Aus der Verfolgerrolle heraus möchte der Hamburger SV in dieser Spielzeit noch für Überraschungen sorgen. Im Tabellenmittelfeld hat der Bundesliga-Dino die Europapokalplätze immer im Blick. Erstes Highlight in diesem Jahr: Der 3:2-Sieg im prestigeträchtigen Nordderby gegen Werder Bremen vor zwei Wochen.

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Der Hamburger SV ist zunächst gut aus der Winterpause gekommen. Zum Start ins neue Jahr gab es ein 1:1-Unentschieden beim 1. FC Nürnberg und eine Woche später einen 3:2-Sieg in einem packenden Nordderby gegen Werder Bremen. Drei Spiele lang hatte der HSV den Rivalen nicht besiegen können; jetzt ist wieder klar, wer die Nummer eins im Norden ist. Doch Trainer Thorsten Fink dämpfte anschließend die Erwartungen. "Wir können zwar jeden Gegner schlagen, das hat der Sieg gegen Borussia Dortmund gezeigt", sagte er mit Blick auf den Erfolg gegen den Deutschen Meister in der Hinrunde, "aber auch gegen jeden Gegner verlieren. Derzeit gehören wir dahin, wo wir im Moment auch stehen - ins Mittelfeld der Liga. Wir müssen demütig sein."
Als ob Fink es zu jenem Zeitpunkt schon geahnt hatte, folgte am vergangenen Wochenende eine 0:2-Heimniederlage gegen das Überraschungsteam Eintracht Frankfurt. Die Serie von vier Heimsiegen war gerissen. Zwar warfen die Hamburger in der zweiten Halbzeit alles nach vorne und hatten in der Schlussphase vier Angreifer auf dem Platz, doch zu dem Zeitpunkt hatte Eintracht-Neuzugang Srdjan Lakic schon zweimal getroffen.
Der HSV hält sich in dieser Spielzeit vornehmlich in der mittleren Tabellenregion auf. Momentan heißt das: Platz neun mit einer ausgeglichenen Bilanz von acht Siegen, vier Unentschieden und acht Niederlagen. Immer wieder haben die Hanseaten an den Europapokalplätzen geschnuppert, konnten im entscheidenden Moment jedoch keinen Erfolg einfahren. Im Vergleich zur Hinrunde habe sich die Mannschaft stabilisiert, zieht der Vorstandsvorsitzende Carl-Edgar Jarchow ein Zwischenfazit.

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Trainer Thorsten Fink

Wird der Bundesliga-Dino konstanter, ist am Ende ein Startplatz in der Europa League drin. Jarchow nimmt allerdings den Druck von der Mannschaft: "Man muss auch sehen, wo wir hergekommen sind. Im vergangenen Jahr sind wir knapp am Abstieg vorbeigerutscht." Die Saison 11/12 hatte der HSV auf dem 15. Rang abgeschlossen.
Trainer Fink, in Dortmund geboren und in den 80er-Jahren in der Nachwuchsabteilung des BVB aktiv, favorisiert ein 4-4-2-System mit Mittelfeld-Raute, das er mit der Mannschaft im Wintertrainingslager in Abu Dhabi weiter verfeinerte. Im Angriff haben Artjoms Rudnevs und Heung-Min Son ihre Plätze sicher. Rudnevs kam zu Saisonbeginn aus der polnischen Liga von Lech Posen an die Elbe und ist nach Startschwierigkeiten nicht mehr aus der Mannschaft wegzudenken. Acht Treffer hat der Lette mittlerweile auf seinem Konto. Nur ein Tor weniger hat Nebenmann Son aufzuweisen. Der Südkoreaner spielt seit 2008 in der Hansestadt und kam aus dem eigenen Nachwuchs. Heute ist der 20-Jährige einer der meistumworbenen Spieler im Kader und steht angeblich bei mehreren englischen Vereinen auf dem Wunschzettel.
Hinter der Angriffsreihe zieht Rafael van der Vaart, der nach dem verkorksten Saisonstart verpflichtet wurde, die Fäden. Nach vier Jahren und den Stationen Real Madrid und Tottenham Hotspur heuerte der Mittelfeldspieler erneut beim HSV an und schlug ein: Seit seinem Debüt am dritten Spieltag geht es aufwärts in Hamburg. Mit seiner Qualität hob er auch die Leistungen der Mannschaft auf ein höheres Niveau.
Hinten soll Rene Adler den Kasten sauber halten. Der Torhüter gehört zweifelsfrei zu den positiven Überraschungen dieser Bundesliga-Saison und hat mit vielen Glanztaten schon so manchen Punkt festgehalten. Nachdem er zunächst seinen Stammplatz in der Nationalmannschaft und schließlich bei Bayer Leverkusen verlor - allerdings auch aus Verletzungsgründen -, wagte er in Hamburg einen Neuanfang. Mit teils überragenden Leistungen spielte er sich wieder ins Blickfeld von Bundestrainer Joachim Löw. Mit Blick auf seinen Verein sagt er: "Mir gefällt unsere Rolle im Verfolgerfeld. Ich bin sicher, wir können für Überraschungen sorgen."
Christina Reinke