Werder Bremen vollzog in der Sommerpause den größten Umbruch in der 13-jährigen Ära von Trainer Thomas Schaaf und Manager Klaus Allofs. Zahlreiche Spieler verließen den Verein, für ebenso zahlreichen Ersatz hat das Duo gesorgt. Die Aufbruchstimmung an der Weser hat jedoch bereits einen Dämpfer erhalten: In der ersten Pokalrunde war Schluss.

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Claudio Pizarro hat Bremen verlassen.

Claudio Pizarro - ist weg. Tim Wiese - ist weg. Naldo - ist weg. Marko Marin, Markus Rosenberg, Mikael Silvestre, Sebastian Boenisch und Tim Borowski sind auch nicht mehr da. 13 Abgänge hatte Werder Bremen in der Sommerpause zu verzeichnen. Der Umbruch an der Weser fällt größer aus als ursprünglich geplant. Während viele der Spieler nur noch Mitläufer waren, wiegen die Wechsel der drei erstgenannten durchaus schwer.
Stürmer Claudio Pizarro war der größte Star der Mannschaft und die Torgarantie in Person. Der 33-Jährige möchte zum Ende seiner Karriere noch einmal etwas Neues (bzw. Bewährtes) ausprobieren und ist künftig bei Bayern München lieber ein Ersatzmann von Mario Gomez als der Fanliebling in Bremen. Tim Wiese, bei der EM immerhin noch Deutschlands Torwart Nr. 2, sah in Hoffenheim größeres Potenzial als bei Werder. Abwehrchef Naldo erlag den Verlockungen des Geldes und wird in Zukunft beim VfL Wolfsburg Medizinbälle unter Felix Magath schleppen.
Werder steht vor den größten Umwälzungen, seit Trainer Thomas Schaaf und Manager Klaus Allofs in der Hansestadt auf der Kommandobrücke stehen - und das ist immerhin schon seit 1999 der Fall. Zusammen planten sie den neuen Kurs. "Wir verlieren Qualität, doch ich weiß, dass es Veränderungen geben muss", sagt der Trainer. Und weiter: "Wir haben gute Ideen entwickelt."
Erfolge auf dem Transfermarkt gehören dazu. Wunschstürmer Nils Petersen wurde von Bayern München ausgeliehen, betont jedoch: "Ich bin kein Ersatz für Pizarro." Innenverteidiger Assani Lukimya kam von Aufsteiger Fortuna Düsseldorf. Der bisherige Ersatztorwart Sebastian Mielitz rückt künftig mit der Nr. 1 auf dem Rücken zwischen die Pfosten. In seinen bisherigen Spielen als Stellvertreter hatte er sich seine Chance auf einen Stammplatz erarbeitet.

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Trainer Thomas Schaaf

Der tschechische EM-Teilnehmer Theodor Gebre Selassie soll die rechte Seite dicht machen. Als Königstransfer wird allerdings Eljero Elia bezeichnet. Der Offensivspieler ist in der Bundesliga noch bekannt aus seiner Zeit beim Nordrivalen Hamburger SV. Für 5,5 Mio. Euro kam Elia von Juventus Turin, wo er sich seinerzeit nach tollem Start nicht hatte durchsetzen können. Der niederländische Nationalspieler gilt als eigenwillig, aber Allofs und Schaaf haben schon in der Vergangenheit bewiesen, dass sie mit schwierigen Charakteren zurechtkommen. "Eljero kann den Unterschied ausmachen", glaubt Allofs.
Darüber, wo das neue, junge Werder am Ende landet, wird viel spekuliert. Zwischen Europapokal und Abstiegskampf scheint nach Meinung von Medien und Fans alles drin zu sein. Bremen ist eine Wundertüte geworden, man weiß nicht, was man bekommt. Doch es herrscht Aufbruchstimmung an der Weser.
Spieler und Offizielle blicken zuversichtlich in die Zukunft. Kapitän Clemens Fritz: "Unser Anspruch muss sein, international zu spielen." Auch Thomas Schaaf peilt das internationale Geschäft an: "Wir wollen uns verbessern, vorn mitmischen." Verbessern heißt konkret: Mindestens unter die ersten Acht. Denn Platz neun am Ende der Saison 2011/12 entsprach nicht den Ansprüchen eines Vereins, der sich zwischen 2003 und 2010 als Spitzenmannschaft etablierte und regelmäßig in der Champions League antrat.
Den ersten Dämpfer der noch jungen Saison setzte es allerdings schon in der ersten Runde des DFB-Pokals am vergangenen Wochenende. Trotz zweimaliger Bremer Führung konnte Preußen Münster immer wieder ausgleichen und sich in die Verlängerung retten, wo der Drittligist die entscheidenden Treffer zum 4:2-Sieg markierte.
Dass es allerdings auch anders geht, hatte die Mannschaft zwei Wochen zuvor beim Liga-total-Cup gezeigt. Das hochkarätig besetzte Vorbereitungsturnier gewann der SV Werder nach Siegen gegen Bayern München (Halbfinale) und Borussia Dortmund im Finale.
(Christina Reinke)