Nach dem Absturz auf den letzten Tabellenplatz war das Kapitel Felix Magath beim VfL Wolfsburg beendet. Interimstrainer Lorenz-Günther Köstner übernahm die Mannschaft und holte zum Start vier Siege in fünf Spielen. Für den Managerposten warben die Niedersachsen Klaus Allofs vom Ligakonkurrenten Werder Bremen ab.

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Der VfL Wolfsburg kommt langsam zurück in die Spur. Aus den vergangenen sieben Spielen holte die Mannschaft elf Punkte und ging nur zweimal als Verlierer vom Platz. Die Bilanz hätte sogar noch besser ausfallen können, wenn der Sturmlauf in der zweiten Halbzeit am vergangenen Wochenende erfolgreich gewesen wäre. Am Ende stand ein 1:1-Unentschieden gegen den Hamburger SV auf der Anzeigetafel. "Uns ist die Effizienz in den letzten Spielen etwas abhanden gekommen, daran werden wir arbeiten müssen, um unsere Spiele wieder erfolgreicher gestalten zu können", sagte Trainer Lorenz-Günther Köstner anschließend.
Zu Saisonbeginn lasen sich die Zahlen noch ganz anders. Nach acht Spieltagen waren die Niedersachsen mit fünf mageren Punkten das Schlusslicht der Liga. Nur das Auftaktspiel gegen den VfB Stuttgart hatten sie bis dahin gewonnen, insgesamt bloß zwei Treffer erzielt, aber 15 Mal den Ball aus dem eigenen Kasten holen müssen. Statt eines im Sommer ausgerufenen Angriffs auf die Startplätze im Europapokal stand Abstiegskampf auf dem Programm. Die Verantwortlichen zogen die Reißleine und überreichten Felix Magath Ende Oktober seine Entlassungspapiere. Damit wurden gleich zwei Positionen auf einen Schlag vakant, hatte Magath doch als Geschäftsführer Sport sowohl den Trainer- als auch den Managerposten ausgefüllt. Dass in Wolfsburg noch einmal jemand in dieser Doppelfunktion tätig sein würde, schlossen die Verantwortlichen schnell aus.

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Diego wird für den VfL immer wertvoller.

Die Suche nach einem neuen Manager sorgte in der Bundesliga für einen Paukenschlag. Während der laufenden Saison warb man Klaus Allofs von Werder Bremen ab, der den VfL langfristig weiterentwickeln und für Nachhaltigkeit und Stabilität sorgen soll. Neben sportlichen Erfolgen geht es dabei auch um die Wahrnehmung des Klubs. "Wir wollen ein sympathischer Verein werden", hatte der Aufsichtsratsvorsitzende Javier Garcia-Sanz bei der Vorstellung von Allofs gesagt.
Der Trainerposten war zuvor schon zügig mit Lorenz-Günther Köstner besetzt worden, der seit 2009 in Wolfsburg tätig ist und in erster Linie für die zweite Mannschaft verantwortlich zeichnet. Schon einmal übernahm er interimsweise das Traineramt bei den Profis, im Januar 2010 als Nachfolger des entlassenen Armin Veh. Der jetzige Aufschwung ist untrennbar mit Köstner verbunden. Statt Konfusion herrscht seit seiner Amtsübernahme Konstanz. Während Magath zahlreiche Akteure aus seinem aufgeblähten Kader (35 Spieler) in wechselnder Aufstellung auf den Rasen schickte, begann Köstner fast immer mit derselben Startelf.

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Lorenz-Günther Köstner: Trainiert er den VfL über den Winter hinaus? [Fotos: firo]

Immer häufiger werden Rufe im Wolfsburger Umfeld laut, Köstner solle nicht nur als Interimstrainer fungieren, sondern endgültig auf der Bank Platz nehmen. Zumindest bis zur Winterpause hat ihm der neue Manager das Vertrauen ausgesprochen: "Wenn ich die positive Stimmung in der Mannschaft sehe, dann zeigt das, wie gut er bisher gearbeitet hat. Wenn sportliche Erfolge hinzukommen, ist alles wunderbar."
Zwei Spieler sind unter Köstner besonders aufgeblüht. Stürmer Bas Dost war im Sommer mit der Empfehlung von 32 Toren in 34 Spielen der niederländischen Eredivisie und damit als Torschützenkönig vom SC Heerenveen nach Wolfsburg gewechselt. Mit dem 1:0-Siegtreffer gegen Stuttgart gelang ihm zwar am 1. Spieltag ein Einstand nach Maß, doch anschließend folgten sechs Spiele ohne Torerfolg. Unter der Leitung von Köstner traf er in sieben Spielen schon fünfmal. Auch der Brasilianer Diego hat zu alter Stärke zurückgefunden und glänzt als Spielgestalter. "Von ihm ist eine Last abgefallen. Er hat Wärme gesucht und gefunden", erklärt Köstner. Drei Tore hat er zuletzt erzielt, dazu zwei Vorlagen gegeben. Vorsichtig richtet der Dribbelkünstler schon wieder den Blick nach oben und schielt auf eine Teilnahme an der UEFA Europa League. Er weiß aber auch: "Wir müssen Schritt für Schritt gehen."
Christina Reinke