich dieses mit einer guten Leistung zurückzahlen konnte“, sagte Sancho.

Der Youngster strich auch die Wichtigkeit dieses Spiels gegen Leverkusen nochmals heraus. Nicht nur, weil es gegen einen direkten Konkurrenten ging, sondern auch, weil man nach der Pleite in Gelsenkirchen dringend Wiedergutmachung betreiben musste. „Wir mussten heute nicht nur gewinnen. Wir mussten den Fans zeigen, dass wir für sie spielen, dass wir dieses Spiel lieben“, sagte Sancho. Dies sei einer der Schlüssel für den Erfolg gewesen. „Jeder in der Mannschaft hat 100 Prozent gegeben. Wir haben das richtig gut gemacht“, stellte er fest.

Mit vielen Vorschusslorbeeren war Jadon Sancho zu Saisonbeginn aus der Nachwuchsabteilung von Manchester City ins Ruhrgebiet gewechselt. Die Eingewöhnung in der Bundesliga brauchte etwas Zeit. Als er in der 12. Minute erstmals frei vor Bayer-Keeper Ramazan Özcan auftauchte, die große Chance zur Führung aber vergab, war ihm die fehlende Erfahrung noch etwas anzumerken. Was er aber danach auf den Rasen des SIGNAL IDUNA PARK zauberte, nötigte nicht nur allen Zuschauern, sondern auch seinen Mitspielern größten Respekt ab. Ein Extra-Lob gab es von Marco Reus, der am Samstag die Kapitänsbinde getragen hatte.

Reus lobt, Stöger mahnt

„Jadon ist ein technisch herausragender Spieler“, sagte Reus. „Er hat die Chance, die er bekommen hat, überragend genutzt. Wie er den Ball beim dritten Tor mitgenommen hat – auch das war überragend“, so Reus weiter. Ebenso habe er in der Defensive stark mitgearbeitet, habe Manuel Akanji gegen pfeilschnelle Spieler wie Bailey oder Brandt immer wieder geholfen. „Das war schon eine sehr starke Leistung“, stellte Reus fest. Peter Stöger, der ebenso begeistert von Sanchos Leistung war, mahnte aber ebenfalls: „Er muss Klarheit in seine Arbeit bringen, dann wird er auch Erfolg hier haben“, sagte Stöger, aber nur, „wenn er sich nicht verzettelt, wenn er nicht zu viele Spielereien macht.“

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Trotzdem mahnte der 28-Jährige, dessen Leistung mit zwei Toren der von Sancho kein bisschen nachstand, zur Vorsicht: „Wir dürfen uns jetzt nicht ausruhen. Wir haben noch schwere Spiele vor der Brust und ein klares Ziel.“ Dieses lautet nach wie vor Champions-League-Qualifikation. Um diese zu erreichen, muss Borussia Dortmund in den abschließenden drei Spielen die Form vom Samstagabend konservieren. Das gilt auch für Jadon Sancho. Gelingt ihm und der Mannschaft das, dann darf er seine Extraklasse kommende Saison auch wieder auf der ganz großen Fußballbühne präsentieren.
Dennis-Julian Gottschlich