Real Madrid ist nur schleppend in die Saison gekommen. Nach dem Fehlstart reagierten die Verantwortlichen und stockten ihr Starensemble mit Luka Modric auf. Das Team ist mit zahlreichen Nationalspielern gespickt. Während es in der UEFA Champions League von Beginn an lief, hat der spanische Meister nun auch in der Liga Fahrt aufgenommen.

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Trainer Jose Mourinho [firo]

Der Saisonbeginn war ungewöhnlich in Madrid. Es wurde kein neuer Starspieler vorgestellt wie so oft in der jüngsten Vergangenheit. 2010 kamen etwa Sami Khedira (VfB Stuttgart, 14 Mio. Euro) und Mesut Özil (Werder Bremen, 18 Mio. Euro). Ein Jahr zuvor war Real in neue Dimensionen vorgestoßen als Kaka (AC Mailand, 65 Mio. Euro) und Cristiano Ronaldo (Manchester United, 94 Mio. Euro) in die spanische Hauptstadt gewechselt waren. In diesem Sommer wurde das Projekt Titelverteidigung also gänzlich ohne neue Spieler in Angriff genommen.
Die Saison begann mit einem Clásico. Im Supercup traf Meister Madrid auf Pokalsieger Barcelona und unterlag im Prestigeduell mit 2:3. Auch der Ligastart verlief ungewöhnlich holprig für das Starensemble. Erst am dritten Spieltag gelang der erste Saisonsieg, die nächste Niederlage setzte es jedoch bereits in der folgenden Woche. Der "größte Klub der Welt" war auf den zwölften Tabellenplatz abgerutscht und wies schon acht Punkte Rückstand auf Erzfeind Barça auf. Anschließend konnte Madrid den Hebel jedoch umlegen und fuhr die gewünschten Punkte ein. Die Krönung der spanischen Fußballkunst war der nächste Clásico, dem die beiden Superstars Ronaldo und Lionel Messi mit jeweils zwei Toren ihren Stempel aufdrückten. Real Madrid schaffte es sogar teilweise, die gefürchteten Kurzpassstafetten des FC Barcelona zu unterbinden. Barça musste zufrieden sein, seinen größten Konkurrenten weiterhin auf Abstand gehalten zu haben.
Während der Start in der Liga missglückte, lief es für Madrid in der UEFA Champions League von Anfang an rund. Nach zwei Spielen führen die Spanier die Tabelle mit der Maximalausbeute von sechs Punkten an. Auch wenn der 3:2-Sieg gegen Manchester City am ersten Spieltag durch ein Last-Minute-Tor von Cristiano Ronaldo in der 90. Minute glücklich zustande kam, war er doch verdient. Madrid hatte die Partie über weite Strecken klar dominiert, ebenso wie die Begegnung mit Ajax Amsterdam, die Real durch ein 4:1 für sich entschied.
In der Königsklasse hat Madrid eine weiße Weste
Zu dieser Zeit stand Luka Modric schon im Kader. Denn natürlich ließen die Verantwortlichen den verunglückten Saisonstart nicht einfach so auf sich sitzen. 30 Mio. Euro überwiesen sie an Tottenham Hotspur, damit der zentrale Mittelfeldspieler das weiße Trikot überstreift. Mit Modric, Özil und Kaka verfügt Madrid nun über drei Spielmacher der Extraklasse. Den Kader vervollständigen fast ausschließlich Nationalspieler. Zu den Länderspielen Mitte Oktober reisten allein 19 Fußballer zu ihren Auswahlmannschaften.

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Europas Champions 2002

Im Tor steht der spanische Nationaltorhüter Iker Casillas. Davor versperren Sergio Ramos und Pepe den Weg. Xabi Alonso und Khedira machen das Mittelfeld dicht. Vorne haben Ronaldo, Gonzalo Higuain, Karim Benzema und Angel di Maria eine eingebaute Torgarantie. Sorgen macht dem Trainer momentan allerdings die Abwehr. Der etatmäßige Linksverteidiger Marcelo hat sich den Fuß gebrochen, und auch sein Ersatz Fabio Coentrao fällt mit einer Muskelverletzung noch länger aus. Mourinho wird die Viererkette wohl umbauen und Alvaro Arbeloa von rechts nach links verschieben und Ramos als rechten Außenverteidiger aufstellen.
Aber egal, wer aufläuft, frühes Pressing, schnelles Umschalten und eine eiskalte Chancenverwertung lautet der Plan des exzentrischen Trainers, der seit kurzem nicht mehr "the special one" genannt werden möchte. Als "den Besonderen" bezeichnete er sich nach seinem Wechsel zum FC Chelsea. Man solle ihn lieber "the only one", "den Einzigen" nennen. Schließlich habe er es geschafft, in den drei wichtigsten Ligen England, Italien und Spanien Titel gewonnen zu haben. In seinem ersten Jahr in Madrid konnte er den Pokal holen, im zweiten die Meisterschaft, im dritten soll der Sieg in der Champions League her. Natürlich weiß Mourinho auch, wie das geht: 2004 mit Porto und 2010 mit Inter Mailand gewann er bereits die Königsklasse.
Christina Reinke